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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ausweichend. Er roch wieder an seinen Fingern, und das Gespräch verstummte.
    »Haben Sie schon von dem armen Cavaliere gehört?« fragte der Commissario, als säßen sie freundschaftlich plaudernd im Wohnzimmer.
    »Tja, so ist das Leben«, seufzte der andere zerknirscht.
    »Stellen Sie sich vor, Signor Ingrassia: Ich hatte ihn gefragt, ob er noch mal kommen könne, um mir Genaueres über das zu erzählen, was er in der Nacht des Diebstahls gesehen hatte. Wir hatten schon einen Termin vereinbart, aber dann...«
    Ingrassia breitete die Arme zu einer Geste aus, die besagte, Montalbano solle vor dem Schicksal kapitulieren. Nach einer gebührenden Denkpause fragte er: »Entschuldigen Sie, aber was hätte Ihnen der arme Cavaliere denn Genaueres erzählen können? Er hat doch alles gesagt, was er gesehen hat.«
    Montalbano wedelte verneinend mit dem Zeigefinger.
    »Sie meinen, er hat nicht alles gesagt, was er gesehen hat?« fragte Ingrassia beunruhigt.
    Wieder wedelte Montalbano verneinend mit dem Finger. Jetzt laß ich dich zappeln, du Hund, dachte er.
    Der grüne Zweig, der Ingrassia war, bewegte sich wie in einem leichten Wind hin und her. »Aber was wollten Sie denn von ihm wissen?«
    »Was er glaubte, nicht gesehen zu haben.«
    Aus dem leichten Wind wurde ein heftiger, der Zweig schwankte. »Ich verstehe nicht.«
    »Ich erkläre es Ihnen. Sie haben doch bestimmt das Gemälde von Pieter Bruegel Die Kinderspiele schon mal gesehen?«
    »Wer? Ich? Nein«, sagte Ingrassia beklommen.
    »Macht nichts. Aber Sie haben sicher schon mal was von Hieronymus Bosch gesehen.«
    »Nein«, sagte Ingrassia und begann zu schwitzen. Jetzt war er wirklich verstört, und sein Gesicht färbte sich grün wie sein Anzug.
    »Egal. Lassen wir das«, sagte Montalbano generös. »Ich wollte sagen, daß man sich, wenn man eine bestimmte Szene gesehen hat, von dieser Szene an den ersten allgemeinen Eindruck erinnert, den man hatte. Einverstanden?«
    »Einverstanden«, murmelte Ingrassia, inzwischen auf das Schlimmste gefaßt.
    »Und dann kommen einem nach und nach wieder ein paar Details in den Sinn, die man gesehen und im Kopf registriert, aber als unwichtig beiseitegeschoben hat. Ein paar Beispiele: ein offenes oder geschlossenes Fenster, ein Geräusch, was weiß ich, ein Pfiff, ein Lied, ein weggerückter Stuhl, ein Auto, das an einer Stelle stand, wo es nicht hingehörte, ein Licht, das ausging... Solche Dinge, Details, Einzelheiten eben, die sich am Ende als äußerst wichtig herausstellen.«
    Ingrassia zog ein weißes Taschentuch mit grünem Saum aus der Hosentasche und trocknete sich damit den Schweiß ab.
    »Haben Sie mich nur kommen lassen, um mir das zu sagen?«
    »Nein. Dann hätte ich Sie umsonst bemüht, das würde ich mir nie erlauben. Ich wollte wissen, ob Sie etwas von den Leuten gehört haben, die Ihnen, wie Sie meinen, den Streich mit dem fingierten Diebstahl gespielt haben.«
    »Es ist niemand aufgetaucht.«
    »Merkwürdig.«
    »Warum?«
    »Weil das Schöne an einem Streich doch ist, daß man hinterher mit dem Opfer darüber lachen kann. Wie dem auch sei, sagen Sie mir Bescheid, wenn jemand auftaucht. Buongiorno.«
    »Buongiorno«, erwiderte Ingrassia und erhob sich. Er war schweißnaß, seine Hose klebte ihm am Hintern.
    Fazio erschien ganz aufgeregt in einer funkelnagelneuen Uniform.
    »Da bin ich«, sagte er.
    »Und der Papst ist in Rom.«
    »Schon gut, Commissario, ich verstehe, heute ist nicht Ihr Tag.«
    Er war schon auf dem Weg nach draußen, blieb aber in der Tür stehen.
    »Dottore Augello hat angerufen, er sagt, er hat furchtbar Zahnweh und kommt nur, wenn es unbedingt sein muß.«
    »Sag mal, weißt du, wo die Trümmer von Cavaliere Misuracas Cinquecento hingekommen sind?«
    »Ja, die sind noch hier, in unserer Werkstatt. Ich will Ihnen was sagen: Das ist nur Neid.«
    »Wovon redest du?«
    »Von Dottore Augellos Zahnweh. Blanker Neid ist es.«
    »Wen beneidet er denn?«
    »Sie, weil Sie die Pressekonferenz machen und nicht er. Außerdem ist er sauer, weil Sie ihm nicht sagen wollten, wie der Mann heißt, den wir verhaftet haben.«
    »Tust du mir einen Gefallen?«
    » Sissi , ich verstehe, bin schon weg.«
    Sobald Fazio die Tür hinter sich zugemacht hatte, wählte Montalbano eine Nummer. Eine Frauenstimme antwortete, die wie die Parodie auf die Synchronisation einer Schwarzen klang, » Bronto ? Wer da? Wer denn da?«
    Wo die Cardamones wohl ihre Hausmädchen herhaben? überlegte Montalbano.
    »Ist Signora Ingrid

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