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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Entführern ein ganz
    normal aussehender Kerl war, so groß wie ein Re-
    klameschild, mit rasiertem Schädel und einer Birne
    am Ohr.“
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    Der Capitaine hört abrupt auf, mit seinem Feuer-
    zeug zu spielen.
    „Warst du etwa in der Nähe?“
    „Nein, aber ich habe einen Glatzkopf in meinem
    Team.“
    Ich stoße ihm mit dem Ellenbogen in die Seite
    und bemerke: „Ich stelle mir Fragen über Fragen
    und schaffe es nicht, die Leerstellen im Formular
    zu füllen.“
    „Vielleicht hältst du es verkehrt herum. Wir vom
    Geheimdienst sind überzeugt, daß eine rivalisie-
    rende Bande dabei ist, Gaïds Bande zu liquidie-
    ren.“
    Ich nippe an meinem Kaffee, finde ihn zu süß
    und suche nach einem Spucknapf.
    Der Capitaine schaut auf die Uhr. Seine Faust
    ballt sich ungehalten.
    „Eine süße Maus?“
    „Höchstens eine, die Katz und Maus mit mir
    spielt. Ich glaube, man hat mich schon wieder ver-
    setzt … – Ich habe Athmane Mamar in der Klinik
    besucht. Er hat mir erzählt, daß du bei ihm warst,
    aber über den Brand in seinem Betrieb hat er sich
    ausgeschwiegen.“
    „Das ist so in den höheren Sphären. Man be-
    kämpft sich untereinander, was das Zeug hält, aber
    dem neugierigen Gesindel gegenüber hält man
    dicht. Darf ich dir eine nicht ganz koschere Frage
    stellen, Capitaine?“
    „Unter Kollegen immer.“
    „Wie kommt es, daß der Geheimdienst nicht die
    Überstellung von Alla Tej verlangt hat?“
    Der Capitaine zieht eine Braue hoch. Sein Lä-

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    cheln weitet die lädierten Nasenlöcher auf das
    schauerlichste aus. Er beugt sich über meine Schul-
    ter und vertraut mir an: „Eine Frage der Psycholo-
    gie.“
    Ich nicke zerstreut und sage mir, das habe ich
    doch schon mal irgendwo gehört.

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    Die Nacht hat sich hinter ihrer Schwärze verbor-
    gen, die Stadt in der Tiefe ihrer Torfluchten ver-
    schanzt. Jegliches Geräusch ist verstummt, und das
    Schweigen hat sich in sich selbst verkrochen. Die
    Zeiten sind danach, daß man die Luft anhält. Wir
    sind im Krieg, verdammt! Ein bißchen Respekt
    wäre angebracht.
    Da biegt funkelnd eine Limousine um die Ecke.
    Gigantisch wie ein Weltreich. Und so blitzblank
    poliert, daß sie das Licht der Laternen spiegelt. Sie stoppt vor unserer Nase. Der Wagenschlag geht
    auf. Der Berg kreißt und gebiert eine Maus. Sei-
    nem Smoking und seiner zwanzig Zentimeter lan-
    gen Zigarre zum Trotz ist der Krösus kaum größer
    als eine Kröte und hätte problemlos zwischen den
    Reifen durchhuschen können, doch als ein Mann,
    der seinen sozialen Rang hochhält, unterzieht er
    sich der Mühe, seinen Mercedes zu umrunden.
    Ewegh und ich lehnen an unserem fahrbaren Un-
    tersatz, die Arme über der Brust verschränkt. Die
    Kröte mustert uns mit dem Gesichtsausdruck eines
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    Tempelwächters, der soeben Spuren von Kot auf
    dem Opferaltar entdeckt, läßt den Blick über die
    Leibesfülle des Targi schweifen und verzieht
    schließlich die Lippen: „Gehört der Schaufelbagger
    da Ihnen?“
    „Das ist kein Schaufelbagger.“
    „Und das hier ist keine Baustelle.“
    Ich öffne meine Arme-Schlucker-Jacke über
    meinem Bullenausweis.
    „Sie sind Abderrahmane Kaak?“
    „ Monsieur Abderrahmane Kaak, Inhaber der Ra-ha-Hotelkette, Generaldirektor von Afak-Import-
    Export, Direktor von DZ-Tours. Was wünschen
    Sie?“
    Sein weingeschwängerter Atem verätzt mir die
    Netzhaut und sein Eifer meine Eingeweide.
    „Wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen.“
    „Worüber?“
    „Darüber ließe sich drinnen bestimmt besser
    sprechen.“
    „So ein Pech aber auch. Ich habe meine Schlüssel
    verlegt.“
    Ich zu Ewegh: „Monsieur hat seine Schlüssel
    verlegt.“
    Ewegh nickt, erklimmt die Treppe, tritt einmal
    kurz zu und die Tür der Villa ein. Der Knirps erleidet einen Schock. Die Zigarre fällt ihm aus der
    Hand, und sein Teint färbt sich grau. Ich bin mir
    sicher, hätte man seinem Erzeuger höchstpersön-
    lich einen Tritt in den Allerwertesten verpaßt, hätte ihn das nur halb so sehr tangiert.
    „Heh, was soll das? Diese Tür ist ein Kunstob-
    jekt. Wo kommen Sie denn bloß her! Diese Tür hat

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    mich ein halbes Vermögen gekostet.“
    Ich sage zu Ewegh: „Diese Tür hat ihn ein halbes
    Vermögen gekostet.“
    „Begnügen wir uns halt mit dem, was
    übrigbleibt.“
    Der Knirps blickt wutentbrannt in alle Richtun-
    gen. Seine Fliege bebt unter seinem Kinn: „Sie
    sind ja wahnsinnig!“
    „Treten wir ein, Monsieur Kaak. Ist doch besser,
    wir haben es mit

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