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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Targi auf den Metallstühlen Platz genommen habe, dann räuspert er sich und bittet um Ruhe. Eine Mücke beginnt zu surren. Wir halten die Luft an.
    Er ist konzentriert wie ein Messerwerfer, so, als hinge davon seine Karriere ab, fährt zackig seinen Drehkuli aus und deutet damit auf die Pinnwand zur Rechten.
    »Der Hausmeister von der Place de la Charite Nummer 14 und weitere Augenzeugen haben vier der fünf Mörder des Diplomaten und des Professors identifiziert. Es handelt sich um - erstens:
    Merouane Sid Ahmed, genannt TNT, die reinste ökologische Katastrophe, Junggeselle, ohne Beruf, stammt aus Ai’n Defla, war an beiden Attentaten beteiligt … zweitens: Blidi Kamel, 30 Jahre alt, verheiratet, vier Kinder, Trödler in El Harrach, war an beiden Attentaten beteiligt … drittens: Zaddam Brahim, 32 Jahre alt, Afghanistanveteran, war am zweiten Attentat nicht beteiligt … viertens: Gai’d Ali, genannt ,der Friseur’, 25 Jahre alt, der Emir der Gruppe, würde die Hölle ebenso schnell leerfegen wie der Schwarze Mann die Kinderstube, verantwortlich für sämtliche Autobombenattentate, die in letzter Zeit in Algier passiert sind, siebzehn Morde in acht Monaten …«
    »War er von Beruf Friseur?« hake ich nach, um seinen Redeschwall zu bremsen.
    »Das ist nur sein Spitzname, weil er seinen Opfern immer den Kopf abschneidet.«
    Ewegh blickt angestrengt auf das Foto des »Emirs« und fragt: »Kannten sie sich, der Diplomat und der Professor?«
    »Offenbar nicht. Das waren zwei ganz gegensätzliche Charaktere, der Diplomat verkehrte in den höchsten Kreisen, den Professor zog es eher in die Niederungen.«
    »Erzähl uns mehr über den Professor.«
    »Da gibt’s nicht viel zu sagen. Er lebte außerordentlich zurückgezogen. Freunde hatte er keine. Seine Studenten nannten ihn »den Eremiten«. Ein Leben in geordneten Bahnen: von der Arbeit in die Kneipe ins Bett. War Berater von Said Rafik. Hat den Job nach drei Monaten wieder geschmissen.«
    »Wer ist dieser Rafik?«
    »Na hör mal, der Kulturminister.«
    »Sieh einer an, und ich dachte immer, der einzige Kulturminister, den Algerien je hatte, wäre Jack Lang [ populärer französischer Kulturminister] … Und warum hat er gekündigt?«
    »Unverträglichkeit der Charaktere.«
    Bliss stößt die Tür zur Einsatzzentrale auf und präsentiert mit funkelnden Augen seine Rattenvisage: »Wir haben den Peugeot gefunden. Leutnant Charter ist schon an Ort und Stelle.«
    Ich werfe ihm einen feindseligen Blick zu und frage zurück: »Na und?«
     
    Es gibt Orte, die scheinen den Tiefen der Vergangenheit entstiegen. Ihr Ruhm ist zu Staub und Asche geworden. Sie sind nur noch da, um durch die Köpfe zu spuken. Wie ein Museum, dessen Tor für alle Zeiten verriegelt ist, eine Muse, deren Lippen auf ewig versiegelt sind. Die Sonne scheint nicht für sie, und ihre Tage sind bleichen Nächten gleich.
    Die Kasbah entstammt zwar nicht jener fernsten Vergangenheit, doch aus jenen Tiefen steigen ihre Tragödien und Gespenster auf. Ein Narr, wer ihre architektonische Bedeutung preist - nur Trümmer und Schutt sind davon übriggeblieben. Sie schwebt zwischen Utopie und Erinnerung, härmt sich wortlos zu Tode und grollt den Gezeiten, sie nicht längst hinweggeschwemmt zu haben.
    Hier, in diesem unentwirrbaren Spinnennetz, gärt und wuchert die Resignation wie ein giftiger Teig. Die Menschen haben das Warten aufgegeben. Die Füße im Fegefeuer, den Kopf halb im Jenseits, vegetieren sie dahin, und ihre Gebete klingen aus in Verwünschungen. Die Graffiti wirken hier wie Grabinschriften. Die Pflastersteine überziehen Straßen, die jede Erinnerung an bessere Tage verloren haben, mit der Beulenpest. Aus den Hausfluren sickert die Dämmerung in die Köpfe ein.
    Die Kasbah, Müllhalde für alles Unglück der Welt, läßt den Sturmangriff auf ihre heldenhafte Vergangenheit über sich ergehen wie eine Witwe die Liebesbekundungen eines gekreuzigten Gatten, dessen Gedächtnis die Kinder an jeder Straßenecke mit Füßen treten.
    Die Kneipe Club des amis ist für die Kasbah das, was der Hof für den Sträfling ist. Wer dorthin will, muß darauf achten, wohin er die Füße setzt. Es ist eine versiffte, höchst dubiose Kaschemme. Hier treffen sich die, die nicht wissen wohin, halten sich trübselig am Kaffee fest und warten auf die Nacht, den kleinen Tod. Von früh bis spät sind sie da, traktieren die Tische mit ihren Dominosteinen, beginnen den Tag mit Doppelsechs und beenden ihn mit Doppelweiß. Wenn

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