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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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Alexis Lagadère bereit war, diese Aggressionen in einem Exzess aus Lust, Gewalt und Sex auszuleben.
    Oder es bereits getan hat, die letzten Tage.
    Mit Unruhe dachte Victorine an das, was sie in diesem Tabakladen neben dem unsäglichen Pizzaimbiss in Mazans Hauptstraße auf den Titelblättern der Zeitungen gelesen hatte. Über die Frauenmorde im Vaucluse. Über die Gewalt. Die Seile. Die Striemen. Mit ihrer Le Monde war sie rasch in den Hotelgarten und an den stillen Pool geflüchtet. Inständig hoffend, dass dies alles nichts mit ihnen zu tun hatte.
    Gustave teilte nun auch Alexis die exakt gleiche Menge des nach Birnen, Biskuits und kaltem Herbstmorgen duftenden Champagners zu. Nachdem er noch Philippe Amaury eingeschenkt hatte, deponierte Gustave die Flasche im Kühler. Dann wandte er sich beflissen an Victorine.
    »Sie haben gewählt, Madame?«
    Victorine hatte für eine Sekunde die Phantasie eines Gustaves mit heruntergezogenen Hosen, der mit an die Füße gefesselten Händen auf dem kalten Fußboden kniete und vor Angst schrie.
    »Wir nehmen alle das Menu Dégustation «, teilte sie ihm mit.
    »Sehr wohl, Madame, eine ausgezeichnete Wahl. Darf ich Ihnen einen Châteauneuf-du-Pape dazu …«
    »Wir bleiben bei Champagner und stillem Wasser.«
    »Selbstverständlich, Madame. Wenn ich Ihnen …«
    Sie reichte ihm die Karte, ohne ihn anzuschauen.
    »Das wäre alles.«
    Ohne sich ihre Freude über die gewünschte Wirkung ihrer herabwürdigenden Behandlung anmerken zu lassen, beobachtete Victorine, wie sich Gustaves Gesicht rötete, während er eilig die anderen Speisekarten einsammelte. Und sie sah das schadenfrohe Grinsen von Jacques, als er seinem verbal geohrfeigten Chef Richtung Küche folgte.
    Victorine Hersant fühlte sich ein kleines bisschen besser.

    Nachdem Gustave verschwunden war, griff Alexis erleichtert nach seiner Champagnerflöte. »Dem Champagner wären fast seine letzten Perlen abhandengekommen bei dieser Prozedur.«
    »Tragisch, dass Kriecherei nicht als Straftatbestand gilt«, merkte Philippe mit seinem vollwangigen Notarslächeln an.
    Alle vier hoben die Gläser.
    »Auf den Einzigen«, begann Victorine.
    »Auf den Marquis«, ergänzte Philippe Amaury den Toast.
    »Auf das Missgeschick der Tugend«, setzte Alexis Lagadère feierlich an.
    »Und auf die Befreiung der schlafenden Unschuld«, fügte César mit einem kleinen Lächeln hinzu.
    Kaum hatten sie die Gläser abgesetzt, kam Gustave mit dem Gruß aus der Küche. Ein Foie-gras-Praliné, das er deutlich behender verteilte, als er den Champagner eingegossen hatte.
    »Das klappt doch schon viel besser«, knurrte Alexis.
    »Noch ein Wort von unserer geschätzten Victorine, und dieser Kriecher wird ihr die Butter vom Schuh lecken, wenn man es von ihm verlangt«, amüsierte sich Philippe.
    »Nicht doch, vielleicht gefällt ihm das noch, und wir werden ihn nie wieder los.«
    »Bitte, meine Herren«, mahnte Victorine leise. Sosehr sie hinter verschlossenen Türen für eine deftige Sprache zu haben war, so sehr scheute sie diese in der Öffentlichkeit.
    Der etwas leichtsinnige Philippe nahm ihre Hand, um einen Kuss darüberzuhauchen.
    »Wie immer gehorchen wir dir, meine Teure.« Er seufzte. »Ich beneide deinen Gatten, wie war sein Name? Franck? Frolic?«
    »François, wie du sehr genau weißt.«
    »Meinetwegen. Wirklich, Vic. Er darf sich jeden Tag von dir herumkommandieren lassen. Was für ein Leben. Apropos, wie läuft es denn so in seinem Bürgermeisteramt? Haben sie da schon verstanden, dass sie von einem Mann regiert werden, der wiederum von seiner Frau dominiert wird?«
    Victorine warf dem Mittfünfziger mit dem nach hinten gekämmten, silbernen Haar ein halb warnendes, halb amüsiertes Lächeln zu.
    Eigentlich war Phil unglaublich charmant. Und er liebte die endlosen Spiele à la »Jungfrau in Nöten«. Er konnte Stunden damit verbringen, kunstvolle Knoten zu knüpfen und seine Gespielinnen in ständig neuen Posen zu lebenden Statuen zusammenzuschnüren. Um sie danach zu befreien und zu trösten. Und wieder zu quälen. Und erneut zu befreien und zu trösten.
    »Danke, Philippe«, antwortete Victorine. »Ich werde François deine herzlichen Grüße ausrichten. Wie geht es deinen verwöhnten Töchtern?«
    »Oh, die Große hat gerade ihr Examen, die Kleine das dritte Kind gemacht.«
    »Hätte sie nicht besser aufpassen können?«
    Philippe hatte Vics Ehemann nie leiden können, was Victorine ihm bisweilen mutwillig zurückgab. Bereits in ihren

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