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Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Titel: Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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angeboten, und da habe ich zugegriffen.«
    Ich sehe mich im Saal um, entdecke den einen oder anderen alten Bekannten, ein paar Neureiche, die ihren Harem vorführen, ein paar hochgestellte Persönlichkeiten, die ganz in ihre Verhandlungen mit ausländischen Geschäftspartnern vertieft sind, und im Hintergrund die Verbrechervisage von Haj Garne [Figur aus »Morituri«] an einem Tisch mit Soraya K. der örtlichen Madame Claude [Berühmte Organisatorin von Sexorgien in Frankreich], die mich beide mit hämischem Grinsen mustern.
    »Du erinnerst dich noch an Kader Laouedj?« fragt Dine und zeigt verstohlen auf einen gedrungenen Fettsack zu unserer Linken.
    »Der hat aber zugelegt.«
    »In jeder Hinsicht. Man munkelt, daß er demnächst die Leitung des Komitees der Rechtschaffenen übernehmen soll.«
    Fast hätte ich mein Gebiß verschluckt. »Soll das ein Witz sein?«
    »Klingt so, ist aber so gut wie offiziell.«
    Wirklich ein guter Witz! Ich kannte Kader Laouedj schon, als er seine ersten propagandistischen Zungenschläge am nationalen FernsehKonservatorium absolvierte. Ein Schleimscheißer erster Güte. Er hatte die höchsten Funktionäre in seiner Sendung zu Gast. An jenen Abenden blieb der Nation weiter nichts übrig als blindlings draufloszuzappen, auf die Gefahr hin, daß der Fernseher explodierte. Wer keine Satellitenschüssel hatte, machte kurzen Prozeß und schaltete aus. Und als er dann fürs Parlament kandidierte, stimmten alle Leute für ihn. Sie hatten keine andere Wahl. Es war das einzige Mittel, ihn davon abzuhalten, ihnen weiterhin ihren Fernsehabend zu versauen. Aber der Abgeordnete Laouedj hat nicht lange gebraucht, bis er wieder auf dem Bildschirm auftauchte. Nach knapp einem Jahr stand er fünf staatlichen Ausschüssen vor, bis er über eine schmutzige Korruptionsaffäre im Zusammenhang mit der Veruntreuung von Volkseigentum stolperte. Die Presse hat sich mit dem Mut der Meute auf ihn gestürzt und ihn wochenlang auf die Titelseite gezerrt. Der Ärmste hat sich von Prozeß zu Prozeß geschleppt, von Skandal zu Skandal, von Depression zu Depression, und ist schließlich ganz von der Bildfläche verschwunden. Nachdem der Sturm sich gelegt hat, taucht er mit einem herzzerreißenden Schuldbekenntnis, das er sich von einer Schar gekaufter Journalisten hat zusammenzimmern lassen, wieder aus der Versenkung auf, kommt in den Genuß der hohen Ehre, eine mickrige Benefizsendung zu moderieren, die ihn rehabilitieren soll, und wird schließlich auf den Posten des Dorfbürgermeisters in einem friedlichen Kaff gehievt. Nur zwei Jahre später startet er auf hohem Roß als Gründungsmitglied einer Pipifaxpartei sein politisches Comeback.
    Laouedj bemerkt, daß ich ihn anstarre, hebt mir sein Glas zum Gruß entgegen und hat mich schon wieder vergessen. Eines ist sicher: Der Typ bringt es noch mal weit. Er ist von grenzenloser Schamlosigkeit und weiß, daß man in einem undurchschaubaren System um so schneller nach oben kommt, je weniger Skrupel man hat. Und ist man erst oben, steht man den Göttern in nichts nach. Der mieseste Charakter wird als originell eingestuft und frühere Fehltritte werden als Heldentat verbucht. Wer in der einen Hand das Geld und in der anderen die Macht hält, für den ist das Himmelreich nicht der Rede wert.
    »Hör auf, ihn so anzustarren, du wirst ihn noch verärgern.« Ich fange mich.
    Der Kellner kommt, nimmt unsere Bestellung entgegen und zieht wieder ab.
    Erneut ertappe ich mich dabei, wie ich Laouedj beobachte, seinen Pariser Anzug, seine frischen Wangen und seine geschmeidigen Bewegungen. Das ist bloß ein Misthaufen von einem Gauner, sage ich mir. Außen hui und innen pfui. Auf einen Misthaufen werde ich doch nicht neidisch sein.
    Eine Dame mit futuristischem Kopfputz tritt in Erscheinung. Sie ist hochgewachsen und feingliedrig wie ein Elektromast und aufreizend reizvoll in eine Robe gegossen, deren Rückenausschnitt bis zum Ansatz ihres Popos reicht. Einen Moment lang bleibt sie reglos zwischen den Tischen stehen, ihr Täschchen fest an den Busen gepreßt, und wartet hoheitsvoll, daß man sich ihrer annehmen möge. Schon kommt ein Lakai herbeigeeilt, bittet sie, ihm zu folgen und weist ihr den Tisch neben unserem zu. Gleich beginnt Dine, sich den Schnauzer zu zwirbeln. Die Dame dankt dem Lakai, nickt uns unmerklich zu, verschränkt ihre Rosenfinger unterm porzellanenen Kinn und versinkt alsbald in tiefe Kontemplation der Deckengemälde.
    »Schau dir nur dieses Kunstwerk an!« ruft

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