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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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schwarzen Blutsauger auf der flauschigen Decke gefunden, die sie für den Kater in einer Ecke ihres »Wohnzimmers« ausgebreitet hatte. Zadira bemühte sich, dem Pariser Tierarzt aus dem Weg zu gehen. Was ihm ganz recht zu sein schien. Denn er sah immer nur dann nach ihrem gemeinsamen »Patienten«, wenn Zadira außer Haus war.
    Während Commissaire Mazan auf seiner Decke schlief, zum Klo humpelte oder zu seinem Fressnapf, studierte Zadira die geklauten Fall-Akten, telefonierte mit Djamal, las oder dachte laut vor sich hin.
    Es war ihr schon ein bisschen peinlich. Denn sie begann, mit dem Kater tatsächlich wie mit einem Kollegen zu reden. Sie erzählte ihm von ihren Recherchen in Bédoin, Venasque und in Monteux, wo in den vergangenen Jahren drei junge Frauen genauso bestialisch ermordet worden waren wie in Aubignan.
    »Doch nirgendwo steht hier etwas von zeitnahen Katzenmorden«, sagte sie, während sie in den Akten blätterte. »Ist das nicht seltsam? Oder haben die Kollegen es einfach nicht wahrgenommen?«
    Sie schreckten beide alarmiert hoch, als Zadiras Mobiltelefon begann, sich schnarrend, blinkend und vibrierend auf dem Küchentisch um sich selbst zu drehen. Die Polizistin erhob sich.
    »Sergeant Brell. Guten Morgen«, sprach sie in ihr Handy.
    »Das würde ich so nicht sagen, Lieutenant Matéo. Wir haben einen Zehn-sieben.«
    Eine heiße Welle Adrenalin schoss durch Zadiras Körper.
    »Ich hab den Bereitschaftsarzt und Staatsanwältin Lafrage schon verständigt«, berichtete Brell und gab ihr die Adresse durch: Rue de l’Ancien Hôpital Nummer 9. »Ein Haus mit roten Fensterläden.«
    Sie würde kaum eine Minute dorthin brauchen.
    »Die … äh, Tote liegt im Garten. Und also … verdammt. Sie ist übel zugerichtet.«
    Die Tote? Übel zugerichtet?
    Bédoin. Venasque. Monteux. Aubignan. Und jetzt Mazan?
    Bevor Zadira ihre Kappe aufsetzte, die Waffe kontrollierte und aus dem Haus eilte, warf sie noch einen Blick auf den schwarzen Kater, der wachsam zu ihr aufschaute.
    Oder es ist ein Vorzeichen.
    »Werd erst mal gesund«, sagte sie.

    Drei Männer standen vor dem Tor zum Garten von Haus Nummer 9. Sergeant Brell, mit einer Brechstange in der Hand, war aus jeder Entfernung leicht zu erkennen. Und der zweite Mann war doch dieser Engländer. Spencer. Was hatte der hier zu suchen? Dann erkannte Zadira den dritten: Na, so was, ihr Nachbar, der Herr Tierarzt!
    Jules Parceval zog gerade seine Latexhandschuhe aus. Die drei Männer unterbrachen ihre leise Unterhaltung und blickten ihr entgegen. Parceval ernst und betroffen, Spencer mit Tränen in den Augen und Brell erleichtert. Der Gendarm war froh, dass jemand kam, der wusste, was in einem solchen Fall zu tun war.
    »Brell! Bericht!«, befahl sie knapp.
    Die Kriminaltechnik sei auf dem Weg. Die Staatsanwältin informiert. Commissaire Minotte mit der Crim aus Carpentras im Anmarsch. Und Dr. Parceval, der neue Bereitschaftsarzt für Mazan, hätte die erste Leichenschau vorgenommen und einen nicht natürlichen, ungeklärten Tod bestätigt. Ach ja, und das verschlossene Tor hätte er, Brell, mit seiner Brechstange geöffnet.
    Erst jetzt wandte sich Zadira ungeduldig an Parceval: »Ich dachte, Sie sind Tierarzt, was machen Sie hier?«
    »Schon. Aber davor war ich Allgemeinarzt«, gab er ruhig zurück. »Ich habe erst später auf Veterinär umgesattelt.« Er warf einen beklommenen Blick in den Garten. »Ich weiß jetzt auch wieder, warum. Aber ich bin der einzige terminflexible Mediziner vor Ort und daher vom Bürgermeister auf dem kurzen Dienstweg zum Amtsarzt bei Todesfällen ernannt worden.«
    Zadira atmete einmal tief durch. Sie musste sich das Opfer jetzt ansehen. Ihre Hand tastete nach dem Stoffbeutel in ihrer linken Hosentasche. In ihm befanden sich ein Silberkreuz, ein zusammengerolltes Papier mit arabischen Schriftzeichen, sieben Streichhölzer und das Gris-gris, ein afrikanischer Glücksbringer, den sie von ihrem Vater hatte. Dann trat sie durch das Tor.
    Zadira sah Rot auf Weiß, inmitten der Lavendelblüten. Rotes Haar, eine helle Tagesdecke.
    Warum die Decke?
    Eine junge Frau. Fast noch ein Mädchen. Nackt lag sie in einem Bett aus wildem, weißem Lavendel. Die Beine gespreizt.
    Vergewaltigt?
    Ein Fleck auf der Decke unter ihrem Körper, wo sich Blase und Darm entleert hatten. Ihre roten Haare umrahmten in wilden Strähnen ihren Kopf. Ihre weißen Arme waren ausgebreitet.
    Als hätte sie sich ergeben.
    Zadira ließ ihren Blick durch den Garten wandern, zum

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