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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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bedauerndem Blick die Arme ausbreitete. Die Zimmer waren ordentlich aufgeräumt, sie blitzten vor Sauberkeit. Der Maestro Contino lag in einem Sessel, ein kleiner Blutfleck in Herzhöhe. Der Revolver befand sich auf dem Boden neben dem Sessel, eine uralte fünfschüssige Smith & Wesson, die mindestens aus Buffalo Bills Zeiten stammte und unglücklicherweise noch funktioniert hatte. Die Ehefrau hingegen lag ausgestreckt auf dem Bett, auch sie mit einem Blutfleck in Herzhöhe, die Hände umklammerten einen Rosenkranz. Sie mußte gebetet haben, bevor sie ihrem Mann erlaubte, sie umzubringen. Ein weiteres Mal fiel Montalbano der Polizeipräsident ein, und dieses Mal mußte er ihm recht geben: Hier konnte man von einem würdevollen Tod sprechen. Nervös und mürrisch erteilte Montalbano dem Brigadiere seine Anordnungen und ließ ihn dann stehen, um auf den Richter zu warten. Neben einer plötzlichen Traurigkeit fühlte er nagende Gewissensbisse in sich aufkeimen: Und wenn er sich dem Maestro gegenüber verständiger gezeigt hätte? Wenn er rechtzeitig Continos Freunde, seinen Arzt verständigt hätte?
    Er ging lange am Strand und an seiner geliebten Mole spazieren. Als er sich ein wenig ruhiger fühlte, kehrte er ins Büro zurück. Fazio war völlig außer sich. »Was ist denn los, was ist passiert? Ist der Richter noch nicht gekommen?«
    »Doch, er ist gekommen, sie haben die Leichen bereits weggebracht.«
    »Ja, was regst du dich dann so auf?«
    »Ich reg' mich auf, weil einige Dreckskerle es ausgenutzt haben, daß der halbe Ort zusah, wie der Maestro Contino um sich schoß, und derweil zwei Wohnungen von oben bis unten ausräumten. Ich hab' schon vier Leute von uns hingeschickt. Hab' auf Sie gewartet, damit ich auch hin kann.«
    »In Ordnung, geh nur. Ich bleibe hier.«
    Er beschloß, daß nun der Moment gekommen sei, aufs Ganze zu gehen. Die List, die er ersonnen hatte, mußte funktionieren.
    »Jacomuzzi?«
    »Herrgott im Himmel! Was soll denn diese verdammte Eile? Sie haben mir noch nichts über deine Kette gesagt. Ist noch zu früh.«
    »Ich weiß sehr wohl, daß du mir noch nichts sagen kannst, darüber bin ich mir weiß Gott im klaren.«
    »Na also, was willst du dann?«
    »Dich um strengste Diskretion bitten. Diese Geschichte mit der Kette ist nicht so harmlos, wie es auf den ersten Blick aussieht. Das Ganze könnte unangenehme Folgen haben.«
    »Willst du mich beleidigen? Wenn du mir sagst, daß ich dichthalten soll, dann halte ich dicht, und wenn der liebe Gott persönlich vom Himmel heruntersteigt!«
    »Signor Luparello? Es tut mir sehr leid, daß ich heute nicht zu Ihnen kommen konnte. Aber glauben Sie mir, es war mir einfach völlig unmöglich. Ich bitte Sie, Ihrer Mutter meine Entschuldigung zu übermitteln.«
    »Bleiben Sie einen Moment in der Leitung, Commissario.«
    Montalbano wartete geduldig.
    »Commissario? Mama läßt anfragen, ob es Ihnen morgen zur gleichen Zeit recht wäre.«
    Es war ihm recht, und er sagte zu.

Acht
    Er kam müde nach Hause, hatte vor, gleich ins Bett zu gehen, aber wie automatisch, es war eine Art Tick, schaltete er den Fernseher an. Als der Journalist von »Televigàta« mit der Schlagzeile des Tages geendet hatte - eine Schießerei zwischen kleinen Mafiosi, die wenige Stunden zuvor am Stadtrand von Milleta stattgefunden hatte -, berichtete er, daß sich in Montelusa das Parteisekretariat der Provinz versammelt habe, zu dem der Ingenieur Luparello gehörte (oder besser: gehört hatte). Eine außerplanmäßige Sitzung, die man in weniger stürmischen Zeiten aus gebührendem Respekt dem Verstorbenen gegenüber frühestens dreißig Tage nach seinem Ableben einberufen hätte. Aber die derzeitigen politischen Turbulenzen erforderten klare und schnelle Entscheidungen. So war zum Provinzsekretär einstimmig Dottor Angelo Cardamone gewählt worden, Chefarzt für Osteologie am Krankenhaus von Montelusa, ein Mann, der Luparello aus den eigenen Reihen heraus immer bekämpft hatte, aber fair, mutig und offen. Diese Meinungsverschiedenheiten - fuhr der Chronist fort - ließen sich vereinfacht in folgende Worte fassen: Der Ingenieur war für die Beibehaltung der Vierparteienregierung gewesen, allerdings mit Auflockerung durch junge und von der Politik noch nicht verschlissene (das heißt, noch nicht in Strafregistern erfaßte) Kräfte. Der Osteologe hingegen neigte eher zu einem, freilich behutsamen und vorsichtigen, Dialog mit der Linken. Dem Neugewählten waren Glückwunschtelegramme und

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