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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Biograph vom Dienst zu vermelden wissen - war dem Geschepper eines Münzautomaten zum Verwechseln ähnlich. Und es kam gar nicht in Frage, daß er zum Fläschchen griff, wenn man ihm nicht zuvor eine Banknote unter sein Lätzchen steckte. Erpressung, Prostitution, Rauschgift, Schmuggel, Politik: wo immer es was zu mauscheln gibt, hat er seine Hände im Spiel.
    Der einzige Ort, an dem er nicht investiert, ist Allahs Paradies. Was das anbelangt, gibt er sich keinen Illusionen hin.
    Sein Büropalast erhebt sich am Ausgang von Hydra, steht da wie ein Monument, errichtet zu Ehren der Geister, die über den trüben Wassern schweben. Sieben Etagen, rundum verglast und üppig begrünt mit wild wuchernden Pflanzen, dazu eine prachtvolle Eingangshalle, die an einen Bahnhof aus der Kaiserzeit erinnert.
    Lino kämpft sich durch die morgendliche Menge, die die Schalter belagert. Je mehr Leute sich umdrehen, wenn er vorüberkommt, desto heftiger ruckt er mit dem Kopf, um seinen Zopf zum Schwingen zu bringen.
    »Glaubst du, ich beeindrucke sie mit meinem Pferdeschwanz, Kommy?«
    »Denkst auch nur du!«
    »Nächstes Mal«, verkündet er mit naivem Ernst, »setze ich eine Schirmmütze auf.«
    Mich zwickt eine unbändige Lust, ihm ein paar Wörtchen zu sagen, aber als jemand, der um den geistigen Schiffbruch seiner Artgenossen weiß, unterlasse ich es dann doch. Niemand ist tauber als der Narr, der von seiner Narretei nichts weiß.
    Ein Rotschopf vom Format zweier Maultiere empfängt uns an der Rezeption. Er hebt den Arm, um uns zu zeigen, daß er ein Schießeisen hat.
    »Wir sind von der Polizei«, versuche ich ihn einzuschüchtern.
    »Niemand ist vollkommen«, schlägt er zurück.
    »Kommissar Llob. Dein Erlöser erwartet mich.«
    Da wird er vor Unterwürfigkeit ganz steif und bittet mich höflich, ihm zu einem derart raffinierten Aufzug zu folgen, daß man Lust bekommt, ihn für den ganzen Tag zu mieten. Ehe er mich Richtung Firmament befördert, filzt er mich und zuckt zusammen, als seine Hand gegen den Kolben meiner 9-mm-Pistole stößt.
    »Sie sind bewaffnet, Kommissar?«
    »Nur eine Prothese.«
    Verlegen greift er zum Wandtelefon und verhandelt mit dem Hörer. »In Ordnung«, sagt er schließlich und legt wieder auf. »Sie können sie behalten.«
    Lino hat kaum Zeit, sein Zöpfchen in Form zu bringen, da schiebt der Rotschopf ihn schon zur Seite, wie man die Spreu vom Weizen trennt.
    »Einer nach dem anderen. Du bleibst schön hier, du Spermatropf, und gib acht, daß du den Teppich im Salon gegenüber nicht beschmierst, bis deine Eizelle zurück ist.«
    Lino erwartet, daß ich alles kurz und klein schlage, um seine Ehre zu retten. Aber ich breite nur entschuldigend die Arme aus und lasse mich vom Aufzug aufsaugen.
    Die Mieze, die mich auf halbem Weg gen Himmel empfängt, ist zum Anbeißen. Genau die Art von Topmodel, für die ein Verrückter wie Lino zehn Jahre seines Lebens gäbe, wenn er nur zwei Minuten in den Genuß käme, öffentlich neben ihr zu posieren. Glänzende Mähne und klarer Blick, polyvalente Lippen und ein beeindruckend autonomer Busen.
    »Sitzt wohl am falschen Futtertrog?« necke ich sie.
    »Wer, Monsieur?«
    »Das süße kleine Ferkel, das sich in Ihrem Ausschnitt verkrochen hat.«
    Sie gluckst und erbietet sich, mir aus dem Mantel zu helfen. Ich lehne höflich ab, wegen der Löcher im Jackett.
    Wie ein Pharao an der Spitze seines Imperiums ergeht Dahmane Faid sich in den Tiefen eines den Besucher frustrierenden Büros, im Mund eine Zigarre und zu seinen Füßen die Welt. Er ist unförmig und kahlköpfig, im frömmlerischen Gesicht ein Stoppelbart, zwischen den Fingern eine Gebetskette. Das Klirren der Bernsteinperlen tröpfelt mit der Regelmäßigkeit eines tödlichen Tick-Tack in die Stille, zwingt meinem Puls den Rhythmus auf und läßt meine Speicheldrüsen versiegen.
    »Nehmen Sie Platz, Derrick!« dirigiert er mich schleunigst zu einem Sessel, um mir nicht die Hand drücken zu müssen.
    Ich versinke in einem Fauteuil, der so weich ist, daß ich das Gefühl habe, mit allen vieren in der Luft zu hängen.
    »Sie haben exakt drei Minuten!« fährt er mich an. »Mein Terminkalender quillt über.«
    Seine Brutalität weckt in mir Lasttierinstinkte. Im Nu gerät mein Herz aus dem Takt, und in meinen Eingeweiden beginnt es zu rumoren. Natürlich war ich als alter Hase auf einiges gefaßt und hatte das traute Tete-á-tete mit ihm gefürchtet. Jetzt stelle ich fest, daß ich trotz meines unausrottbaren

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