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Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe

Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe

Titel: Commissario Brunettis zwanzigster Fall - Reiches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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diesmal erreichte das Lächeln seine Lippen, »nicht an die Absolution glaube.«

[176]  17
    W ie konnte dieser Bettlägerige, fragte Brunetti sich plötzlich, Signora Altavilla in Gesellschaft anderer Leute erlebt haben? »Haben Sie das selbst beobachtet, Dottore?«, fragte er.
    Der Doktor brauchte lange für seine Antwort. »Ich war nicht immer so«, sagte er schließlich kurz angebunden, als sei die Zeit für Erklärungen abgelaufen, als seien Tatsachen das Einzige, wofür ihm noch Zeit blieb.
    Brunetti schwieg so lange, dass der Doktor sagte: »Ich finde, Sie sollten sich setzen.« Folgsam zog Brunetti einen Stuhl ans Bett.
    Im Gegensatz zu Brunetti schien Grandesso sich zu entspannen. Einmal, zweimal fielen ihm die Augen zu, dann aber riss er sie auf und sagte: »Ich habe hautnah miterlebt, wie die Leute ihr Geheimnisse anvertraut haben, die sie besser für sich behalten hätten.« Und dann stellte er noch schnell klar: »Ärzte haben eine Geheimhaltungspflicht.«
    Brunetti meinte lächelnd: »Da kann man sich bestimmt auf Sie verlassen, Dottore.«
    Grandesso setzte ebenfalls zu einem Lächeln an, doch da durchzuckte ein stechender Schmerz sein Gesicht; die Sehnen an seinem Hals traten hervor, und Brunetti glaubte, seine Zähne knirschen zu hören. Tränen liefen Grandesso über die Wangen. Unschlüssig, ob er die Hand des Mannes halten oder Hilfe holen sollte, wollte Brunetti schon aufstehen, da beruhigte sich Grandesso wieder. Seine Miene entkrampfte [177]  sich, die Kinnlade sank nach unten, er rang noch ein paarmal nach Luft, dann ging sein Atem regelmäßiger, auch wenn das Atmen ihm offenbar immer noch schwerfiel.
    »Kann ich irgendetwas ...«, fing Brunetti an.
    »Nein«, ächzte er. »Sagen Sie denen nichts davon. Bitte.«
    Brunetti schüttelte den Kopf.
    »Nicht ins Krankenhaus«, stöhnte Grandesso. »Hier ist es besser.« Er sprach in kurzen Stößen und sog krampfhaft Luft ein. Wieder fielen ihm die Augen zu, und das qualvolle Keuchen brach ab.
    Brunetti fürchtete schon, der Mann sei vor seinen Augen gestorben und er habe tatenlos zugesehen; dann hörte er ihn doch wieder atmen, ruhiger. Er blieb reglos sitzen, bis er sicher war, dass der Doktor schlief. Dann stand er so leise auf, wie er konnte, und ging rückwärts aus dem Zimmer. Die Tür ließ er offen, so dass der Schlafende vom Flur aus zu sehen war.
    Im Gang war niemand; Tellerklappern und Wasserrauschen drangen durch die geschlossene Küchentür. Brunetti lehnte sich an die Wand. Er legte den Kopf nach hinten und kam erst einmal zur Besinnung.
    Eine der dunkelhäutigen Novizinnen verließ die Küche und ging den Flur in die entgegengesetzte Richtung hinunter. Als er die Schritte hörte, drehte Brunetti sich nach ihr um. »Entschuldigen Sie«, sagte er und stieß sich von der Wand ab.
    » Si, Signore ?«, sagte sie lächelnd. »Wie geht es ihm?«
    »Er ruht sich aus«, antwortete Brunetti.
    Zufrieden wollte sie ihrer Wege gehen, aber Brunetti zwang sich zu der Frage: »Können Sie mir sagen, wo ich Signora [178]  Sartori finde?« Er wusste immer noch nicht, wie er sie anreden sollte. Da sie die Tracht einer Novizin trug, konnte er nicht »Suora« zu ihr sagen, und auf die Möglichkeit, mit »Signorina« angesprochen zu werden, hatte sie verzichtet.
    »Oh, ich weiß nicht, ob sie Besuch empfangen darf«, sagte die Novizin und fügte besorgt hinzu: »Nur ihr Mann besucht sie jetzt noch. Er sagt, andere Leute im Zimmer machen sie nervös, und er möchte nicht, dass man sie belästigt.« Brunetti fragte sich, wann dieses »jetzt noch« angefangen hatte.
    »Ach«, sagte er enttäuscht. »Signora Altavillas Sohn hat mich gebeten, den Nahestehenden zu sagen, wie viel sie seiner Mutter bedeutet haben«, erklärte er mit dem unbefangenen Lächeln eines alten Freundes der Familie. Brunetti sah der Novizin an, dass er ihr Mitgefühl geweckt hatte und sie ihm Glauben schenkte, und ergänzte: »Er hat mir gesagt, es sei ihr viel daran gelegen.«
    »Dann ist wohl nichts dagegen einzuwenden«, sagte sie. Ein Lächeln gab ihre makellosen Zähne frei, die durch ihre dunkle Haut noch weißer strahlten. Brunetti fragte sich, wie man sich von Signora Altavillas Besuchen »belästigt« fühlen oder die Befürchtung hegen konnte, dem sei so. Doch die junge Frau setzte seinen Betrachtungen ein Ende, als sie ihm anbot, ihn zu Signora Sartori zu bringen.
    Die Tür zum Zimmer der Signora stand offen, und die Novizin ging hinein, ohne sich oder den Mann, der ihr

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