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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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machen sich
    gleich nach der Rückkehr ins Hauptquartier an die
    Arbeit. Sie werden sich die Nacht mit der Durch-
    sicht der Dokumente um die Ohren schlagen und
    dabei Sehkraft und Denkkraft abnutzen.
    Gegen elf Uhr morgens treffe ich in ihrer Kom-
    mandozentrale ein, die zum Kinosaal umfunktio-
    niert worden ist. Ich finde einen erschöpften, auf-
    gelösten Capitaine Berrah vor, mit tiefen Augen-
    ringen und blau verfärbten Lippen. Seine Männer
    hängen völlig geschafft über den dreißig Stühlen,
    die in mehreren Reihen bis zur Vorführkammer
    ansteigen.
    „Ich hoffe, das war nicht alles für die Katz, dieser ganze Energieverschleiß, Capitaine?“
    „Das war jede Mühe der Welt wert. Setz dich
    dort hin. Es gibt Café und Sandwiches, wenn du
    willst.“
    Er klatscht in die Hände, um sich bei seinen
    Männern zu bedanken: „Leute, ihr wart Spitze! Wir
    treffen uns in zwei Stunden. Und abends gibt’s in
    der Offiziersmesse ein Méchoui.“
    Kaum sind wir allein, läßt er sich in einen Sessel
    fallen und fächelt sich mit einer Karteikarte Küh-
    lung zu.
    „Was Greifbares?“
    „Kannst du wohl sagen!“
    „Und Dahmane Faïd? Ich wäre für den Rest mei-
    nes Lebens untröstlich, wenn er nicht mit drin-

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    steckte.“
    „Bis zum Hals, Kommissar, bis zum Hals.“
    Erst jetzt verspüre ich Lust auf einen Kaffee und
    bekomme Appetit auf ein Sandwich.
    Berrah resümiert mir kurz und bündig die Vierte Hypothese, spielt mir eine Tonbandaufzeichnung nach der anderen vor. Ich höre und höre und traue
    meinen Ohren nicht.
    Dahmane Faïd, der Milliardär Kaddour Abbas,
    Jilali Younes, Inhaber der Le-Mouflon-Kaufhäuser,
    Hamma Dib, der Juwelier, und noch zwei weitere
    der vermögendsten Männer sind hingebungsvoll
    damit beschäftigt, die einzelnen Abschnitte der
    Direktive H-IV zu diskutieren, und reiten sich da-
    bei immer tiefer hinein. Von Zeit zu Zeit schwillt
    die Lautstärke an, etwa wenn sie einander zu über-
    trumpfen suchen, die einen diesen oder jenen Wirt-
    schaftssektor für sich beanspruchen, die anderen
    hier und da ein Zugeständnis machen, um im
    nächsten Atemzug schon wieder eine Kompensati-
    on einzufordern. Sie debattieren über den Einsatz
    bestimmter Strategien, die Opportunität gewisser
    Engagements, die Notwendigkeit einer großange-
    legten Sabotageaktion.
    Berrah illustriert die Verschwörung mit schwar-
    zen Listen der gesamten Infrastruktur, die sabotiert werden soll. Er zeigt mir Fotos, auf denen man
    Mérouane TNT erkennt, wie er gerade dabei ist,
    den Stahlkomplex von Zitouna in die Luft zu ja-
    gen, oder die Handlanger von Hamma Dib, wie sie
    ihren schmutzigen Geschäften nachgehen. Wir
    sehen kompromittierende Videos, an denen es
    nichts zu deuten gibt, studieren Fotokopien, sortie-156
    ren Beweisstücke. Stoff genug nicht nur für einen
    Bestseller, sondern vor allem Stoff genug, sechs
    dicke Vermögen Algiers an den Galgen zu bringen.
    Es ist alles da: von den Verschwörungsthesen, die
    auf die Destabilisierung der Volkswirtschaft abzie-
    len, um den Staat zu zwingen, einen Teil seines
    industriellen Besitzes zu verschleudern, zur kom-
    pletten Liste jener Sektoren, auf die Dahmane Faïd
    und seine Clique scharf sind; sowohl Mitschnitte
    von Telefongesprächen als auch Kopien von
    Schecks in astronomischer Höhe mit den Namen
    der Brandstifter und Mörder; hier die Anweisungen
    zur Ermordung Ben Oudas und anderer „räudiger
    Schafe“, dort die Erfolgsberichte nach beendigter
    Mission …
    „Wann nehmen wir die Schweinehunde fest?“
    frage ich empört.
    „Sobald ich mich ein bißchen frisch gemacht ha-
    be.“
    „Ich weiß, daß der Fall in die Zuständigkeit des
    Geheimdienstes gehört, aber um Faïd würde ich
    mich gerne persönlich kümmern.“
    „Keine Einwände, vorausgesetzt, du bringst ihn
    direkt hierher.“
    „Du bist ein echter Kumpel … Apropos Athmane
    Mamar, hast du etwas gegen ihn in der Hand?“
    „Und ob! Er war von Anfang an mit dabei. An-
    scheinend hat ihm sein Schwager, der Professor,
    von Ben Oudas Plänen erzählt. Als er daraufhin
    einen Rückzieher machte, hat Faïd ihm Mérouane
    TNT auf den Hals geschickt, um ihn mitsamt sei-
    nem Betrieb in die Luft zu jagen.“
    Ich nehme mein Kinn zwischen Daumen und

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    Zeigefinger und denke nach. Der Capitaine wirft
    mir einen beunruhigten Blick zu, verwundert über
    meine nachdenklich gerunzelte Stirn.
    „Stimmt was nicht, Kommissar?“
    „Ich verstehe da was nicht. Hattet ihr da

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