Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß
Entführern ein ganz
normal aussehender Kerl war, so groß wie ein Re-
klameschild, mit rasiertem Schädel und einer Birne
am Ohr.“
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Der Capitaine hört abrupt auf, mit seinem Feuer-
zeug zu spielen.
„Warst du etwa in der Nähe?“
„Nein, aber ich habe einen Glatzkopf in meinem
Team.“
Ich stoße ihm mit dem Ellenbogen in die Seite
und bemerke: „Ich stelle mir Fragen über Fragen
und schaffe es nicht, die Leerstellen im Formular
zu füllen.“
„Vielleicht hältst du es verkehrt herum. Wir vom
Geheimdienst sind überzeugt, daß eine rivalisie-
rende Bande dabei ist, Gaïds Bande zu liquidie-
ren.“
Ich nippe an meinem Kaffee, finde ihn zu süß
und suche nach einem Spucknapf.
Der Capitaine schaut auf die Uhr. Seine Faust
ballt sich ungehalten.
„Eine süße Maus?“
„Höchstens eine, die Katz und Maus mit mir
spielt. Ich glaube, man hat mich schon wieder ver-
setzt … – Ich habe Athmane Mamar in der Klinik
besucht. Er hat mir erzählt, daß du bei ihm warst,
aber über den Brand in seinem Betrieb hat er sich
ausgeschwiegen.“
„Das ist so in den höheren Sphären. Man be-
kämpft sich untereinander, was das Zeug hält, aber
dem neugierigen Gesindel gegenüber hält man
dicht. Darf ich dir eine nicht ganz koschere Frage
stellen, Capitaine?“
„Unter Kollegen immer.“
„Wie kommt es, daß der Geheimdienst nicht die
Überstellung von Alla Tej verlangt hat?“
Der Capitaine zieht eine Braue hoch. Sein Lä-
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cheln weitet die lädierten Nasenlöcher auf das
schauerlichste aus. Er beugt sich über meine Schul-
ter und vertraut mir an: „Eine Frage der Psycholo-
gie.“
Ich nicke zerstreut und sage mir, das habe ich
doch schon mal irgendwo gehört.
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Die Nacht hat sich hinter ihrer Schwärze verbor-
gen, die Stadt in der Tiefe ihrer Torfluchten ver-
schanzt. Jegliches Geräusch ist verstummt, und das
Schweigen hat sich in sich selbst verkrochen. Die
Zeiten sind danach, daß man die Luft anhält. Wir
sind im Krieg, verdammt! Ein bißchen Respekt
wäre angebracht.
Da biegt funkelnd eine Limousine um die Ecke.
Gigantisch wie ein Weltreich. Und so blitzblank
poliert, daß sie das Licht der Laternen spiegelt. Sie stoppt vor unserer Nase. Der Wagenschlag geht
auf. Der Berg kreißt und gebiert eine Maus. Sei-
nem Smoking und seiner zwanzig Zentimeter lan-
gen Zigarre zum Trotz ist der Krösus kaum größer
als eine Kröte und hätte problemlos zwischen den
Reifen durchhuschen können, doch als ein Mann,
der seinen sozialen Rang hochhält, unterzieht er
sich der Mühe, seinen Mercedes zu umrunden.
Ewegh und ich lehnen an unserem fahrbaren Un-
tersatz, die Arme über der Brust verschränkt. Die
Kröte mustert uns mit dem Gesichtsausdruck eines
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Tempelwächters, der soeben Spuren von Kot auf
dem Opferaltar entdeckt, läßt den Blick über die
Leibesfülle des Targi schweifen und verzieht
schließlich die Lippen: „Gehört der Schaufelbagger
da Ihnen?“
„Das ist kein Schaufelbagger.“
„Und das hier ist keine Baustelle.“
Ich öffne meine Arme-Schlucker-Jacke über
meinem Bullenausweis.
„Sie sind Abderrahmane Kaak?“
„ Monsieur Abderrahmane Kaak, Inhaber der Ra-ha-Hotelkette, Generaldirektor von Afak-Import-
Export, Direktor von DZ-Tours. Was wünschen
Sie?“
Sein weingeschwängerter Atem verätzt mir die
Netzhaut und sein Eifer meine Eingeweide.
„Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.“
„Worüber?“
„Darüber ließe sich drinnen bestimmt besser
sprechen.“
„So ein Pech aber auch. Ich habe meine Schlüssel
verlegt.“
Ich zu Ewegh: „Monsieur hat seine Schlüssel
verlegt.“
Ewegh nickt, erklimmt die Treppe, tritt einmal
kurz zu und die Tür der Villa ein. Der Knirps erleidet einen Schock. Die Zigarre fällt ihm aus der
Hand, und sein Teint färbt sich grau. Ich bin mir
sicher, hätte man seinem Erzeuger höchstpersön-
lich einen Tritt in den Allerwertesten verpaßt, hätte ihn das nur halb so sehr tangiert.
„Heh, was soll das? Diese Tür ist ein Kunstob-
jekt. Wo kommen Sie denn bloß her! Diese Tür hat
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mich ein halbes Vermögen gekostet.“
Ich sage zu Ewegh: „Diese Tür hat ihn ein halbes
Vermögen gekostet.“
„Begnügen wir uns halt mit dem, was
übrigbleibt.“
Der Knirps blickt wutentbrannt in alle Richtun-
gen. Seine Fliege bebt unter seinem Kinn: „Sie
sind ja wahnsinnig!“
„Treten wir ein, Monsieur Kaak. Ist doch besser,
wir haben es mit
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