Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
Vom Netzwerk:
Mißgeschick anderer zu ergötzen, wenn du es genau wissen willst.«
    Er dreht sich von mir weg.
    Jenseits des Fensters, das ein Vorhang aus Spinnweben verschleiert, ducken sich die Hochhäuser unter einer schwärzlichen Dunsthaube. Gereizt rempeln sich die Wolken an, während ein feiner Regen auf die Scheiben trommelt. Es ist noch nicht achtzehn Uhr und schon Nacht in Algier.
    »Was willst du, Llob?«
    Ich knalle ihm das Foto von Beelzebub höchstpersönlich auf die Brust: »Erkennst du ihn?«
    »Klar. Das ist Alla Tej. War mal mein Gärtner. Was hat er denn jetzt ausgefressen?«
    »Keine Ahnung. Ich bin hinter seinem Schwager her, Gai’d, genannt der Friseur.«
    »Und was hab ich damit zu tun?«
    »Du warst jahrelang sein Arbeitgeber. Du kennst bestimmt seine Gewohnheiten. Es gibt sicher einen Ort, an dem ich ihn finden kann.«
    Athmane bewegt sich unter Schmerzen. Sein violett verfärbtes Gesicht zerknittert zu tausend Falten. Er grollt: »Und ich dachte, du wärst wegen meines Unfalls gekommen.«
    »Das nächste Mal«, antworte ich bissig. »Im Augenblick hat dein Dienstbote Vorrang. Es ist wirklich wichtig.«
    Er wackelt betrübt mit dem Kopf. Ich lasse ihn zwei Sekunden lang vor sich hin stieren, dann piesacke ich ihn erneut.
    Er gibt schließlich nach: »Der treibt sich in Riad El Feth rum. In der Herrentoilette.«
    Spricht’s, dreht sich wieder zum Fenster um und weigert sich, mir zum Abschied hinterherzublicken.
    Im Gang ertappe ich Lino dabei, wie er einer Krankenschwester sein Leben erzählt. Ich schiebe ihn vor mir her und frage: »Haben wir jemanden in Riad El Feth?«
    Lino faßt sich mit beiden Händen an die Stirn wie ein Biologe angesichts einer seltsamen genetischen Mutation, überlegt und überlegt und schnippt zuletzt mit den Fingern: »Wir haben Jo, Chef.«
     
    Jo hat mich ins Grill 69 nach Riad El Feth bestellt. Ein Edel-Snack mit Glasfassade, verspiegelter Decke, rotweißem Mobiliar. Der Service ist diskret, die Kundschaft gerade flügge geworden. Schwaden von Kif und der Duft des großen Geldes wetteifern in aller Freundschaft um die klimatisierte Luft, während schmachtende Melodien das Kristall der Lüster zum Erklingen bringen. Überall Miezen, maunzend und mit den Wimpern klimpernd, den Popo renitent in knallenge Jeans gezwängt. Hier und da ein Gymnasiastenpärchen, das sich per Blickkontakt paart, eine Hand ums Glas geschlungen, die andere unter dem Tisch.
    Unsere Ankunft läßt für einen Sekundenbruchteil einige Augenbrauen fragend hochgehen, dann beachtet man uns nicht mehr. Ich lasse mich mit Lino in Türnähe nieder, und wir machen uns alsbald über senfgestreifte Hammelhoden her. Gratis. Der Snackbesitzer steht nicht eben im Ruf, ein Engel zu sein, da investiert er lieber ein bißchen. Da über des Desserts verlockender Süße kein Schreckgespenst in Form einer Rechnung schwebt, nutzt Lino die Gastfreundschaft über Gebühr. Dem Lächeln des Wirts tut das zwar keinen Abbruch, doch im Innersten dürfte er zutiefst erschüttert sein. Das wird ihm kein zweites Mal passieren, sich von Hungerleidern wie uns zu Anwandlungen von Barmherzigkeit hinreißen zu lassen.
    Ewegh sitzt hinten an einem Tisch neben den Toiletten. Die unmittelbare Nähe eines höchst agilen Popos lenkt ihn in keiner Weise ab. Er hat den ganzen Laden im Blick und die Knarre griffbereit.
    »Nicht übel, der Schuppen«, befindet Lino, während er sich die Finger leckt, von denen es nur so tropft. »Werde demnächst wohl mal meine Rothaarige hierher ausführen.«
    »Ich dachte, sie sei blond.«
    »Ah … das ist eine neue Eroberung. Du weißt doch, ich lasse mich nicht zähmen.«
    »Wußte ich nicht.«
    »Na schön, dann weißt du es eben jetzt.«
    Ich wische mir über die Lippen, um ein aufkommendes Grinsen zu kaschieren. Das letzte Mal, daß der Brillerich mit einem Mädchen ausgegangen ist, dürfte auf dem Klassenausflug gewesen sein. Mit dem Feuerlöscher, den er zwischen den Schultern hat, schafft er es im besten Fall, sein eigenes Spiegelbild nicht zu verscheuchen.
    Er macht sich andächtig über einen Fleischspieß her, tunkt ihn erst in Mayonnaise, dann in Harissa, zuletzt in Senf - man beachte die klug durchdachte Reihenfolge bezüglich der Konsistenz der Beilagen - und schlägt mit glücklichem Seufzen seine Zähne hinein.
    »Was hältst du davon, Kommy?«
    »Wovon?«
    »Von dem Laden hier. Meine Kleine wird das geil finden.«
    »Wenn es dir Spaß macht, dich ausnehmen zu lassen.«
    »Sorg halt dafür, daß

Weitere Kostenlose Bücher