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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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verbarrikadiert war. Das Häuschen sah unbewohnt aus, war aber in der ganzen Gegend der einzig mögliche Beobachtungsposten, die anderen Häuser waren zu weit weg. Um das festzustellen, rief er Galluzzo zu sich.
    »Schau dir mal das kleine Haus da an, mach die Tür irgendwie auf, aber mach sie nicht kaputt, sei vorsichtig, kann sein, daß wir es noch brauchen. Sieh nach, ob es Anzeichen dafür gibt, daß vor kurzem jemand drin war, ob in den letzten Tagen jemand da gewohnt hat. Aber laß alles, wie es ist, als wärst du nie reingegangen.«
    Der Jeep war inzwischen fast auf der Höhe des Felssockels angelangt. Der Commissario ließ sich ein Ende des Stahlseils reichen, fädelte es mühelos in das Loch und schob es hinein. Es ging ganz leicht, das Seil glitt ungehindert in den Felsen, als folge es einer gut eingefetteten Führung, und tatsächlich kam das Seilende kurz darauf wie der Kopf einer kleinen Schlange von hinten her wieder zum Vorschein.
    »Nimm das Ende hier«, sagte Montalbano zu Fazio, »befestige es am Jeep, fahr an und zieh, aber ganz vorsichtig.«
    Langsam setzte sich der Wagen in Bewegung. Mit ihm begann sich die Felsplatte rechts der Länge nach von der Wand zu lösen, als drehe sie sich in unsichtbaren Angeln.
    »Sesam, öffne dich«, murmelte Germanà verblüfft; er mußte an das Zauberwort eines Märchens aus Tausendundeiner Nacht denken, mit dem man mittels Hexerei Türen öffnen konnte.
    »Ich garantiere Ihnen, Signor Questore, daß diese Steinplatte von einem wahren Meister in eine Tür verwandelt wurde, wenn man bedenkt, daß die eisernen Angeln von außen überhaupt nicht zu sehen waren. Und die Tür ließ sich genauso leicht wieder schließen, wie sie sich vorher geöffnet hatte. Wir gingen mit Taschenlampen hinein. Innen ist die Höhle sehr sorgfältig und fachmännisch ausgestattet. Der Boden besteht aus einem Dutzend aneinandergenagelter farlacche , die auf der nackten Erde liegen.«
    »Was sind denn farlacche?« fragte der Questore. »Mir fällt das italienische Wort nicht ein. Das sind besonders dicke Holzbretter. Der Boden wurde gebaut, damit die Waffenkisten nicht direkt auf der feuchten Erde stehen. Die Wände sind mit dünneren Brettern ausgekleidet. In der Höhle ist sozusagen eine riesige Holzkiste ohne Deckel. Das muß ganz schön viel Arbeit gewesen sein.«
    »Und die Waffen?«
    »Ein richtiges Arsenal. An die dreißig Maschinengewehre und Maschinenpistolen, etwa hundert Pistolen und Revolver, zwei Bazookas, Tausende Schuß Munition, kistenweise Sprengstoff aller Art, von TNT bis Semtex. Dazu jede Menge Uniformen der Arma und der Polizei, kugelsichere Westen und diverse andere Sachen. Alles in perfekter Ordnung, jedes Teil einzeln in Cellophan gewickelt.«
    »Wir haben ihnen einen schönen Schlag versetzt, nicht wahr?«
    »Allerdings. Tano hat sich elegant gerächt, gerade so, daß er nicht als Verräter oder pentito gelten kann. Übrigens habe ich die Waffen nicht sichergestellt, sondern in der Höhle gelassen. Ich habe meine Leute in zwei Wachschichten pro Tag eingeteilt. Sie halten sich in einem unbewohnten kleinen Haus auf, das ein paar hundert Meter vom Waffenlager entfernt ist.«
    »Meinen Sie, daß jemand kommt, um Waffen zu holen?«
    »Ich hoffe es.«
    »Gut, einverstanden. Wir warten eine Woche, observieren die Gegend, und wenn nichts geschieht, wird beschlagnahmt. Ach, Montalbano, erinnern Sie sich an meine Einladung übermorgen zum Abendessen?«
    »Wie könnte ich das vergessen?«
    »Tut mir leid, wir müssen sie um ein paar Tage verschieben, meine Frau hat Grippe.«
    Sie brauchten gar keine Woche zu warten. Am dritten Tag nach dem Waffenfund meldete sich Catarella nach seiner Wachschicht, die von Mitternacht bis Mittag ging, todmüde beim Commissario zum Rapport. Montalbano verlangte das von allen, sobald sie Feierabend machten. »Gibt's was Neues?«
    »Nichts, Dottori. Alles ruhig und still.«
    »Gut, vielmehr schade. Geh jetzt schlafen.«
    »Ach, wenn ich es mir so überlege, war da doch was, aber eigentlich war es gar nichts, ich brauchte es nicht berichten, aber ich bin ja gewissenhaft. Was Nebensächliches.«
    »Was war denn so nebensächlich?«
    »Daß ein Tourist vorbeigekommen ist.«
    »Drück dich ein bißchen klarer aus, Catarè.«
    »Die Uhr hat einundzwanzig Uhr morgens angezeigt.«
    »Wenn es morgens war, dann war es neun, Catarè.«
    »Wie Sie meinen. Genau da hab' ich das Knattern einer schweren Maschine gehört. Ich hab' das Fernglas genommen, das ich

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