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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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Das war mit Sicherheit nicht der Revierchef.
    Kurz darauf spähte eine Schwarzweißgefleckte aus einem Garten, und eine Braungestreifte lief vor ihm die Straße entlang. Doch beide Katzen ließen ihn unbehelligt.
    Dann aber entdeckte er eine Siam mit weißem Fell und dunklem Gesicht, wie Schatten auf sanftem Weiß, die auf einer Mauer neben einer Kapelle saß und ihn mit ihren kühlen, blauen Augen beobachtete. Um sie nicht herauszufordern, näherte er sich ihr auf der gegenüberliegenden Straßenseite und vermied, sie direkt anzuschauen.
    Als er auf ihrer Höhe war, herrschte die Schattenweiße ihn an: » Arrête! Was hast du wandelnder Flohzirkus hier verloren?«
    Während er überlegte, was er darauf antworten sollte – genau genommen hatte er keine Antwort –, gähnte sie herzhaft, begann, sich ausgiebig zu strecken und sprach in ihrer arroganten Art weiter:
    »Was auch immer, sombre. Auf jeden Fall solltest du erst mal frühstücken. Du siehst ja aus wie ein abgenagter Hering. Obwohl, es spielt keine Rolle, weil Rocky dich ohnehin in der Luft zerreißen wird. Schade eigentlich.«
    In aufreizender Langsamkeit und ohne ihn weiter zu beachten, stolzierte sie die Mauer entlang. Sie setzte schon zum Sprung an, um im Garten der Kapelle zu verschwinden, als sie sich noch einmal kurz an ihn wandte: »Bevor du dich von ihm schlachten lässt, solltest du aber noch die Blutsauger aus deinem dreckigen Fell entfernen. Wir pflegen hier einen gewissen Stil. Aber davon scheint so ein paysan wie du nichts zu verstehen.« Dann war sie fort.
    Was für ein arrogantes Miststück. Sombre? Dunkler? Dann dachte er an den Namen, den die Schattenweiße erwähnt hatte.
    Rocky.
    Dem Wanderer war klar, dass dieser Rocky der Revierchef sein musste. Und wahrscheinlich machte sich Mademoiselle Miststück gerade auf den Weg zu ihm. Um zu petzen, dass ein fremder, dreckiger Kater in der Stadt umherlief.
    Mit einem Mal überkam ihn Mutlosigkeit. Er war so wackelig auf den Beinen, dass ihn jede Maus umhauen konnte. Ihm schwindelte geradezu vor Hunger.
    Er zuckte zusammen, als er Schritte hörte. Eine Frau bog in die Gasse ein und kam direkt auf ihn zu. Er drückte sich an die Mauer, bereit zu fliehen. Oder, ja, sogar zu kämpfen.
    » Salut, petit matou, sag mal, was bist denn du für ein armer Kerl?«
    Ihre hellgrünen Augen waren offen und klar. Katzenaugen. Doch vor allem war es ihre Stimme, die ihn beruhigte.
    »Na, du siehst ja ganz verhungert aus.«
    Aufmerksam beobachtete er die Menschenfrau. Was würde sie tun? Trotz ihrer offensichtlichen Freundlichkeit ließ seine Wachsamkeit nicht nach. Aber dann …
    Oh, was roch das gut, was sie da bei sich hatte, dieses … er wusste nicht, was genau es war. Der Geruch kam aus dem Töpfchen, das sie ihm hinhielt.
    »Es ist eigentlich nicht für dich, petit matou «, sagte sie, »aber ich glaube, du hast es nötiger.«
    Sie ging langsam in die Hocke, er wich etwas zurück.
    »Ruhig«, bat sie leise. »Ich tue dir nichts.«
    Dann stellte sie das Töpfchen vor ihm auf den Boden. Augenblicklich strömte der herrlichste, wundervollste Geruch der Welt in seine weit geöffneten Nüstern. Speichel drohte ihm aus dem Maul zu tropfen, so gierig verlangte es ihn nach dieser … dieser …
    »Thunfischpastete«, erklärte sie und zog sich langsam und vorsichtig ein paar Schritte zurück.
    Thunfischpastete!
    Er war sich sicher, dass er dieses Wort nie mehr vergessen würde. Doch obwohl er kaum noch an sich halten konnte, taxierte er die Frau weiterhin. War das eine Falle?
    »Los«, lächelte sie jetzt.
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, schleppte er sich zu dem Töpfchen, schleckte einmal daran. Es war … es war … unbeschreiblich. Er langte zu, nahm ein volles Maul, noch eines. Er wäre am liebsten in das Töpfchen hineingeklettert. Die Frau lachte leise und dunkel.
    »Na also«, sagte sie. »Bon appétit. Was ist denn mit deinem Ohr passiert? Hast dich wohl geprügelt, was?«
    Nein, hab ich nicht. Die Kätzin, der ich das Leben gerettet habe, hat sich mit einem Hieb bedankt.
    »Ich hätte wohl vorher sagen müssen, dass du etwas übrig lassen sollst.«
    Zu spät.
    »Für einen kleinen Kater mit einem weißen Fleck an der Schnauze und einem Glöckchen um den Hals. Sein Name ist Tin-Tin. Hast du den zufällig gesehen?«
    Und ob. Hat ein Gehirn wie eine Murmel.
    »Also, falls du ihn triffst …«
    Ja?
    »Bring ihn doch bitte nach Hause. Oder zu mir. Er fehlt seiner Menschenfreundin. Und ich wette, sie würde

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