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Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers

Titel: Commissario Montalbano 01 - Die Form des Wassers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Also bin ich hier vorbeigefahren, aber es war alles dunkel. Ich habe mindestens fünfmal angerufen, nichts. Und dann habe ich endlich Licht gesehen.«
    Sie blickte Montalbano aufmerksam an. Er hatte kein Wort gesagt.
    »Was hast du? Bist du plötzlich stumm geworden? Also paß mal auf…«
    Sie hielt inne. Durch die Schlafzimmertür, die halb offen geblieben war, hatte sie Ingrid erblickt, halbnackt, ein Glas in der Hand. Zuerst wurde sie blaß, dann lief sie knallrot an.
    »Entschuldigt«, stammelte sie und stürzte hastig hinaus. »Lauf ihr nach«, rief Ingrid ihm zu. »Erklär ihr alles. Ich werde sofort gehen.«
    Voller Zorn versetzte Montalbano der Haustür einen Tritt, daß die Wände zitterten. Dann hörte er Annas Auto, als sie davonfuhr und die Reifen mit derselben Wut quietschen ließ, mit der er die Tür zugeknallt hatte. »Ich muß ihr überhaupt nichts erklären, verdammte Scheiße!«
    »Soll ich gehen?«
    Ingrid hatte sich im Bett aufgesetzt, ihre Brüste schauten triumphierend oberhalb des Handtuchs hervor.
    »Nein. Aber zieh dir was an!«
    »Entschuldige.«
    Montalbano zog Jacke und Hemd aus, hielt im Bad einen Moment lang den Kopf unter den Wasserhahn, kam zurück und setzte sich wieder neben das Bett. »Ich will diese Geschichte mit der Kette jetzt von Anfang an hören.«
    »Also, am vergangenen Montag wurde Giacomo, mein Mann, von einem Anruf geweckt. Ich habe nicht verstanden, wer es war, ich war zu müde. Er zog sich schnell an und ging weg. Nach zwei Stunden kehrte er zurück und fragte mich, was eigentlich aus der Halskette geworden sei. Seit einiger Zeit würde er sie nirgendwo im Haus mehr sehen. Natürlich konnte ich ihm nicht sagen, daß sie in der Tasche in Silvios Haus lag. Wenn er sie hätte sehen wollen, hätte ich nicht gewußt, was ich ihm hätte antworten sollen. So sagte ich ihm, daß ich sie seit über einem Jahr verloren und es ihm verschwiegen hätte aus Angst, er könne wütend werden. Die Kette war einen Haufen Geld wert, er hatte sie mir in Schweden geschenkt. Daraufhin hat Giacomo mich am unteren Rand eines weißen Blatts Papier unterschreiben lassen. Er brauche es für die Versicherung, erklärte er mir.«
    »Und die Geschichte mit der Mànnara, wie kam die zustande?«
    »Ach, das war später, als er zum Mittagessen zurückkam. Er sagte mir, sein Anwalt, Rizzo, habe ihm mitgeteilt, der Versicherung gegenüber brauche man eine überzeugendere Erklärung für ihr Verschwinden, und er habe ihm die Geschichte mit der Mannàra empfohlen.«
    »Mànnara«, korrigierte Montalbano geduldig. Die falsche Betonung störte ihn.
    »Mànnara, Mànnara«, wiederholte Ingrid. »Ehrlich gesagt überzeugte mich diese Geschichte nicht, sie erschien mir widersinnig, allzu konstruiert. Da belehrte Giacomo mich, daß ich in den Augen aller als Nutte gelte. Folglich liege es nahe zu glauben, ich selbst sei auf die Idee gekommen, mir die Mànnara anzusehen.«
    »Verstehe.«
    »Aber ich verstehe es nicht!«
    »Sie hatten vor, dich in die Sache zu verstricken.«
    »›Verstricken‹ - was heißt das?«
    »Dich in eine Falle zu locken. Sieh mal: Luparello stirbt an der Mànnara, während er mit einer Frau zusammen ist, die ihn überredet hat, dorthin zu fahren. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Gut, sie wollen den Eindruck erwecken, daß du diese Frau gewesen bist. Dir gehört die Tasche, die Kette; die Kleider in Luparellos Haus sind deine, du schaffst die Abfahrt den Canneto hinunter… Mir würde nur eine einzige Schlußfolgerung bleiben: Die gesuchte Frau heißt Ingrid Sjostrom.«
    »Verstehe«, sagte sie und verharrte schweigend, die Augen starr auf das Glas gerichtet, das sie in der Hand hielt. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das kann nicht sein.«
    »Was?«
    »Daß Giacomo mit den Leuten, die mich in eine Falle locken wollen, gemeinsame Sache macht, wie du sagst.«
    »Vielleicht haben sie ihn gezwungen mitzumachen. Die wirtschaftliche Situation deines Mannes ist nicht gerade rosig, weißt du das?«
    »Er spricht nicht mit mir über diese Dinge, aber ich weiß es auch so. Ich bin mir allerdings sicher, wenn er es getan hat, dann nicht für Geld.«
    »Dessen bin ich mir auch ziemlich sicher.«
    »Aber warum dann?«
    »Es gäbe eine andere Erklärung, und zwar die, daß dein Mann gezwungen war, dich in die Sache zu verstricken, um eine Person zu schützen, die ihm mehr am Herzen liegt als du. Warte mal.«
    Er ging in das andere Zimmer, wo ein kleiner, mit Papieren übersäter Schreibtisch

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