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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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spielen jetzt Tausendundeine Nacht, okay? Du bist die Scheherazade, ich der Sultan. Du wirst mir alles über deine kleinen Freunde erzählen, ihre Verstecke, ihre Pläne. Und Ewegh, der da drüben steht, wird den Damokles spielen. Wenn du nicht weiterredest, klopft er dir so lange auf den Kopf, bis dir das Hirn zur Nase rausfließt. Wenn du durchhältst, bekommst du Aufschub bis zur nächsten Nacht. Na, wie gefällt dir das?«
    Er räuspert sich, um mir erneut seine Verachtung ins Gesicht zu spucken. Diesmal ist meine Hand schneller als er, ich drücke ihm den Hals zu und zwinge ihn, Gift und Galle wieder hinunterzuschlucken.
    Wie alle indoktrinierten Brüllaffen - stark im Chor und schlapp im Solo - fällt Jak Stehauf schon nach den ersten Ohrfeigen um. Nicht daß meine Methoden besonders überzeugend wären, nein, aber die kleinen Giftkröten des lieben Gottes sind einfach Weltmeister im Seitenwechsel. Sie drehen ihr Mäntelchen so geschwind nach dem Wind, daß die Haut auf ihrem Rücken schon ganz abgeschürft ist.
     
    Das Versteck, zu dem Alla Tej uns führt, befindet sich im ersten Stock eines Stundenhotels in der Rue Safir Balach. Die Gegend ist hoffnungslos übervölkert. Riecht meilenweit im Umkreis nach Moder und Schweiß. Man steht Schulter an Schulter, so fällt man nicht um, doch mit Solidarität hat das nichts zu tun. Man könnte eine Stecknadel vom Balkon werfen, sie käme nie auf dem Boden an. Außerdem ist die Wäsche über der Straße so dicht gehängt, daß die alten Leute Mühe haben, einen Sonnenstrahl zu erhaschen, in dessen Schein sie ihren Schemel rücken könnten.
    Das Hotel gammelt in einer Sackgasse vor sich hin und ist vom vielen Warten schon ganz schwarz.
    Hier und da betteln verschleierte Nutten herum, die sich als Wahrsagerinnen tarnen, um keinen Anstoß bei sensiblen Gemütern zu erregen. Zwei Zuhälter lungern auf dem Gehweg, ein Auge auf die Herde gerichtet, das andere im Nirwana. Einige Kunden schleichen mit schlechtem Gewissen um die Ware, bereit, sich zu verdrücken, sobald irgendwo ein bekanntes Gesicht auftaucht.
    Auf der Terrasse eines Cafés hält Lino seinen Daumen hoch. Sein Zöpfchen hat er unter eine Scheschia [ Scheschia (auch Chechia geschrieben) = traditionelle Kopfbedeckung, Fez] gestopft, und er ist in einen Kaftan geschlüpft, um von der Umgebung nicht abzustechen; doch seinen Bullenschatten wird er nicht los …
    Ewegh geht vor, kontrolliert das Erdgeschoß und kommt zurück, um mir von der Tür aus Feuerschutz zu geben. Ich stoße Jak Stehauf zur Rezeption. Der Typ an der Kasse ist so enorm wie die Sünde. Seine Pranken liegen auf der Theke, den Stuhl hat er gegen die Wand gerückt, und er lacht still vor sich hin, während er einen Comic von Slim überfliegt.
    »Im Untergeschoß ist noch ein Zimmer frei«, verkündet er ohne aufzusehen. »Fünf Scheine für zwanzig Minuten. Gehandelt wird nicht. Man hebt sich die Spucke für Wichtigeres auf.«
    Endlich geruht er den Blick zu heben, läßt die Augen von Alla zu mir springen, wie man von Stock zu Stein zu springt:
    »Und damit komme ich euch noch entgegen. Wir sind hier kein Hospiz. Alte Leute lassen wir sonst nicht rein.«
    »Sieh an, und warum?« frage ich ihn.
    »Raten Sie mal. Bei Ihrem Alter, da steht man doch mit einem Bein im Grab.«
    »Und wenn ich mit beiden Beinen im Grab stünde, hätte ich noch immer ein drittes, um dir in den Arsch zu treten, du Trampeltier.«
    Ich fege mit einem wütenden Hieb seine Pranken vom Tresen und knalle ihm meinen Dienstausweis in die Fresse.
    »Den Schlüssel von Zimmer 13! Du gehst gefälligst vor.«
    Ich habe ja schon so manchen Saustall gesehen, damals, als ich als Mädchen für alles bei den Juliens gejobbt habe, aber der in Zimmer 13 ist wirklich was fürs Guinness-Buch der Rekorde. Hier herrscht solch ein bestialischer Gestank, daß ich, als ich das Licht anknipse, befürchte, es fliegt gleich alles in die Luft.
    »Wer macht hier eigentlich sauber?«
    »Der Mieter.«
    »Hat er für den ganzen Monat gemietet?«
    »Er hat für ein Vierteljahr im voraus bezahlt, aber er ist selten da.«
    Ich zeige ihm das Foto von Merouane Sid Ahmed alias TNT.
    »Ja, das ist er!«
    »Hat er allein hier gelebt?«
    »Mit einem Mädchen.«
    »Wo können wir die finden?«
    »Keine Ahnung.«
    »Eine, die hier arbeitet?«
    »Kein Mensch in unserem Team kennt die. Hat eine Warze auf der Nase, die sie als Schönheitsfleck verkauft. Sie ist unverwechselbar: ein Bauernschrank mit roter Perücke und

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