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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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stand, und zog das Fax heraus, das Nicolò Zito ihm geschickt hatte. »Eine andere Person vor was retten?« fragte Ingrid, sobald sie den Commissario zurückkommen sah. »Wenn Silvio gestorben ist, während er mit einer Frau schlief, ist doch niemand daran schuld. Dann ist er doch nicht umgebracht worden.«
    »Es ging nicht darum, diese Person vor dem Gesetz zu schützen, Ingrid, sondern vor einem Skandal.«
    Sie las das Fax, zuerst verblüfft, dann immer amüsierter. Über die Anekdote mit dem Polo-Club mußte sie laut lachen. Gleich darauf jedoch verfinsterte sich ihre Miene, sie ließ das Blatt sinken und neigte den Kopf leicht zur Seite.
    »Ist das der Mann? Ist dein Schwiegervater der Mann, mit dem du in Luparellos Haus gegangen bist?«
    Die Antwort kostete Ingrid sichtlich Überwindung.
    »Ja. Und ich sehe, daß man in Montelusa darüber spricht, obwohl ich alles getan habe, das zu verhindern. Es ist die unangenehmste Sache, die mir passiert ist, seit ich in Sizilien lebe.«
    »Du brauchst mir keine Einzelheiten zu erzählen.«
    »Du sollst aber wissen, daß nicht ich diejenige war, die angefangen hat. Vor zwei Jahren mußte mein Schwiegervater an einem Kongreß in Rom teilnehmen. Er lud Giacomo und mich ein, mit ihm zu kommen, aber in letzter Minute mußte mein Mann absagen, bestand jedoch darauf, daß ich trotzdem mitfuhr. Ich war noch nie in Rom gewesen. Alles verlief bestens, bis mein Schwiegervater in der letzten Nacht zu mir ins Zimmer kam. Ich dachte, er sei verrückt geworden. Um ihn zu beruhigen, gab ich nach, denn er brüllte und bedrohte mich. Auf dem Rückflug fehlte nicht viel, und er hätte geweint. Er beteuerte, daß es nie mehr vorkommen würde. Du mußt wissen, daß wir im selben Haus wohnen. Gut, eines Nachmittags, als mein Mann fort war und ich im Bett lag, tauchte er auf, wie in jener Nacht, und zitterte von Kopf bis Fuß. Auch dieses Mal hatte ich Angst, das Hausmädchen war in der Küche… Am nächsten Tag teilte ich Giacomo mit, daß ich umziehe wolle. Er fiel aus allen Wolken, ich bestand darauf, und wir stritten uns. Ich kam immer wieder auf das Thema zurück, und jedesmal weigerte er sich, darauf einzugehen. Er hatte recht, von seinem Standpunkt aus.
    Währenddessen ließ mein Schwiegervater nicht locker, er küßte mich, berührte mich bei jeder Gelegenheit und riskierte dabei, jederzeit von seiner Frau oder von Giacomo ertappt zu werden. Deswegen habe ich Silvio gebeten, mir ab und zu sein Haus zu leihen.«
    »Hat dein Mann irgendeinen Verdacht?«
    »Keine Ahnung, ich habe auch schon darüber nachgedacht. Manchmal denke ich, ja, dann wieder komme ich zu der Überzeugung, daß er nichts weiß.«
    »Noch eine Frage, Ingrid. Als wir am Capo Massaria ankamen, hast du mir beim Öffnen der Haustür gesagt, daß ich drinnen sowieso nichts finden würde. Und als du dann gesehen hast, daß alles unverändert an Ort und Stelle war, warst du sehr überrascht. Hatte dir vielleicht jemand versprochen, daß Luparellos Haus ausgeräumt werden würde?«
    »Ja, Giacomo hatte es mir gesagt.«
    »Also, dann wußte dein Mann doch Bescheid?«
    »Warte, bring mich nicht durcheinander. Als Giacomo mir erklärte, was ich sagen müßte, wenn die von der Versicherung mich ausfragen sollten, und zwar, daß ich mit ihm an der Mànnara gewesen sei, war ich wegen einer anderen Sache beunruhigt. Nämlich daß nun, wo Silvio tot war, früher oder später jemand die kleine Villa entdecken würde und damit auch meine Kleider, meine Tasche und all die anderen Dinge.«
    »Wer hätte sie finden können, deiner Meinung nach?«
    »Na ja, keine Ahnung, die Polizei, seine Familie… Ich habe Giacomo alles gebeichtet, bis auf die Sache mit seinem Vater. Ich habe ihn im Glauben gelassen, ich sei mit Silvio dorthin gegangen. Am Abend sagte er mir, es sei alles in Ordnung, ein Freund kümmere sich darum. Wenn jemand die Villa fände, werde er nur weißgetünchte Wände vorfinden. Und ich habe ihm geglaubt. Was hast du?«
    Montalbano wurde von der Frage überrumpelt. »Wie? Was soll ich denn haben?«
    »Du greifst dir ständig an den Nacken.«
    »Ach, ja. Er tut mir weh. Das kommt wahrscheinlich von unserer Abfahrt durch den Canneto. Und dein Knöchel, wie geht's dem?«
    »Besser, danke.«
    Ingrid fing an zu lachen. Sie fiel wie ein Kind von einer Stimmung in die nächste. »Was gibt es da zu lachen?«
    »Dein Nacken, mein Knöchel… wie zwei Zimmergenossen im Krankenhaus.«
    »Kannst du aufstehen?«
    »Wenn es nach mir ginge,

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