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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Journalisten, der, als er Fazio rufen hörte, wie elektrisiert war und sich schon auf den Bauch werfen und durchschlüpfen wollte. Der Korridor war praktisch genauso lang wie Montalbanos Körper. Er war sofort auf der anderen Seite und schaltete die Taschenlampe an. Die zweite Grotte war kleiner als die erste und wirkte vollkommen trocken. Genau in der Mitte lag ein Teppich, der noch in gutem Zustand war. Hinten links auf dem Teppich eine Schale. An der entsprechenden Stelle rechts ein Krug. Den Scheitel dieses umgekehrten Dreiecks bildete vorn auf dem Teppich ein Schäferhund aus Terracotta in Lebensgröße. Auf dem Teppich zwei verschrumpelte Leichen wie in einem Horrorfilm, die sich umschlungen hielten.
    Montalbano stockte der Atem, er brachte kein Wort heraus. Weiß der Himmel, warum er an das junge Pärchen denken mußte, das er in der anderen Grotte beim Vögeln überrascht hatte. Die anderen konnten nicht widerstehen, sie nutzten sein Schweigen und schlüpften einer nach dem anderen herein. Der Kameramann schaltete seine Lampen ein und begann wie wild alles zu filmen. Niemand sagte ein Wort. Montalbano war der erste, der sich wieder gefangen hatte.
    »Sag dem Erkennungsdienst, dem Giudice und Dottor Pasquano Bescheid«, befahl er.
    Er wandte sich dabei nicht mal zu Fazio um. Er hockte da wie verhext und sah sich das Bild an, er fürchtete, die kleinste Bewegung könnte ihn aus diesem Traum reißen.

Zwölf
    Als der Zauber, der Montalbano gelähmt hatte, von ihm abgefallen war, herrschte er die anderen an, sie sollten gefälligst mit dem Rücken zur Wand bleiben, sich nicht bewegen und nicht auf dem Boden herumtrampeln, auf dem eine Schicht aus feinstem rötlichem Sand lag, der irgendwo eingedrungen war und sich sogar an der Wand befand. Von diesem Sand war in der anderen Grotte keine Spur, und vielleicht hatte er auf irgendeine Weise verhindert, daß die Leichen verwesten. Es waren ein Mann und eine Frau, deren Alter unmöglich auf den ersten Blick festzustellen war. Daß sie unterschiedlichen Geschlechts waren, schloß der Commissario aus dem Körperbau, nicht etwa aus den Geschlechtsmerkmalen, denn die waren verschwunden, in einem natürlichen Prozeß ausgelöscht. Der Mann lag auf der Seite, ein Arm quer über der Brust der Frau, die auf dem Rücken lag. Sie umarmten sich, und sie würden für alle Zeiten umarmt bleiben, denn das, was einmal das Fleisch seines Armes gewesen war, war mit dem Fleisch ihrer Brust wie verklebt, verschmolzen. Nein, man würde sie bald trennen, dafür würde Dottor Pasquano sorgen. Durch die runzlige, pergamentene Haut schimmerte das Weiß der Knochen hindurch; sie waren ausgetrocknet, auf ihre pure Form reduziert. Die beiden schienen zu lachen, die Lippen, die sich zurückgezogen und um den Mund herum gestreckt hatten, entblößten die Zähne. Neben dem Kopf des toten Mannes stand die Schale mit kleinen runden Plättchen darin, neben der Frau ein tönerner Krug, wie die Bauern ihn früher aufs Feld mitnahmen, um das Wasser kühl zu halten. Zu Füßen des Paares der Hund aus Terracotta. Er war etwa einen Meter lang und grauweiß, die Farben unversehrt. So hatte ihn der Künstler, von dessen Hand er stammte, gesehen: die Vorderpfoten ausgestreckt, die Hinterbeine angezogen, das Maul, aus dem die rosa Zunge heraushing, halboffen, die Augen wachsam: So lag er zwar, jedoch in der Position eines Bewachers. Der Teppich hatte ein paar Löcher, durch die man den Sand auf dem Boden sah, aber die Löcher konnten auch alt sein, und der Teppich war vielleicht schon in diesem Zustand gewesen, bevor man ihn in die Grotte gelegt hatte.
    »Alle raus!« befahl Montalbano, und, an Prestìa und den Kameramann gewandt: »Macht vor allem die Lampen aus!« Jäh war ihm bewußt geworden, welchen Schaden sie mit der Wärme, die von den Filmlampen ausging, und überhaupt mit ihrer Gegenwart anrichteten. Er blieb allein in der Grotte zurück. Im Schein der Taschenlampe sah er sich den Inhalt der Schale genau an: Die runden Dinger waren oxydierte Kupfermünzen. Vorsichtig nahm er die Münze, die noch am besten aussah, mit den Fingerspitzen auf; es war eine Münze zu zwanzig Centesimi, geprägt 1941, auf der einen Seite war König Vittorio Emanuele III., auf der anderen ein Frauenprofil mit dem Liktorenbündel abgebildet. Als Montalbano die Lampe auf den Kopf des Toten richtete, fiel ihm ein Loch in dessen Schläfe auf. Davon verstand er genug, um zu wissen, daß es von einer Schußwaffe stammte, er hatte

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