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Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Titel: Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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versenkt sich erneut in die Kontemplation der Deckengemälde. Unsere Unterredung ist hiermit beendet.
     
    Die Hose bis auf die Knöchel herabgelassen, die Krawatte über die Schulter geworfen, so steht Kader Laouedj in der Herrentoilette und wäscht sich die Hände. Er ist schon im Zustand fortgeschrittener Trunkenheit und hat Mühe, seine Bewegungen auf die Reihe zu kriegen. Er fährt sich mit feuchten Fingern durchs Haar, dann übers Gesicht. Als er sich aufrichtet, sieht er mich im Spiegel. Mein Anblick stimmt ihn mißvergnügt.
    »Gute Reise, Sam!« ruft er mir zu, während ich die Tür zum WC aufstoße.
    Er wendet sich schwankend um, um mir mit unsicherer Hand Bye Bye zuzuwinken.
    »Und gutes Geschäft!«
    Ich beachte ihn nicht weiter und schließe die Tür hinter mir. Als ich herauskomme, steht er noch immer da, stützt sich mit wankenden Knien am Becken ab, ist kurz davor zusammenzusacken. Er wischt sich die Hände an der Krawatte ab, macht versuchsweise einen Schritt nach vorn, doch sein schwerfälliges Hinterteil hält ihn zurück, und er lehnt sich haltsuchend an die Wand.
    »Du hast vergessen, hinter dir abzuziehen, Sam.«
    »Sie verwechseln mich mit jemandem, guter Mann. Ich heiße Llob, Brahim Llob.«
    Sein Finger sagt nein, und seine Fettmassen beginnen zu wogen: »Du bist Sam. Du gehörst in die Kloake. Du kannst gleich reinspringen und hinter dir abziehen, und wenn du’s nicht tust, tu ich’s für dich.«
    »Da passe ich doch gar nicht durch!« Er schnaubt so heftig, daß es ihm fast die Nasenlöcher zerreißt, und trompetet los: »Du Saftsack, du Arschloch, du Mistkerl! Hast du nichts Besseres zu tun gehabt, als uns vor unseren Gegnern bloßzustellen? Wolltest du dein Publikum mit deinen käuflichen Scherzen amüsieren oder was? Wenn Algerien dir zum Hals raushängt, dann verpiß dich doch, und zwar dalli! Die Überläufer und Bastarde da drüben warten schon auf dich, auf der anderen Seite vom Meer!«
    Es liegt keine Verwechslung vor. Kader Laouedj meint zweifelsfrei mich. Er spuckt offenbar alles an Gift und Galle aus, was ihm beim Lesen meines Buches hochgekommen ist. Sein Gesicht ist violett verfärbt und bebt in schäumender Wut, die ihm schon aus den Mundwinkeln quillt.
    Er taumelt, klammert sich am Waschbecken fest und zeigt mit dem Finger auf den Spiegel hinter sich.
    »Wetten, der Spiegel zerspringt beim bloßen Gedanken daran, dein Bild wiedergeben zu müssen. Du bist widerlich, Sam. Der größte Mistkerl aller Zeiten. Algerien wird die, die ihm die Treue halten, zu erkennen wissen. Und die Verräter, früher oder später kriegen wir sie alle zu fassen und ficken sie an Ort und Stelle in den Arsch.«
    »Sie sollten nicht ganz so dick auftragen, Monsieur Laouedj.«
    »Man kann gar nicht dick genug auftragen, sonst reißt es dir noch was auf, du Aasgeier. Aber du hast auf die falsche Beute gesetzt. Algerien ist ein Herrenland, ein uneinnehmbares Heiligtum. Und die echten Algerier, das sind alles stolze Herren. Sie halten der Katastrophe stand. Sie wanken und sie weichen nicht. Keine Gewalt, und sei sie noch so mächtig, vermag sie in die Knie zu zwingen. Wir gehören zur Rasse der Unbezwingbaren, Sam. Wenn der Donner des Himmels uns nichts anhaben kann, dann wird uns dein Gesudel erst recht nicht aus der Fassung bringen. Du bist ein Vollidiot, ein elender Trottel, ein rettungsloser Dummkopf!«
    Er versucht, mich anzuspucken, doch besoffen, wie er ist, bleibt ihm der Speichel an den Lippen kleben und tropft dann langsam übers Kinn. Er stützt sich gegen die Wand, krümmt sich in verbissener Anstrengung und schnellt mit gestreckter Faust nach vorn. Ich weiche ihm aus. Sein Schwung reißt ihn mit und er torkelt ins WC. Er klammert sich an der Klosettschüssel fest, krampfhaft bemüht, sich wieder aufzurichten; doch seine Schuhe rutschen auf den Fliesen weg, und schon fällt er wieder hin. Man könnte fast Mitleid mit ihm kriegen.
    »Es ist aus mit dir, Sam. Wir machen dich fertig, du Verräter, du Überläufer!«
    Ich verlasse die Herrentoilette. Seine Säuferstimme verfolgt mich noch lange: »Aus mit dir … du bist ein toter Mann, Sam!!! Saftsack …! Arschloch …! Mistkerl …!«
     
    Es sollte noch besser kommen. Nach dem Essen paßt uns der Geschäftsführer des Corail an der Rezeption ab. Erst schüttelt er Dine die Hand, dann zieht er seine Hand demonstrativ zurück, um mich nicht grüßen zu müssen, fährt sich mehrmals mit der Zunge über die Lippen und sagt schließlich:

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