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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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umgehängt hatte, hab' vorsichtig rausgeschaut und hab's gesehen. Es handelte sich um ein rotes Motorrad.«
    »Die Farbe spielt keine Rolle. Was war dann?«
    »Von demselben ist ein Tourist männlichen Geschlechts abgestiegen.«
    »Wie kommst du drauf, daß es ein Tourist war?«
    »Wegen dem Fotoapparat, den er um den Hals hatte, der war groß, so groß, daß er wie eine Kanone aussah.«
    »Das wird ein Teleobjektiv gewesen sein.«
    »Ja, genau. Und dann hat er angefangen zu fotografieren.«
    »Was hat er fotografiert?«
    »Alles, dottori mio, alles hat er fotografiert. Die Landschaft, den Crasticeddru, sogar das Haus, in dem ich war.«
    »Ist er zum Crasticeddru hingegangen?«
    »Nein. Als er wieder auf sein Motorrad gestiegen und abgefahren ist, hat er mir zugewunken.«
    »Hat er dich gesehen?«
    »Nein. Ich bin die ganze Zeit drin geblieben. Aber ich hab's ja schon gesagt, wie er losgefahren ist, hat er winke, winke zum Haus hin gemacht.«
    »Signor Questore? Schlechte Nachrichten, meiner Meinung nach haben sie irgendwie von unserem Fund erfahren und einen geschickt, der erkunden sollte, ob es auch stimmt.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Heute früh hat der Beamte, der in dem Haus Wache hatte, gesehen, wie einer auf einem Motorrad kam und die Gegend mit einem starken Tele fotografiert hat. Bestimmt hatten sie in der Nähe des Felsblocks, der den Eingang versperrt, irgendein Zeichen angebracht, was weiß ich, einen Zweig, der in eine bestimmte Richtung zeigte, einen Stein, der in einer bestimmten Entfernung lag... Es war unmöglich für uns, alles so zu hinterlassen, wie es vorher war.«
    »Hatten Sie dem wachhabenden Beamten denn besondere Anweisungen gegeben?«
    »Natürlich. Der wachhabende Beamte hätte, in dieser Reihenfolge, den Motorradfahrer anhalten, seine Personalien feststellen, den Fotoapparat beschlagnahmen und den Motorradfahrer auf die Wache bringen müssen...«
    »Und warum hat er das nicht getan?«
    »Aus einem einfachen Grund – es war Catarella, und den kennen Sie so gut wie ich.«
    »Ah«, lautete der schlichte Kommentar des Questore. »Was tun wir jetzt?«
    »Wir stellen die Waffen sofort sicher, heute noch. Aus Palermo kam die Anweisung, die Sache äußerst wichtig zu nehmen.«
    Montalbano spürte, seine Achseln schweißnaß werden. »Etwa noch eine Pressekonferenz?!«
    »Ich fürchte, ja. Tut mir leid.«
    Als sie sich mit zwei Autos und einem Lieferwagen Richtung Crasticeddru auf den Weg machen wollten, merkte Montalbano, daß Galluzzo ihn kläglich ansah, wie ein geprügelter Hund. Er nahm ihn auf die Seite.
    »Was ist los?«
    »Könnte ich vielleicht meinen Schwager über die Sache informieren, den Journalisten?«
    »Nein«, antwortete Montalbano heftig, überlegte es sich aber sofort anders, denn er hatte plötzlich eine Idee, zu der er sich beglückwünschte.
    »Also gut, aber nur, um dir einen persönlichen Gefallen zu tun. Ruf ihn an, er soll kommen.«
    Die Idee war folgende: Wenn Galluzzos Schwager zum Crasticeddru käme und die Nachricht von dem Fund bekanntmachte, wäre die Pressekonferenz damit vielleicht hinfällig.
    Montalbano ließ Galluzzos Schwager und dessen Kameramann von »Televigàta« nicht nur freie Hand, sondern half den beiden auch, ihren Knüller zurechtzubasteln – er spielte Regisseur, setzte eine Bazooka zusammen, die Fazio anlegte, und beleuchtete die Höhle taghell, damit jedes Magazin, jede Patrone einzeln fotografiert oder gefilmt werden konnte.
    Nach zwei Stunden Schwerstarbeit war die Höhle leergeräumt. Der Journalist und sein Kameramann sausten nach Montelusa, um den Bericht zu schneiden, Montalbano rief über Handy den Questore an.
    »Es ist alles verladen.«
    »Gut. Schicken Sie die Ladung hierher, nach Montelusa. Ach, noch etwas. Lassen Sie einen Posten da. In Kürze kommt Jacomuzzi mit seinen Leuten vom Erkennungsdienst. Meinen Glückwunsch.«
    Daß die Idee mit der Pressekonferenz endgültig begraben wurde, dafür sorgte Jacomuzzi. Natürlich völlig unfreiwillig, denn Pressekonferenzen und Interviews waren Jacomuzzis ganzes Glück. Bevor sich der Chef des Erkennungsdienstes für die Tatortarbeit zur Grotte begab, hatte er schnell noch an die zwanzig Journalisten von Presse und Fernsehen informiert. Die Reportage von Galluzzos Schwager würde in den regionalen Nachrichten kommen, die Berichte über Jacomuzzi und seine Leute aber würden landesweit größtes Aufsehen erregen. Wie Montalbano vorausgesehen hatte, entschied der Questore, keine

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