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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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ich das Büro verlasse, drehe ich mich noch einmal um. Und was ich in seinem Blick entdecke, läßt meine Nierensteine schlottern.
     
    Eine geschlagene Woche lang hätte ich mir vom vielen Kopfdrehen fast die Halswirbel verstaucht. Ich hatte ständig das Gefühl, beschattet zu werden. Und während ich noch darauf warte, daß über mir der Himmel einstürzt, stolpere ich über eine zweite Leiche.
    Eine Traube von Gaffern drängt sich gegenüber der Villa Nummer 18 in der Rue Ferhat Said und beobachtet schweigend die Polizisten, die sich davor zu schaffen machen.
    Bliss kauert vor einem von Kugeln durchsiebten Auto und betrachtet die Schlüssel, die am Boden liegen: »Er hatte nicht einmal mehr Zeit, die Wagentür zu öffnen.«
    »Wer?« fragte ich, erbost über die Fähigkeit des Giftzwergs, offenbar überall gleichzeitig zu sein.
    »Abad Nasser, 67 Jahre alt, Junggeselle, Professor an der Universität von Benak [*Benak = umgangssprachliche Abkürzung für Ben Aknoun, einen Stadtteil von Algier].«
    »Noch ein Intellektueller weniger«, seufzt Lino. »Den Zeugen nach waren sie zu dritt«, redet Bliss weiter. »Einer ist am Steuer geblieben. Die zwei anderen haben das Opfer bis in den Innenhof seiner Villa verfolgt. Hier und im Inneren finden sich Patronenhülsen. Es war eine 7,62er. Vermutlich eine Kalaschnikow. Ist gegen dreizehn Uhr passiert. Der Professor wollte gerade nach Benak aufbrechen.«
    Der Leichnam des Professors liegt verzerrt auf der Freitreppe, die Brille zertreten davor auf dem Weg. Er ist ein alter Mann, weißhaarig, hager und hochgewachsen, mit einem Gesicht, das aussieht wie mit dem Meißel gehämmert. Mit der Linken hält er noch den Mantelkragen hoch, als wolle er sich in einem absurden Selbstverteidigungsreflex vor dem Kugelhagel schützen.
    »Sie waren in einem grauen Peugeot«, fährt Bliss fort, um uns zu verstehen zu geben, daß er nichts dem Zufall überlassen hat. »Ich habe die Autonummer gleich an die Zentrale durchgegeben.«
    »Danke, du wirst nicht mehr gebraucht.«
    Mein trockener Ton verschlägt ihm die Sprache. Er verschwindet. Und es ist, als ginge die Sonne auf.
    Von seinem Geunke befreit, kann ich mich endlich ungestört der Tragödie zuwenden. Ehe er den Geist aufgegeben hat, hat der Professor noch etwas auf eine Treppenstufe gekritzelt. Das Blut ist geronnen, doch die Fingerspuren sind gut erkennbar: »HIV« steht da zu lesen.
    »Hast du noch ein paar Vögelchen im Kasten?« frage ich den Fotografen.
    »Noch ein ganzes Nest voll, Chef.«
    »Dann mach mir eine Großaufnahme von diesen seltsamen Großbuchstaben.«
    »Finger weg!« tobt ein helles Stimmchen.
    Ein Mickerling im Mafioso-Anzug, der wie ein Billig-Imitat ausschaut, rennt den Polizisten, der vor der Villa Wache steht, über den Haufen und stürzt auf mich zu, wobei er mir sein Abzeichen entgegenhält, als schwinge er das Kruzifix vor einem Vampir.
    »Capitaine Berrah vom Geheimdienst. Meine Leute werden gleich da sein. Packen Sie Ihren Zirkus zusammen und machen Sie, daß Sie wegkommen.«
    »Sachte, sachte, Capitaine. Sie werden uns noch einen Schreck einjagen.«
    »Mir egal. Packen Sie Ihren Krempel ein und ziehen Sie Leine, Kommissar.«
    »Noch ein falscher Ton, du Klapphorn«, lehnt Lino sich auf, »und du landest gleich selber mitten im Krempel!«
    Da ist er baff, der Kollege! Er runzelt verstört die Brauen, total überrascht von der Aufsässigkeit des Untergebenen, sieht mich an und fragt, wobei er mit dem Daumen auf ihn zeigt: »Wo kommt denn diese Kaulquappe her?«
    »Aus Jupiters Schenkel«, antworte ich.
    Er macht auf beleidigte Gottheit, der Capitaine, nimmt den Himmel, dann den Erdboden ins Visier, ehe er mich, ohne den Daumen von der Schulter zu nehmen, erneut befragt: »Wie hat er mich doch gleich genannt?«
    »Klapphorn«, bestätigt Lino im Brustton der Verachtung. »Kleines Loch und große Klappe.«
    Erst da läßt sich der Capitaine dazu herbei, dem Lästermaul ins Angesicht zu blicken, wobei er sich den Daumen gegen die Brust drückt: »Ich, ein Klapphorn?«
    »Ja! Du, ein Klapphorn!«
    Ich versuche, sie zu beschwichtigen, gemäß Rundschreiben Nummer 129 des Innenministeriums. Der Capitaine weigert sich, Waffenstillstand zu schließen. Sein Gesicht ist verzerrt, er wiegt sich auf der Stelle hin und her. Ohne den Daumen von seiner Brust zu lösen, streckt er den Zeigefinger Richtung Lino aus: »Du wirst bald von Berrah reden hören, kleiner Kerl. Und dein Chinesen-Zöpfchen, das scher ich dir mit dem

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