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Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Commissaire Mazan und die Erben des Marquis: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Bagnol
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Schuh-Tick. Wie konnte sich ein Concierge eigentlich handgenähte Schuhe leisten?
    Aber Dr. Hervé hatte recht: Frauen trugen zu teuren Schuhen nur selten billigen Schmuck.
    Gaspard hatte Zadira auch Schmuck schenken wollen. Eine Kette. Und Schuhe. Eine in Leder gebundene Rumi-Ausgabe.
    Sie hatte alles abgelehnt. Sie hatte gedacht, wenn sie so wenig wie möglich von Javier Gaspard annahm, würde sie ihn auch weniger vermissen.
    Falsch gedacht.
    »Schauen Sie mal, Lieutenant. Das hier sind Spuren, die auf eine große Krafteinwirkung hinweisen, die wohl kaum erotisch gemeint war: Quetschhämatome an den Oberarmen, Faustschläge im Gesicht, Wundstellen, als ob Julie das Haar büschelweise ausgerissen wurde. Da war jemand sehr, sehr wütend.« Die Medizinerin hielt inne und fiel für einen Augenblick aus der Rolle der nüchternen Wissenschaftlerin. »Das arme Kind!«
    Zadira fasste spontan große Zuneigung zu der Frau mit den kühlen grauen Augen und dem kurzen dunkelbraunen Haar.
    »Sahen die anderen ermordeten Frauen auch so aus?«, fragte sie.
    »Welche meinen Sie?«
    »Die in Aubignan, Bédoin, Venasque und Monteux.«
    »Die hatte ich gar nicht auf dem Tisch. Soll ich für Sie nachsehen?«
    Zadira nickte. Obwohl es riskant war. Wenn herauskam, dass Zadira in diesen Fällen nicht die offizielle Ermittlerin war, konnten sie beide Ärger bekommen.
    »Wann haben Sie die Ergebnisse der Blutuntersuchung?«
    »Morgen«, antwortete die Rechtsmedizinerin. »Haben Sie noch eine bestimmte Idee, wonach wir neben dem Üblichen suchen sollen?«
    Zadira sah wieder Julie vor sich. Zurechtgemacht, erst als Gast, dann als Lustobjekt. »Nach Drogen«, sagte sie dann. »Jeder Art. Wirklich jeder.«

    Bevor sie Beaufort in der Kriminaltechnik besuchte, erstattete Zadira Staatsanwältin Lafrage ordnungsgemäß ihren Erstbericht. Der Frau mit dem Bananenknoten war nicht die geringste Regung anzumerken, während Zadira von Gertenstriemen, Lederrückständen und kontrollierter wie exzessiver Gewalt vor und während der Tötung sprach. Erst bei der Nennung der Markennamen der Roben, die im »Prinzessinnenzimmer« gefunden worden waren, gab Lafrage ein interessiertes »Ach ja?« von sich. Und dann noch einmal, als Zadira auf die Frage, warum sie immer noch nicht in Uniform sei, antwortete: »Ist in der Reinigung eingelaufen.«
    Auch da wieder dieses »Ach ja?«. Nur merklich ironischer. Zadira nahm an, dass Sophia Lafrage dieses »Ach ja?« in tausend Variationen aussprechen konnte.

    »Im Haus sind aberwitzig viele Fingerabdrücke«, meinte Beaufort. »Von der Toten und mindestens vier anderen Personen. Aber wir sortieren noch, es können also auch mehr werden.«
    Das stimmte immerhin mit den fünf Gedecken auf dem Tisch überein.
    »Und, schon Treffer?«, fragte Zadira und machte mit dem Kinn eine Geste zu den drei flachen Computerbildschirmen, auf denen Fingerabdrücke zu sehen waren. Daneben die laufende Suchanfrage in der europäischen Fingerabdruckdatei. Beaufort ließ außerdem eine Suchabfrage in der FIJAIS, der französischen Sexualstraftäterkartei laufen, und in der FNAEG, der Datenbank mit Gen-Profilen.
    »Nada.«
    »DNS-fähige Spuren?«
    »Mehr als genug. Eigentlich viel zu viele.«
    »Für was?«
    »Ah, ausgezeichnet, Sie stellen die richtigen Fragen. Für einen geplanten Mord. Dafür sind es viel zu viele.«
    Wieder rastete in Zadira etwas ein. Eine Ahnung schwang sich in ihr empor. Sie wünschte sich, Beaufort würde schneller reden, um sie mit weiteren Informationen zu verdichten.
    »Das ganze Haus ist mit Fingerabdrücken gepflastert. Sie sind völlig klar, niemand hat daran herumgewischt. Genauso die DNS-fähigen Spuren.«
    Beaufort breitete theatralisch die kräftigen, behaarten Arme aus. »Es wimmelt geradezu von ihnen. Auf den Bestecken, den Gläsern, den Klinken, am Kühlschrank, am Lichtschalter, auf der Toilette. Fehlt nur noch, dass irgendwo ein Schild steht mit dem Hinweis: Wattestäbchen mit Speichelprobe, akkreditiert und profiliert.«
    »Also hat in diesem Haus niemand auch nur den geringsten Versuch gemacht, irgendwelche Spuren zu beseitigen. So wie es sonst jeder anständige Mörder tut.«
    Er machte einen belustigten Eindruck und nickte. »Die gleiche Menge an Spuren hätten wir wahrscheinlich auch nach der Weihnachtsfeier bei meiner Oma in Barles gefunden.«
    »Sie feiern Weihnachten immer noch bei Ihrer Oma?«, fragte Zadira ungläubig. Sie mussten beide lachen.
    »Verdammt«, meinte Beaufort schließlich,

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