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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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wohl. Sagen Sie mir bitte alles, was Sie wissen.«
    »Also, ich möchte vorausschicken, daß ich von dem ausgehe, was ich im lokalen Fernsehen gesehen und in der Zeitung gelesen habe. Möglicherweise liegen die Dinge in Wirklichkeit jedoch anders. Jedenfalls hieß es, der Felsblock, der den Eingang versperrte, sei von Mafiosi oder irgendwelchen Waffenhändlern in eine Tür umgearbeitet worden. Das stimmt nicht. Umgearbeitet, wenn man so sagen will, hat ihn der Großvater von Lillo Rizzitano, der mir ein sehr lieber Freund war.«
    »Wissen Sie, in welcher Zeit das war?«
    »Natürlich weiß ich das. Gegen 1941, als Öl, Mehl und Weizen wegen des Krieges allmählich knapp wurden. Damals gehörte das gesamte Land rund um den Crasto und am Crasticeddru Giacomo Rizzitano, Lillos Großvater, der in Amerika auf nicht ganz legale Weise – zumindest erzählte man das im Dorf – zu Geld gekommen war. Giacomo Rizzitano hatte die Idee, die Grotte mit dieser zur Tür umgearbeiteten Felsplatte zu verschließen. In der Grotte lagerte er im Überfluß alle möglichen Waren, die er mit Hilfe seines Sohnes Pietro, Lillos Vater, auf dem Schwarzmarkt verkaufte. Sie hatten keine Skrupel und waren noch in andere Geschichten verwickelt, über die anständige Leute damals nicht redeten, möglicherweise sogar Bluttaten. Lillo war ganz anders geraten. Er war eine Art Literat, er schrieb schöne Gedichte und las viel. Er brachte mir so viel nahe, Unter Bauern von Pavese, Gespräch in Sizilien von Vittorini... Ich besuchte ihn meistens, wenn seine Leute außer Haus waren, in einem kleinen Haus direkt am Fuß des Crasto, auf der Seite, die aufs Meer hinausgeht.«
    »Wurde es für den Tunnelbau abgerissen?«
    »Ja. Das heißt, die Bagger, die bei dem Bau eingesetzt wurden, haben die Ruine und die Fundamente weggeschafft, das Haus war bei den Bombenangriffen, die der Landung der Alliierten im Jahr 43 vorausgingen, buchstäblich zermahlen worden.«
    »Wäre es möglich, Ihren Freund ausfindig zu machen?«
    »Ich weiß nicht einmal, ob er tot oder lebendig ist, auch nicht, wo er gelebt hat. Ich sage das, weil Lillo immerhin vier Jahre älter war oder ist als ich.«
    »Und Sie, Preside, waren Sie jemals in dieser Grotte?«
    »Nein. Einmal habe ich Lillo darum gebeten. Aber er schlug es mir ab, der Großvater und der Vater hatten es ihm ausdrücklich verboten. Er hatte wirklich Angst vor ihnen, und es war schon viel, daß er mir das Geheimnis der Grotte überhaupt verraten hatte.«
    Der Polizeibeamte Balassone sprach trotz seines piemontesischen Nachnamens Mailänder Dialekt, obendrein machte er auch noch ein verdrießliches Gesicht wie an Allerseelen. L'è el dì di mort, alegher! (Es ist der Gedenktag der Toten, laßt uns fröhlich sein!Bei seinem Anblick hatte Montalbano an den Titel eines Gedichtzyklus von Delio Tessa denken müssen.
    Nachdem er hinten in der Grotte eine halbe Stunde lang mit seinem Apparat herumhantiert hatte, nahm Balassone den Kopfhörer von den Ohren und sah den Commissario noch trauriger an, wenn das überhaupt möglich war. Ich habe mich getäuscht, dachte Montalbano, und jetzt steh' ich saublöd vor Jacomuzzi da.
    Selbiger Jacomuzzi hatte nach zehn Minuten in der Höhle erklärt, er leide an Klaustrophobie, und war rausgegangen.
    Vielleicht weil jetzt keine Fernsehkameras da sind und dich filmen? dachte Montalbano boshaft.
    »Und?« erkundigte sich der Commissario, um seinen Irrtum bestätigt zu wissen.
    »De là del mur, c'è«, sagte Balassone geheimnisvoll, denn er war nicht nur melancholisch, sondern auch wortkarg.
    »Würdest du, wenn es dir nicht zuviel ist, mir netterweise sagen, was auf der anderen Seite der Mauer ist?« fragte Montalbano gefährlich freundlich.
    »On sit voeuij.«
    » Könntest du bitte so freundlich sein und italienisch sprechen? Wir sind hier nun mal nicht in Mailand.«
    Dem Aussehen und dem Tonfall nach hätte Montalbano ein Höfling aus dem achtzehnten Jahrhundert sein können: Balassone wußte nicht, daß er sich im nächsten Augenblick, wenn er so weitermachte, eine blutige Nase holen würde. Zu seinem Glück gehorchte er.
    »Da ist ein Hohlraum«, sagte er, »und der ist genauso groß wie diese Höhle hier.«
    Der Commissario war getröstet, er hatte doch recht gehabt. Da kam Jacomuzzi herein.
    »Nichts gefunden?«
    Bei seinem Vorgesetzten war Balassone plötzlich ganz redselig. Montalbano warf ihm einen schrägen Blick zu.
    »Sissignore. Hier nebenan muß es eine zweite Grotte geben. Ich

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