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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Ihr eige-
    ner Hund würde Sie heute verleugnen. Sie sind zu
    weit gegangen. Und jetzt: Endstation, alle Mann
    aussteigen!“
    Er lehnt sich behäbig auf seinem Thron zurück
    und faltet die Hände über seinem Menschenfres-
    serbauch. Ein verächtliches Lächeln spielt um sei-
    ne Lippen.
    „Im Gegenteil: der Zug ist eben erst abgefahren,
    Derrick, aber ohne Sie. Machen Sie endlich die
    Augen auf, dann sehen Sie, Sie sind im falschen
    Film, Ihre Methoden funktionieren nur in Europa.“
    „Stimmt, wir leben in Algerien. Und Algerien,
    Monsieur Faïd, ist wie Gold: je heftiger man sich
    daran reibt, umso mehr beginnt es zu glänzen. Es
    ist ein Land, wo noch richtige Männer leben.
    Manchmal schläft vielleicht seine Wachsamkeit,
    sein Stolz jedoch nie. Und je heftiger man es be-
    drängt, umso stärker setzt es sich zur Wehr …“
    „Das haben Sie wohl bei den Pfadfindern ge-

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    lernt.“
    Er widert mich an.
    „Ich verhafte Sie, Monsieur Faïd. Gott allein
    weiß, was das für mich heißt. Ich verhafte Sie we-
    gen Mordes an Ben Ouda und Professor Abad. Ich
    verhafte Sie wegen versuchtem Mord an der Per-
    son eines Polizeikommissars in Ausübung seines
    Dienstes. Ich verhafte Sie wegen Gefährdung der
    Staatssicherheit. Kurz, ich verhafte Sie, damit das Leben wieder seinen normalen Gang gehen kann,
    ohne durch Sie behindert zu werden.“
    Seine fetten Flossen knallen auf den Schreibtisch
    nieder. Er wirft den Kopf in den Nacken und wird
    von einem dröhnenden Gelächter geschüttelt, das
    seinen Schmerbauch bis hoch zur Kehle erbeben
    läßt: Es ist das Lachen einer allmächtigen Hydra,
    die nicht glauben will, daß es manchmal ganz
    schnell abwärts geht. Plötzlich verstummt das Ge-
    brüll, und sein Gesicht erstarrt zu einer gräßlichen Fratze. Seine Lippen verziehen sich zu einem kan-nibalischen Grinsen. Er streckt den Arm nach der
    Fensterfront zu seiner Rechten aus.
    „Da draußen gibt es nicht einen Winkel, in dem
    man Dahmane Faïd nicht kennt. Mir gehört die
    halbe Stadt. Mir verdanken die meisten ihren Le-
    bensunterhalt!“ Er schlägt sich mit der Hand an die Brust. „Mir allein …! Ich allein habe diese Stadt zu dem gemacht, was sie heute ist.“
    „Zu einer Arena.“
    „Einer veritablen Kapitale, modern und ehrgei-
    zig. Stein für Stein, Ziegel für Ziegel habe ich sie aufgebaut. Ich habe ihr meine besten Jahre ge-schenkt, mein ganzes Talent in ihren Dienst ge-
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    stellt. In ihren Adern zirkuliert mein Geld, ihre
    Gärten sind mit meinem Schweiß getränkt, und
    wenn ihr Puls heftiger pocht als der einer Jungfrau in der Hochzeitsnacht, dann dank meiner Investiti-onen. Sehen Sie hin. Sehen Sie genau hin, und Sie
    werden feststellen, daß sie nur für mich Augen hat, daß sie keinen Gott kennt außer mir. Uns verbindet
    eine Leidenschaft, die keine Tabus kennt. Wir bei-
    de denken mit einem Kopf … Diese Stadt ist mein
    Eigentum. Ich habe es nie akzeptiert, ihre Schön-
    heit welken zu sehen. Gott allein kennt die Zahl der dümmlichen Slogans, die ihr den Glanz nehmen
    wollten, der ungehobelten Freier, die sie verführen, der Eselstreiber, die sie verschleudern wollten.
    Aber ich habe immerzu nur nein gesagt, das
    kommt gar nicht in Frage. Ich habe sie aus den
    Fängen der Schmarotzer befreit und ihr die Freiheit zurückgegeben. Dank mir ist sie prächtiger denn je
    anzusehen. Meine schöne Weiße ist weder eine
    Odaliske noch eine Towaritsch* [* Odaliske = weiße Sklavin in einem türkischen Harem; Towaritsch (russ.) =
    Genosse] . Sie ist eine stolze Sultanin. Sie braucht Prunk und Prachtentfaltung, rauschende Feste und
    wilde Reiter, heißblütige Liebhaber und treu erge-
    bene Höflinge. Sie verlangt, daß man sich hingibt
    für sie, daß man wagt, daß man entweiht, daß man
    für sie aufgeht, draufgeht, aufs Ganze geht. Es gibt nur diese Art, ihr zu dienen, es ist die einzige Art, sie zu verdienen … Sie ist ein Kunstwerk. Du ver-suchst dich Skizze um Skizze an ihr, und dann ist
    sie es, die einen Meister aus dir macht, die deinem Talent zu höchster Entfaltung verhilft. Doch ach!
    Solch lyrischer Überschwang ist Ihnen fremd, Der-

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    rick. Was weiß ein armseliger Polyp schon vom
    Hochgefühl, welches das Prestige auslöst? Was
    weiß ein armer Teufel, dem schwindlig wird, wenn
    er nur aufrecht steht, schon von Höhenluft? Was
    wissen Sie schon davon, was es heißt, etwas aufzu-
    bauen, was wissen Sie vom Ruhm, der Sie über-
    lebt? Nichts. Nichts und nochmal nichts. Der

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