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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Wort. Ein Beweis dafür, daß die Nachricht zum Glück nicht durchgesickert war. Zito sprach jedoch völlig unerwartet von dem absurden Diebstahl in Ingrassias Supermarkt und der unerklärlichen Auffindung des Lastwagens mit dem gesamten Diebesgut. Man sei allgemein der Auffassung, berichtete Zito, daß das Fahrzeug nach einem Streit zwischen den Komplizen um die Aufteilung der Beute stehengelassen worden sei. Das glaubte Zito jedoch nicht, seiner Meinung nach mußte die Sache anders gelaufen sein, die Angelegenheit war bestimmt viel komplexer.
    »Commissario Montalbano, ich wende mich direkt an Sie. Meinen Sie nicht auch, daß die Geschichte vertrackter ist, als es den Anschein hat?« fragte der Journalist abschließend.
    Als Montalbano hörte, wie er persönlich angesprochen wurde, und Zitos Augen sah, die ihn aus dem Apparat anblickten, während er beim Essen saß, verschluckte er sich am Wein, den er gerade trank, rang nach Luft, hustete und fluchte.
    Als er fertig gegessen hatte, zog er seine Badehose an und ging ins Wasser. Es war eiskalt, aber beim Schwimmen kehrten seine Lebensgeister zurück.
    »Erzählen Sie der Reihe nach, was geschehen ist«, sagte der Questore.
    Nachdem er den Commissario hereingebeten hatte, war er aufgestanden, ihm entgegengegangen und hatte ihn schwungvoll umarmt.
    Montalbano hatte ein Problem, er war nämlich absolut unfähig, Leute, von denen er wußte, daß sie anständig waren, oder die er schätzte, zu belügen und ihnen Märchen aufzutischen. Doch Verbrechern, Leuten, die ihm nicht gefielen, konnte er dagegen die irrsten Geschichten erzählen, ohne eine Miene zu verziehen, da konnte er behaupten, er habe mit eigenen Augen gesehen, daß der Mond Zacken habe. Da er aber seinen Vorgesetzten nicht nur schätzte, sondern schon so manches Mal wie zu einem Vater mit ihm geredet hatte, versetzte ihn diese Aufforderung in große Verlegenheit, er wurde rot, schwitzte und rutschte auf dem Stuhl herum, als sei dieser der Grund für sein Unbehagen.
    Der Questore merkte, daß dem Commissario nicht wohl war, schrieb diesen Zustand jedoch der Tatsache zu, daß Montalbano wirklich immer litt, wenn er über eine Aktion berichten sollte, die er gut zu Ende gebracht hatte. Der Questore hatte nicht vergessen, daß Montalbano bei der letzten Pressekonferenz vor den Fernsehkameras eigentlich nur ein langes, mühsames Gestammel von sich gegeben hatte, das streckenweise jeglichen Sinn vermissen ließ, die Augen weit aufgerissen, mit unruhigen Pupillen, als wäre er betrunken gewesen.
    »Ich möchte einen Rat, bevor ich zu erzählen anfange.«
    »Bitte.«
    »Was soll ich in meinem Bericht schreiben?«
    »Wie bitte? Es ist doch nicht Ihr erster Bericht! In einem Bericht schreibt man, was geschehen ist«, antwortete der Questore barsch und etwas irritiert. Und weil Montalbano immer noch nicht redete, fuhr er fort: »Apropos – Sie haben geschickt und mutig von einer zufälligen Begegnung profitiert und eine gelungene Polizeiaktion daraus gemacht, einverstanden, aber...«
    »Eben, ich wollte Ihnen sagen...«
    »Lassen Sie mich ausreden. Aber ich muß doch feststellen, daß Sie ein hohes Risiko eingegangen sind und Ihre Leute einer großen Gefahr ausgesetzt haben, Sie hätten massive Verstärkung anfordern und entsprechende Vorkehrungen treffen müssen. Zum Glück ist alles gutgegangen, aber es war ein Vabanquespiel, das muß ich Ihnen ganz ehrlich sagen. Jetzt sind Sie dran.«
    Montalbano betrachtete die Finger seiner linken Hand, als wären sie ihm plötzlich gewachsen und als wüßte er nicht, was er mit ihnen anfangen sollte.
    »Nun?« fragte der Questore geduldig.
    »Die ganze Geschichte war ein Bluff«, brach es aus Montalbano heraus. »Es gab keine zufällige Begegnung, ich bin zu Tano gegangen, weil er darum gebeten hat, mich zu sehen. Und bei diesem Treffen haben wir ein Arrangement getroffen.«
    Der Questore bedeckte seine Augen mit der Hand. »Sie haben ein Arrangement getroffen?«
    »So ist es.«
    Und weil Montalbano jetzt schon mal dabei war, erzählte er ihm alles, von Gegès Anruf bis hin zur Inszenierung mit der Festnahme.
    »Gibt es sonst noch was?« fragte der Questore schließlich.
    »Ja. So wie die Dinge liegen, verdiene ich keine Beförderung zum Vicequestore. Wenn ich befördert werden würde, dann wäre es für eine Lüge, für eine Farce.«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein«, sagte der andere schroff. Der Questore stand auf, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und

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