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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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falschen Wimpern, die dir beim ersten Kuß ins Auge stechen.«
    »Weißt du, wer das sein könnte?« frage ich Jak Stehauf.
    »Die heißt Brigitte.«
    »Französin?«
    »Nicht direkt. Sie wird so genannt, weil sie einem Frachter ähnelt, der Brigitte heißt.«
    Ich schicke den Typen von der Rezeption in seinen Käfig zurück und mache mich daran, das Chaos zu durchwühlen. Stinkende Schuhe, eklige Klamotten, ein kaputter Revolver, Anleitungen zum Bombenbasteln, eine Stange Dynamit … In einer Schublade stoße ich auf eine Mappe. Darin Fotos von Athmane Mamar, seinem Hund, seinem Haus und außerdem ein Lageplan seines Betriebs.
    Während ich ihm den Rücken zukehre, nimmt Alla Tej die Beine in die Hand und flüchtet über den Gang. Das bringt mich nicht eine Sekunde aus der Fassung. Mit einem Mal bricht der Laufschritt ab, und sofort folgt ein Aufknall.
    »Ich hoffe nur, du hast ihn nicht totgemacht«, brumme ich, während ich weiter unter dem Bett herumsuche.
    »Ich hab’s nicht überprüft!« tönt Eweghs Stimme aus den Tiefen des Gangs.
    Eines ist gewiß: wenn Alla sich weiterhin darauf versteift, uns so häufig zu entwischen, ist sein Gesicht über kurz oder lang so platt wie ein Bügelbrett.
    »Athmane Mamar sitzt zur Abwechslung im Rollstuhl, direkt vor dem Fenster, seine Gliedmaßen sind mit Merkurochrom-Tinktur bepinselt, sein mondförmiges Gesicht mit Schorf und Grind überzogen. Er dämmert vor sich hin, ähnlich einem weltvergessenen Einsiedler. Er dreht sich nicht um, als er hört, wie sich die Zimmertür öffnet.
    »Hallo, Ramses. Ich habe dir Pariser Konfekt mitgebracht.«
    Ich stelle eine Tüte mit Süßigkeiten auf dem Nachttisch ab und lege ihm eine mitfühlende Hand auf die Schulter, was ihn vor Schmerz hochfahren läßt.
    »Pardon.«
    »Halb so wild. Ich gewöhne mich allmählich an mein Nessusgewand.«
    »Ist das aus Brennesseln?«
    Jetzt rollt er herum und ich sehe sein Gesicht, eine Kamee von einem Violett, daß einem die Schamhaare zu Berge stehen.
    »Die Schwester findet, daß meine Physiognomie der Weltkugel ähnelt«, tröstet er sich über sein Geschick hinweg.
    »Sehr liebenswürdig von der Schwester.«
    Sein klägliches Lächeln franst nach und nach aus, und er umklammert mit den Händen seine Knie, wobei sich seine Gelenke milchig verfärben.
    Ich ziehe Fotos und Skizze aus meinem Mantel und breite alles auf dem Bett aus.
    »Das habe ich bei einem Bombenleger gefunden, dem wir die Mehrzahl aller Bombenattentate in Algier verdanken. Ein gewisser Merouane Sid Ahmed, genannt TNT.«
    Athmane wendet mühsam den Hals um hinzuschauen, erkennt den Lageplan und fällt in den Stuhl zurück.
    »Was genau willst du von mir, Llob?«
    »Du hast mich angeschwindelt. Der Brand in deinem Betrieb, das war kein Kurzschluß.«
    »Das geht dich gar nichts an. Ich bin gegen die geimpft, ich komm alleine klar.«
    Ich sammle alles wieder ein, lege es sorgsam zusammen und verstaue es in der Innentasche meines Mantels.
    »Ich habe mich heut früh mit deiner Alten unterhalten. War nicht gut drauf, stell dir vor. Hat mir erzählt, daß du in letzter Zeit jede Menge Anrufe gekriegt hast, daß du nicht gerade glücklich gewesen bist, wenn du wieder aufgelegt hast, und es in letzter Zeit deine Lieblingsbeschäftigung war, hinter deiner Gardine auf der Lauer zu liegen. Vor wem hast du Angst?«
    Er begnügt sich damit, auf die Scheibe zu starren. Ich baue mich zwischen ihm und dem Tageslicht auf. Es irritiert ihn, daß ich nicht durchsichtig bin. Er rollt zur Seite und starrt erneut auf die Gebäude jenseits der Straße.
    »Sie hat sich auch an Ben Ouda erinnert. War ein Kumpel von dir.«
    »Damals hatte ich Kumpel bis in die Arme meiner Frau hinein.«
    »Verstehe. Das letzte Mal, als er dich besuchen kam, war er völlig außer sich.«
    »Er hatte gerade pleite gemacht. Logisch, daß einen das nicht zu Jubelstürmen hinreißt.«
    »Deine Alte hat erklärt, daß der Milliardär Dahmane Faid von dir verlangt hätte, dem Diplomaten nicht aus der Patsche zu helfen. Hast du all die Anrufe gekriegt, weil du dich über seine Anweisungen hinweggesetzt hast?«
    »Ich bin doch niemandes Diener!«
    »Warum wollte Faid denn unbedingt verhindern, daß Ben Ouda wieder auf die Beine kam?«
    »Das fragst du ihn am besten selbst.«
    »Weißt du, daß Alla Tej, dein Gärtner, dich im Auftrag des Milliardärs ausspioniert hat?«
    »Ich habe ihn dafür bezahlt, sich um meinen Garten zu kümmern.«
    »Es scheint dich aber nicht zu

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