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Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe

Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe

Titel: Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Brunetti.
    »Selbstverständlich. Ich habe sie seit Jahren an derselben Stelle.« Sie zeigte in Richtung ihrer Küche. »Dort. In der [114]  zweiten Schublade.« Brunetti verkniff sich die Bemerkung, dass ein routinierter Einbrecher genau dort als Erstes nachsehen würde.
    »Gibt es Lagerräume im Erdgeschoss?«, fragte Brunetti. »Und gehört einer davon ihr?«
    Sie winkte ab. »Nein, die gehören dem Elektrogeschäft neben der Pizzeria und einem der Restaurants auf dem campo .«
    Brunetti bemerkte, dass Vianello stillschweigend sein Notizbuch gezückt hatte und eifrig mitschrieb.
    »Können Sie mir eine Vorstellung davon vermitteln, was für ein Leben sie geführt hat, Signora?«
    »Costanza?«
    »Ja.«
    »Früher war sie Lehrerin. Vor ungefähr fünf Jahren ist sie in Pension gegangen. Hatte kleine Kinder unterrichtet. Und jetzt besucht sie alte Leute in Pflegeheimen.« Unwillkürlich hatte sie das Präsens benutzt - und schlug betroffen die Hand vor den Mund.
    Brunetti ließ das unkommentiert und fragte: »Hatte sie öfter Besuch?«
    »Besuch?«
    »Leute, die zu ihr kamen. Vielleicht haben Sie jemanden auf der Treppe gesehen, oder vielleicht hat sie Ihnen mal gesagt, Sie brauchten sich keine Sorgen zu machen, wenn Fremde ins Haus kämen.«
    »Ja, manchmal habe ich auf der Treppe Leute getroffen. Die waren immer sehr höflich.«
    »Frauen?«, fragte Vianello.
    »Ja«, sagte sie beiläufig. »Und ihr Sohn. Der kam auch oft.«
    [115]  »Ja, ich weiß. Mit dem habe ich gestern gesprochen«, antwortete Brunetti, der sofort aufmerkte, als sie so schnell über die weiblichen Besucher hinwegging.
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie mit echter Anteilnahme.
    »Als ich mit ihm sprach, wirkte er sehr mitgenommen.« Das war nicht übertrieben; Brunetti ging davon aus, dass Niccolini vom Tod seiner Mutter schockiert war, auch wenn er es sich nicht anmerken lassen wollte.
    »Sie hat ihn geliebt. Und die Enkel.« Dann, mit leisem Lächeln: »Sogar ihre Schwiegertochter hat sie sehr gern gehabt.« Sie begleitete das mit einem ungläubigen Kopfschütteln, als habe sie eine Abweichung vom Gravitationsgesetz entdeckt.
    »Hat sie oft von ihnen gesprochen?«
    »Nein, eigentlich nicht. Costanza - das müssen Sie wissen - war von Natur aus nicht sehr gesprächig. Ich weiß das alles überhaupt nur, weil ich sie nun schon seit Jahren kenne.«
    »Seit wie vielen Jahren?«, wollte Vianello wissen und hob sein Notizbuch in die Höhe, als wolle dies all die Antworten wissen.
    »Sie wohnte schon hier, als ich einzog«, sagte Signora Giusti. »Das war vor fünf Jahren. Soweit ich weiß, ist sie ein paar Jahre vor mir hierhergekommen, nach dem Tod ihres Mannes.«
    »Hat sie erzählt, warum sie damals umgezogen ist?«, fragte Vianello, den Blick aufs Papier gesenkt.
    »Die alte Wohnung - in der Nähe von San Paolo - war ihr zu groß, und als sie dann allein war - ihr Sohn hatte inzwischen geheiratet hat sie sich etwas Kleineres gesucht.«
    »Wollte aber in der Stadt bleiben?«
    [116]  »Natürlich«, sagte sie und sah Vianello befremdet an.
    »Ich möchte auf etwas zurückkommen«, sagte Brunetti. »Ihre Besucher.«
    »Besucher«, wiederholte sie, als habe sie völlig vergessen, dass davon schon die Rede gewesen war.
    »Richtig«, sagte Brunetti mit dem Anflug eines Lächelns. »Nun, vielleicht haben Sie hier oben nicht viel davon gemerkt. Ich kann auch die Leute unten fragen: Die haben sicher etwas mitbekommen.« Er räusperte sich, als wollte er das Thema wechseln und mit einer ganz anderen Frage fortfahren.
    »Wie gesagt, manchmal sind da Leute gekommen. Frauen«, sagte sie. »Manchmal.«
    »Verstehe«, sagte Brunetti, schien aber nicht weiter interessiert. »Freundinnen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Vianello sah auf und bemerkte freundlich: »Alle wollen nach Venedig. Meine Frau und ich werden ständig von Freunden gefragt, ob ihre Söhne oder Töchter bei uns übernachten dürfen, und auch unsere Kinder wollen dauernd ihre Freunde einladen.« Er schüttelte den Kopf, schließlich war er ispettore di polizia und nicht der Betreiber eines kleinen Bed & Breakfast in Castello - günstig außerhalb des überfüllten Stadtzentrums gelegen. Brunetti vernahm diese Neuigkeit mit Überraschung. Vianellos Kinder waren noch sehr jung, und alle seine Freunde lebten in Venedig, also war seine Behauptung nicht sehr glaubhaft, und doch fügte Vianello im Brustton der Überzeugung hinzu: »Das wird bei Signora Altavilla nicht anders gewesen sein.« Er

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