Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß
einen
Maulwurf eingeschleust?“
„Nein.“
„Wer um alles in der Welt hat dann diesen gan-
zen Kram angehäuft, und vor allem warum?“
Da weiß der Capitaine auch nicht weiter. Jetzt
runzelt er die Stirn und sitzt ganz still.
Meiner Meinung ist ihm bisher eine solche Frage
nicht im entferntesten in den Sinn gekommen. Der
beste Beweis, daß auch seine psychologischen Fä-
higkeiten bisweilen zu wünschen übrig lassen.
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Die Sekretärin in der Halle ist gerade dabei, sich
ihre Nase zu pudern, als wir aus dem Aufzug plat-
zen. Schnell zupft sie ihr Vorderteil zurecht, um
empfangsbereit zu sein.
„Messieurs?“ zwitschert sie mit kommerziellem
Lächeln.
Wir lassen sie mitsamt ihrem Lockruf links lie-
gen und stiefeln geräuschvoll an ihr vorbei. Sie
springt auf, fliegt über ihren Schreibtisch hinweg
und stellt sich uns in den Weg.
„Monsieur Faïd ist mitten in einer Besprechung
… Es ist streng verboten, ihn zu stören.“
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Von ihrem Gepiepse angelockt, schiebt Rot-
schopf sein Leberwurstface um die Ecke vom
Gang. Als er uns sieht, schnellt seine Hand instinktiv Richtung Revolver.
„Tsst! Tsst!“ bringt Ewegh ihn auf andere Ge-
danken.
Rotschopf schluckt krampfhaft seine Spucke hin-
unter und nimmt die Hand von der Knarre. Die
Sekretärin müht sich ab, uns aufzuhalten. Wir zie-
hen sie, absolut taub ihrem Flehen gegenüber, im
Schlepptau hinter uns her.
„Ihr könnt da nicht rein“, bellt Rotschopf.
„Verpiß dich, du nasenlose Sphinx!“ rät ihm Li-
no, den die beruhigende Nähe des Targi unver-
kennbar aufmuntert.
Wir stoßen den Ägypter und das Täubchen bei-
seite und poltern durch eine gigantische Eichentür
in den Versammlungsraum.
Eine Bande von Matschbirnen rund um einen rie-
sigen Mahagonitisch dreht sich schlagartig nach
dem Getöse um. Ganz hinten schiebt Dahmane
Faïd seine Brille mit spitzem Finger hoch und
blickt angewidert zu uns her.
„Es tut uns leid“, schluchzt das Mädel. „Wir ha-
ben versucht, sie aufzuhalten …“
Dahmane Faïd sagt kein Wort. Doch seine Augen
glühen zerstörerisch und würden uns am liebsten
zu Asche verbrennen, bitterböse, gnadenlos.
„Die Sitzung ist geschlossen“, rufe ich den ver-
sammelten Birnen zu, die nicht zu kapieren schei-
nen, was vor sich geht.
Sie wenden sich zunehmend verstört zu ihrem
Manitu um. Dahmane Faïd nickt unmerklich. Die
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Birnen werden auf der Stelle aktiv. Sie sammeln
ihre Mappen und Papiere ein und machen sich un-
ter enttäuschtem Geraschel davon. Die Sekretärin
verläßt im Krebsgang den Raum, sie ist kreide-
bleich, nicht mehr lange und sie flennt drauflos.
„Du auch, der Ägypter da!“ bellt Lino.
Rotschopf wiegt sich in den Hüften und rührt
sich nicht von der Stelle, um seinem Boß zu zei-
gen, daß er mit ihm durch dick und dünn geht. E-
wegh packt ihn am Genick, schleudert ihn in die
Vorhalle und knallt die Tür hinter ihm zu.
„Keine Sorge, Monsieur Faïd. Wir haben uns die
ganze Mühe nicht wegen der Diskette gemacht.
Die interessiert uns nicht mehr.“
„Was glauben Sie eigentlich, wo Sie hier sind?“
sagt er, als ich schon glaube, es habe ihm definitiv die Sprache verschlagen. „Auf dem Viehmarkt?
Haben Sie sich wenigstens die Schuhe abgestreift?
Wer hat Ihnen gestattet hereinzukommen?“
„Das Gesetz, Monsieur Faïd.“
Er reißt sich die Brille von der Nase und knallt
sie auf seine Schreibunterlage.
„Was für ein Gesetz? Wissen Sie eigentlich, mit
wem Sie reden?“
„Mit Dahmane Faïd, einem dreckigen, beschisse-
nen Fettsack, der die Atmosphäre doppelt so stark
verpestet wie Tschernobyl. Ich bin gekommen, um
ihm sein großes Maul zu stopfen.“
Er greift nach dem Telefon und fuchtelt wild auf
den Tasten herum.
„Lassen Sie den Hörer liegen, Monsieur. Das
zieht nicht mehr. Die Zeiten der Schiebung sind
vorbei.“
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„Wer hat Ihnen denn diesen Quark erzählt?“
„Mein Milchmann.“
„Alles nur Demagogie. Diese Kampagnen darf
man doch nicht ernst nehmen. Alles nur Augen-
auswischerei fürs Volk, Derrick. Doch mit hohlen
Slogans, und seien sie noch so bestechend, macht
man noch lange keine Revolution.“
Er faßt nach seiner Gebetskette und läßt sie um
sein Handgelenk kreisen.
„Los, Monsieur Faïd, rufen Sie ruhig Ihre Freun-
de an.“
„Doch nicht wegen Peanuts, Sie spinnen ja. Mein
Personal wird Sie nachher schon rausschmeißen.“
„Die Zeiten sind vorbei, Monsieur Faïd.
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