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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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lassen. Wir müssen uns die nächsten Schritte gut überlegen, dann können wir einen Ring auffliegen lassen, dessen Ausmaß wir noch gar nicht kennen. Wir müssen vorsichtig sein. Wenn wir Ingrassia oder jemanden von der Firma Brancato sofort festnehmen, richten wir gar nichts aus. Wir müssen an die großen Fische ran.«
    »Einverstanden«, sagte der Questore. »Ich sage Catania Bescheid, sie sollen für strengste Überw...«
    Er unterbrach sich und zog eine Grimasse, als er sich bitter an den Maulwurf erinnerte, der in Palermo geplaudert und damit Tanos Tod verursacht hatte. Es war durchaus möglich, daß es in Catania auch einen gab.
    »Wir gehen das ganz langsam an«, entschied er, »und überwachen nur Ingrassia.«
    »Und ich bitte den Richter um die entsprechende Genehmigung«, sagte der Commissario.
    Als er gehen wollte, rief der Questore noch mal an. »Hören Sie, meiner Frau geht's viel besser. Paßt Ihnen Samstag abend? Wir haben viel zu besprechen.«
    Giudice Lo Bianco, der Richter, war ungewöhnlich gutgelaunt, seine Augen glänzten.
    »Es scheint Ihnen gutzugehen.« Der Commissario konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen.
    » Eh sì, eh sì, es geht mir wirklich gut.«
    Er sah sich um, setzte ein konspiratives Gesicht auf, beugte sich zu Montalbano vor und sagte leise: »Wußten Sie, daß Rinaldo an der rechten Hand sechs Finger hatte?«
    Einen Moment lang war Montalbano verwirrt. Dann fiel ihm wieder ein, daß der Giudice seit Jahren an einem umfangreichen Werk arbeitete – Leben und Unternehmungen von Rinaldo und Antonio Lo Bianco, vereidigte Lehrmeister an der Universität von Girgenti zur Zeit König Martins des Jüngeren (1402-1409) –, denn er hatte die fixe Idee, daß er mit ihnen verwandt sei.
    »Tatsächlich?« rief Montalbano hocherfreut und erstaunt. Es war besser, auf ihn einzugehen.
    »Sissignore. Sechs Finger an der rechten Hand.«
    Damit läßt sich's bestimmt gut wichsen, wollte Montalbano schon lästern, ließ es dann aber bleiben.
    Er berichtete dem Giudice alles über den Waffenhandel und den Mord an Misuraca. Er erklärte ihm auch, wie er strategisch weiter vorgehen wollte, und bat ihn um die Genehmigung, Ingrassias Telefon abhören zu dürfen.
    »Die kriegen Sie sofort«, sagte Lo Bianco.
    Normalerweise erhob er Einwände, legte einem Steine in den Weg und sorgte für Ärger: Jetzt freute er sich so über seine Entdeckung mit den sechs Fingern an Rinaldos Rechter, daß er Montalbano Folter, Pfählen und Scheiterhaufen genehmigt hätte.
    Der Comissario fuhr heim, zog seine Badehose an, schwamm lange, ging zurück ins Haus, trocknete sich ab, zog sich nicht wieder an, im Kühlschrank war nichts, im Ofen thronte eine Schüssel mit vier riesigen Portionen pasta 'ncasciata, einer wahren Götterspeise; er aß zwei Portionen, tat die Schüssel in den Ofen zurück, stellte den Wecker, schlief eine Stunde lang wie ein Stein, stand auf, duschte, zog die schmutzigen Jeans und das Hemd an und fuhr ins Büro.
    Fazio, Germanà und Galluzzo erwarteten ihn in Klamotten, die nach Schwerarbeit aussahen, packten, als er hereinkam, Schaufeln, Hacken und Pickel, fuchtelten mit den Geräten in der Luft herum und stimmten den alten Sprechchor der Tagelöhner an: »È ora! È ora! La terra a chi lavora!«
    » Mein Gott, seid ihr bescheuert!« lautete Montalbanos Kommentar.
    Am Eingang der Höhle im Crasticeddru warteten schon Prestìa, der Journalist und Schwager von Galluzzo, und ein Kameramann, der zwei große batteriebetriebene Lampen dabeihatte.
    Montalbano warf Galluzzo einen schiefen Blick zu. »Weil Sie...«, sagte der und lief rot an, »weil Sie mir doch erlaubt haben...«
    »Schon gut«, winkte der Commissario ab.
    Sie betraten die Waffenhöhle, und dann machten sich Fazio, Germanà und Galluzzo nach Montalbanos Anweisungen daran, die Steine zu entfernen, die wie zusammengeschweißt waren. Sie arbeiteten gut drei Stunden, auch der Commissario, Prestìa und der Kameramann schufteten, als sie die drei Männer ablösten. Dann war die Wand endlich abgetragen. Balassone hatte recht gehabt – deutlich war der kleine Korridor zu sehen, der Rest verlor sich im Dunkeln.
    »Geh du rein«, sagte Montalbano zu Fazio.
    Fazio nahm eine Taschenlampe, schob sich bäuchlings hindurch und verschwand. Ein paar Sekunden später hörten sie ihn erstaunt rufen: » O Dio, Commissario, kommen Sie schnell!«
    »Ihr kommt nach, wenn ich euch rufe«, sagte Montalbano zu den anderen, aber insbesondere zu dem

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