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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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gewaltsam erfolgt ist, und auch nicht, mit was. Es gibt kein Ejakulat.«
    »Wurden Kondome benutzt?«, fragte Zadira.
    Dr. Hervé schüttelte den Kopf. »Keine Latex- oder Vinylspuren. Und die Zeiten des Ziegendarms sind definitiv vorbei.«
    Dr. Hervé erwiderte Zadiras Blick über ihre tief auf der Nase sitzende Halbbrille, deren Bügel an einem silbernen Halskettchen befestigt waren. Es sah nicht so aus, als hätte sie ihre letzte Bemerkung witzig gemeint.
    »Statt Sperma-, Hautgewebe- oder Latexspuren in der Vagina habe ich etwas anderes beim Abstrich entdeckt.«
    »Und?«, fragte Zadira.
    »Olivenöl«, sagte die Forensikerin, »gutes. Und Leder, ein sehr feines.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass das Opfer Sex mit jemandem hatte, der ein olivenölgetränktes Lederkondom benutzte?«
    Dr. Hervés Stirn legte sich in missbilligende Falten. »Nein, das heißt erst mal nur, dass das Opfer eine genitale Penetration hatte, bei dem Olivenöl und Leder eine Rolle spielten. In welcher Konstellation, das bitte ich doch Sie zu ermitteln. Auffallend ist, dass die Spuren sowohl in als auch außerhalb der Vagina zu finden sind. Vorwiegend an der Klitoris.«
    »Wo es Spaß macht.«
    »Theoretisch.«
    »Handelt es sich also um gewaltsamen Sex oder einvernehmlichen?«
    »Das zweite kann ich nicht ausschließen, denn es fehlen die bei einer Vergewaltigung üblichen Verletzungen im Genitalbereich.«
    Zadira dachte nach. »Vielleicht ein Lederdildo.«
    Dr. Hervé hob die Augenbrauen. »Möglich.«
    »Konnten Sie die Spanne des Todeszeitpunktes eingrenzen?«
    Dr. Hervé wiegte den Kopf. »Zwischen zwölf und drei Uhr nachts ist die Kernzeit, plus minus eine Stunde. Wenn ich den Mageninhalt untersucht habe, wird’s vielleicht genauer. Aber Sie wissen ja: Exakt geht’s nur im Fernsehen.«
    Dr. Hervé erläuterte Zadira nach und nach die Spuren an Julies jungem Körper. Striemen am Po und den hinteren Oberschenkeln, die aussahen, als stammten sie von einer Gerte. Abdrücke an Hand- und Fußgelenken, als ob Julie gefesselt worden war. Die Abriebe wurden noch analysiert.
    »Ihre Brustwarzen sind geschwollen, und wenn man genau hinsieht«, bei diesen Worten reichte Dr. Hervé Zadira eine Vergrößerungsbrille und leuchtete mit einer Speziallampe die Haut an, »dann sind Bissspuren zu sehen. Sehen Sie? Eine perfekte untere Zahnreihe, die obere ebenfalls. Teures Gebiss, so ebenmäßig bekommt das die Natur nicht hin.«
    »Striemen, Fesseln, Bisse – wurde sie gefoltert?«
    Die Medizinerin dachte nach. »Wissen Sie, Lieutenant, ich habe mein Praktikum in einem Krankenhaus gemacht, in dem auch eine Menge Marseiller Prostituierte behandelt wurden. Meist kostenlos, nach Feierabend. Ich erinnere mich, dass die Mädchen aus den SM-Bordellen, die als Sklavinnen, Dienerinnen und Zofen arbeiteten, ähnliche Verletzungen aufwiesen. Ihre Körper wurden, wenn Sie so wollen, mit einem Stempel aus Unterwerfungs-Malen gezeichnet.«
    »Julie hat also möglicherweise als eine solche Zofe herhalten müssen«, sagte Zadira leise vor sich hin.
    »Sie ist jedenfalls nicht an diesen Schlägen gestorben, sondern erdrosselt worden. Es finden sich übrigens sehr, sehr viele menschliche Spuren an ihr. Hautschuppen, Haare, Schweiß. Julie hat innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden mit Sicherheit außergewöhnlich viel körpernahen Kontakt gehabt.«
    Zadira dachte an die fünf Gedecke auf dem Tisch in Haus Nummer 9, und vor ihrem inneren Auge zogen Bilder von Orgien auf, bei denen der Turnbock und der merkwürdige Stuhl eine bizarre Rolle spielten. Hatte das Mädchen gewusst, auf was es sich einließ? Oder wurde es willenlos gemacht?
    Dr. Hervé fuhr mit ihrer Arbeit fort.
    »Soviel ich weiß, wurde das Mordwerkzeug bislang nicht gefunden?« Ein fragender Blick. Zadira nickte.
    »Ich tippe auf eine Halskette«, sprach Hervé daraufhin weiter, »stabile Glieder, die den Zug aushielten, Hinweise auf eingefasste Steine, sehen Sie? Hier. Die Kette hat sich extrem tief rund um den Hals eingegraben und den Blutrückfluss unterbunden, deswegen sind Julies Augen auch so blutunterlaufen. Sie muss mit großer Wut benutzt worden sein. War aber bestimmt keine billige Kette.«
    »Wieso?«
    »Na, bei den Schuhen.«
    Hervé wies zu dem Paar Stilettos mit Knöchelriemchen, das in einem großen Plastikbeutel auf einem Edelstahltisch unter dem Fenster stand. Zadira drehte die Schuhe um.
    Manolo Blahniks. Ab fünfhundert Euro aufwärts.
    Sie dachte flüchtig an Paul und dessen

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