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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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bewirkte, daß ihn der Nacken erneut schmerzte. Er erhob sich, nahm die Halskrause, verließ die alte Fabrik und fuhr zum Kommissariat.
    »Commissario? Stefano Luparello am Apparat.«
    »Sie wünschen, Ingegnere?«
    »Ich habe neulich meinem Cousin übermittelt, daß Sie ihn heute morgen um zehn Uhr treffen wollten. Vor fünf Minuten hat mich jedoch meine Tante, seine Mutter, angerufen. Ich befürchte, Giorgio wird nicht zu Ihnen kommen können, wie er es eigentlich vorgehabt hatte.«
    »Was ist geschehen?«
    »Ich weiß nichts Genaues, aber es sieht so aus, als sei er die ganze Nacht außer Haus gewesen, nach Auskunft der Tante jedenfalls. Er ist erst vor kurzem, so gegen neun Uhr, heimgekommen und war in einem erbärmlichen Zustand.«
    »Entschuldigen Sie, Ingegnere, aber ich meine von Ihrer Mutter erfahren zu haben, daß er bei Ihnen im Hause lebt.«
    »Das stimmt, aber nur bis zum Tode meines Vaters, dann ist er wieder zu seinen Eltern gezogen. Ohne Papà fühlte er sich unwohl bei uns. Wie dem auch sei, die Tante hat den Arzt gerufen, der ihm eine Beruhigungsspritze gegeben hat. Jetzt schläft er tief und fest. Er tut mir furchtbar leid, wissen Sie. Vielleicht hing er zu sehr an Papà.«
    »Verstehe. Wenn Sie Ihren Cousin sehen, sagen Sie ihm, daß ich ihn wirklich dringend sprechen muß. Aber ohne Eile, ist nichts Schlimmes, einfach sobald es ihm möglich ist.«
    »Selbstverständlich. Ach ja, Mama steht neben mir, sie läßt Ihnen Grüße ausrichten.«
    »Grüßen Sie sie bitte ebenfalls von mir. Sagen Sie ihr, daß ich… Ihre Mutter ist eine außergewöhnliche Frau, Ingegnere. Sagen Sie ihr bitte, daß ich sie sehr schätze.«
    »Ich werde es ihr ausrichten, danke schön.«
    Montalbano verbrachte noch eine Stunde damit, Papiere zu unterzeichnen und Formulare auszufüllen. Sie waren so detailliert wie überflüssig, Fragebögen des Ministeriums.
    Galluzzo unterließ es in seiner Aufregung nicht nur anzuklopfen, sondern riß die Tür auch noch mit so viel Schwung auf, daß sie gegen die Wand knallte. »Gottverdammt noch mal! Was ist denn los?«
    »Ich habe es gerade eben von einem Kollegen aus Montelusa erfahren. Sie haben den Awocato Rizzo umgebracht. Erschossen. Man hat ihn neben seinem Auto gefunden, im Viertel San Giusippuzzu. Wenn Sie wollen, versuche ich, mehr rauszukriegen.«
    »Schon gut, ich fahre selber hin.«
    Montalbano warf einen Blick auf die Uhr - es war elf und eilte hinaus.
    In Saros Wohnung meldete sich niemand. Montalbano klopfte nebenan, woraufhin ihm eine Alte mit feindseliger Miene öffnete. »Was ist los? Was ist denn das für eine Art zu stören?«
    »Entschuldigen Sie bitte, Signora, ich suche die Signori Montaperto.«
    »Die Signori Montaperto? Und was für Signori das sind!
    Vastasi sunnui«
    Womit sie die Müllmänner als »unverschämte Flegel‹ titulierte.
    Eine Flut von sizilianischen Schimpfwörtern ergoß sich über den Commissario. Zwischen den beiden Familien schien nicht gerade freundschaftliches Einverständnis zu herrschen. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ich bin Polizeikommissar.«
    Das Gesicht der Frau leuchtete auf, sie fing an, laut zu rufen, tiefe Zufriedenheit klang aus ihrer Stimme.
    »Turiddru! Turiddru! Veni di cursa ccà, komm ganz schnell her!«
    Je mehr sie sich aufregte, desto breiter wurde ihr Dialekt. »Was is'n?« fragte ein dürrer Alter, der angeschlurft kam. »Dieser Herr, das is'n Kommissar! Siehst du, daß ich recht gehabt hab'? Siehst du, daß sie von der Polizei gesucht werden? Siehst du jetzt, daß das lausige Gauner waren? Siehst du jetzt, daß sie abgehaun sin', um nicht im Gefängnis zu landen?«
    »Wann sind sie abgehauen, Signora?«
    »Nicht mal 'ne halbe Stunde isses jetzt her. Mit 'm Kleinen. Wenn Sie Ihnen nachlaufen, vielleicht erwischen Sie sie noch.«
    »Danke, Signora. Ich nehme gleich die Verfolgung auf.«
    Saro, seine Frau und der Kleine hatten es geschafft.
    Während der Fahrt nach Montelusa wurde Montalbano zweimal angehalten, zuerst von einem Trupp alpini, Gebirgsjägern, und dann von den Carabinieri. Das Schlimmste erwartete ihn auf dem Weg nach San Giusippuzzu. Durch Straßensperren und Kontrollen brauchte er beinahe eine Dreiviertelstunde für nicht einmal fünf Kilometer. Der Polizeipräsident und der Oberst der Carabinieri befanden sich bereits am Tatort, das Polizeipräsidium von Montelusa war sozusagen vollzählig versammelt. Anna war auch da, tat allerdings so, als sähe sie ihn nicht. Jacomuzzi schaute sich aufgeregt um,

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