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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Wänden, die Ohren haben, zu tun,
    als mit Satelliten.“
    Er mustert uns von Kopf bis Fuß und murmelt:
    „Für Leute von der Polizei sind Sie enttäuschend.
    Ihre Manieren stehen denen Ihrer Delinquenten in
    nichts nach.“
    Wir schieben ihn vorwärts in einen Salon, der
    doppelt so groß ist wie meine Dreizimmerwoh-
    nung. Mit Todesverachtung weist er uns Sofas an,
    stellt sich auf die Zehenspitzen, um eine Hinterba-
    cke auf die Armlehne eines Sessels zu stützen, und
    stemmt seine Puppenfinger in die Hüften.
    „Beeilen Sie sich, mein Bad wartet.“
    Ewegh bleibt im Türrahmen stehen und blickt so
    ausdruckslos drein wie ein Walfisch.
    Ich lasse meinen Blick seelenruhig über das
    Sammelsurium aus Gemälden und Möbelstücken
    wandern, mit denen der Raum vollgestopft ist. Die-
    ser Reichtum, der aus dem Nichts kommt, verführt
    zu allem und nichts.
    „Gewisse Lästerzungen wissen zu berichten, daß
    Ben Ouda und Sie sehr enge Freunde waren.“
    „Waren wir auch.“
    „Und diese Leute begreifen nicht, warum Sie
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    nicht auf seiner Beerdigung waren.“
    „Ich war zur Behandlung eines Tumors in Paris.“
    „Dieselben Lästerzungen behaupten außerdem,
    daß Sie gewissermaßen sein wichtigster Vertrauter
    waren.“
    „So ist es.“
    „Er hat Ihnen sicherlich von der Drohung erzählt,
    die über ihm schwebte.“
    Er legt seinen Finger an die Wange, frei nach
    Rodins Denker, sinniert eine Weile und erhebt sich.
    „Inspektor …“
    „Kommissar.“
    „Nun denn, Kommissar, die Lästerzungen zerrei-
    ßen sich gerne das Maul, aber leider erklären sie
    dabei nicht viel. Doch das ist wohl auch nicht ihre Berufung. Ben Ouda war in letzter Zeit nicht mehr
    ganz für voll zu nehmen. Er hatte sich total darauf versteift, Geschäfte zu machen. Er hat seine sämtlichen Ressourcen, auch seine geistigen, aufs Spiel gesetzt. Und sein Bankrott riß alles mit sich fort. Er bekam tiefe Depressionen. Er war überzeugt, ge-linkt worden zu sein. Ben war ein unvergleichli-
    cher Diplomat, doch in Geschäftsdingen eine Nie-
    te. Er weigerte sich, sein finanzielles Debakel zur Kenntnis zu nehmen, und suchte seinen Teilhabern
    die Schuld zuzuschieben. Er war nicht mehr wie-
    derzuerkennen.“
    „Kein Wunder, er war enttäuscht. Seine Kumpel
    haben ihn ungerührt den Bach runtergehen lassen.“
    „Stimmt nicht. Ben hat das Ganze nur nicht weg-
    stecken können. Er sah überall nur noch Feinde.“
    „Das war also der Grund, warum er sich rächen

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    wollte?“
    „Wie bitte?“
    „Ben hatte vor, ein kompromittierendes Buch zu
    schreiben.“
    Abderrahmane setzt sich wieder hin, diesmal auf
    einen Glastisch mir gegenüber. Er wirkt entspannt.
    „Das waren ganz bewußte Verleumdungen,
    Kommissar. Er suchte eine Menge Journalisten auf
    und redete ihnen ein, er wäre im Besitz des Jahr-
    hundertdokuments. Weil er es nicht verkraften
    konnte, sein Geld falsch angelegt zu haben, goß er
    Kübel von Mist über denen aus, die da reüssiert
    hatten, wo er gescheitert war.“
    „Und doch ist irgendwer dabei in Panik geraten.
    Sonst hätte man ihn ja wohl kaum umgelegt und
    seinen Tresor leergeräumt.“
    Der Gnom zuckt mit keiner Wimper. Er mustert
    mich amüsiert, dann formt er aus Daumen und
    Zeigefinger ein Loch und pustet hindurch: „Alles
    nur Bluff …“
    „Professor Abad glaubte ihm jedenfalls. Er hat
    sogar eingewilligt, mit ihm zusammenzuarbeiten.“
    „Ich bin am Anfang auch drauf reingefallen. Ich
    bat ihn, Beweise vorzulegen. Ben redete jedesmal
    nur darum herum. Mit der Zeit begriff ich, daß es
    nichts zu beweisen gab. Ben hatte mir ja nie das
    Geringste verheimlicht.“
    Ich zücke eine Karteikarte, auf die ich in Riesen-
    lettern HIV gemalt habe. Er liest es, ohne nur einmal zusammenzuzucken, schiebt die Lippen vor
    und bemerkt:
    „Wenn Sie diese Buchstaben in Ihrem Kranken-
    bericht gefunden haben, Kommissar, dann gute
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    Nacht!“
    „Ich habe sie woanders gefunden, auf einer Trep-
    penstufe neben der Leiche von Professor Abad.“
    „Keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.“
    „Nicht die geringste Idee?“
    „Ich muß leider passen.“
    Wieder im Auto, während wir Richtung Bab el
    Oued den Hügel hinabrollen, frage ich Ewegh, was
    er von der Vorführung des Krösus hält.
    Der Targi mummelt: „Der hat seine Lektion gut
    gelernt.“
    „Das Gefühl habe ich auch.“

    „Ich muß dringend meine rituellen Waschungen
    machen“, jammert Lino, eine Arschbacke auf mei-
    ne Schreibtischkante gestützt.

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