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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Köder
    geschluckt. Dank Ihnen konnte man zwei Fliegen
    mit einer Klappe schlagen. Erstens hat man sich
    des Eindringlings entledigt, und zwar auf ganz le-
    gale Weise. Für den gewöhnlichen Steuerzahler hat
    die Polizei – zweitens – ihre Rechnung mit Sid
    Lankabout alias Abou Kalybse beglichen. Die Sa-
    che ist abgeschlossen.“
    Ich versuche, einen höhnischen Schimmer in sei-
    nen Augen zu entdecken. Doch Salah Doba macht
    keinen Scherz.
    „Ich habe es satt, Kommissar. Ich habe die Be-
    trügereien satt, die ständigen Manipulationen, das
    Puzzlespiel … Gehen Sie nach Hause, das ist der
    Rat eines Freundes. Denen sind Sie nicht gewach-
    sen.“
    „Wir lieben die Gefahr“, sagt Dine.
    „Es ist der Mühe nicht wert, meine Herren. Wirk-
    lich, es zahlt sich nicht aus. Gehen Sie nach Hau-
    se.“
    Dine beeindruckt das nicht. Er fingert mit vollge-
    stopften Backen im Konfekt herum und bohrt nach:
    „Es sind nicht diese hundertzwanzig Millionen
    Dollar, die uns Sorgen machen, Monsieur Doba.
    Das Land streckt alle viere von sich, wir würden
    ihm gerne wieder auf die Beine helfen.“
    Doba lacht müde auf: „Man sieht, daß Sie keine
    Ahnung haben, wovon wir hier sprechen.“
    „Wir reden von der Finanz- und Polit-Mafia …“
    „Alles Einbildung! Das sind Worte, nichts als
    Worte, zugkräftige Vokabeln, klingende Bezeich-
    nungen, hohle Phrasen. Diese Leute sind die Stär-
    keren. Nicht unterzukriegen. Sie haben die Härte
    des organisierten Verbrechens, den Zusammenhalt
    der Cosa Nostra, die Immunität der Parlamentarier
    und die Straffreiheit der Götter.“
    „Einen Namen, Monsieur Doba, einen einzigen
    Namen. Um den Rest kümmern wir uns dann
    selbst.“
    „Wie kommen Sie darauf, daß ich einen von ih-
    nen kennen könnte?“
    „Wir besitzen Dokumente, Filme, Tonbandmit-
    schnitte. Wir wissen zum Beispiel, was Sie 1991 in
    Beirut gesucht haben, warum Sie 1992 Ihren Auf-
    enthalt in Syrien abgebrochen haben, was aus Ihren
    zwei Kollegen 1994 in der Libyschen Wüste ge-
    worden ist, warum Ihre Freundin aus Staoueli sich
    aus dem fünften Stock gestürzt hat …“
    „Das genügt! Wenn Sie Beweise gegen mich ha-
    ben, warum warten Sie noch, mich zu verhaften?“
    Da wir schweigen, fährt er fort. „Heiße Luft!“ Er
    bläst durch den Kreis, den er mit Daumen und Zei-
    gefinger bildet. „Heiße Luft! Vergebliche Liebes-
    müh. Denen sind Sie nicht gewachsen. Wir sind
    hier nicht in Italien, nicht in Frankreich und auch
    nicht in den Vereinigten Staaten. Hier verkauft sich
    die Justiz an den Meistbietenden. Die Grundwerte
    sind gekoppelt an die Kontoauszüge. Haben Sie
    Geld, dann gelten Sie was. Dann sind Sie wer. Ha-
    ben Sie keins, sind Sie allein. Dann pfeift die ganze
    Welt auf Sie, und wenn Sie zehnmal der Messias
    wären.“
    Er sieht auf die Uhr und bemerkt: „Zeit für meine
    Lieblingsserie. Auf Wiedersehen, meine Herren.“
    Wir brechen auf.
    Bevor wir uns verabschieden, sage ich zu Salah
    Doba: „Der einzige Unterschied zwischen Ihnen
    und den Terroristen ist, daß die Terroristen ein
    Risiko eingehen, Sie dagegen nicht. Wenn deren
    Kühnheit auch nicht die Niedertracht ihrer Taten
    schmälert, so ist Ihre Feigheit nicht einmal der
    Verachtung würdig.“

    * * *

    Wir wußten von vornherein, daß Salah Doba knall-
    hart sein würde. Daher hatten wir uns kaum Hoff-
    nungen gemacht. Unser Besuch sollte nur ein biß-
    chen Bewegung in die Sache bringen. Man kann
    nie wissen. Man wirft ein Wort in die Runde und
    wartet, bis ein Gerücht daraus wird.
    Wir haben im sechsten Stock eines Gebäudes et-
    wa hundert Meter von der Oase entfernt eine Ab-
    hörstation eingerichtet. Unser Funker liegt richtig-
    gehend über dem Armaturenbrett, eine schwitzende
    Masse, die Kopfhörer an den Schläfen.
    „Na?“ fragt Dine und setzt sich neben ihn.
    Der Funker winkt mit seinem Bleistift ab.
    Etwa zwanzig Minuten später wird er lebendig,
    hebt den Bleistift als Zeichen zum Stillsein. Die
    Spulen des Tonbands beginnen sich quietschend zu
    drehen.
    „Was soll das?“ donnert eine rauhe Stimme aus
    dem Telefon. „Anscheinend waren zwei Bullen bei
    dir.“
    Dann Salah Doba: „Zwei Fliegen. Sie sind lästig,
    aber sie stechen nicht.“
    „Sind sie registriert?“
    „Auf dem Abstellgleis, sage ich dir. Kleine Fi-
    sche.“
    „Was wollten sie?“
    „Eine alte Geschichte. Kein Grund zur Panik,
    kann ich dir versichern. Wenn es ernst wäre, kannst
    du dir doch denken, daß ich es dir brühwarm

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