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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Grundstück Ingrassias oder irgendeines Komplizen versteckt.«
    »Aber ich frage Sie noch mal: Warum sollten sie den Diebstahl simulieren? Von da, wo sie den Laster versteckt hatten, konnten sie den Crasticeddru leicht erreichen, ohne noch mal nach Vigàta fahren zu müssen.«
    »Das mußten sie eben doch. Wenn sie mit fünfzehn Kolli ohne Begleitpapiere an Bord von den Carabinieri, von der Guardia di Finanza oder sonstwem angehalten worden wären, hätten sie Verdacht erregt. Das wäre eine schöne Pleite gewesen, wenn sie gezwungen worden wären, einen Karton zu öffnen. Sie mußten die Kisten, die Ingrassia abgeladen hatte und natürlich nicht öffnen lassen wollte, unbedingt wieder holen.«
    »Langsam beginne ich zu verstehen.«
    »Irgendwann nachts kommt der Laster zum Supermarkt zurück. Der Nachtwächter kann die Männer und den Laster gar nicht wiedererkennen, weil er am Abend zuvor noch nicht im Dienst war. Sie laden die noch nicht geöffneten Kolli auf, fahren zum Crasticeddru, laden die Kisten mit den Waffen ab, kehren zurück, lassen den Laster auf dem Gelände der Tankstelle stehen, und die Sache ist erledigt.«
    »Entschuldigen Sie, aber warum haben sie sich die gestohlene Ware nicht vom Hals geschafft und sind dann nach Catania weitergefahren?«
    »Das ist eben das Geniale daran: Indem sie den Laster anscheinend mit der gesamten gestohlenen Ware finden lassen, lenken sie die Ermittlungen auf eine falsche Fährte. Wir müssen zwangsläufig von einer nicht eingehaltenen Vereinbarung ausgehen, von einer Drohung, einer Warnung wegen nicht gezahlter Schutzgelder. Sie zwingen uns sozusagen, auf einer niedrigeren Ebene zu ermitteln, auf der Ebene, die auf unserer Insel leider fast zur Tagesordnung gehört. Und Ingrassia spielt seine Rolle hervorragend und erzählt uns die blöde Geschichte mit dem Scherz, wie er es nennt.«
    »Wirklich genial«, sagte der Questore. »Ja, aber wenn man genau hinschaut, findet sich immer ein Fehler, irgendein Schwachpunkt. In unserem Fall haben sie nicht gemerkt, daß ein Stück Karton unter die Bretter gerutscht war, die als Boden in der Grotte lagen.«
    »Ach ja, stimmt«, sagte der Questore nachdenklich. Dann, mehr zu sich selbst: »Wer weiß, wo die leeren Kisten hingekommen sind.«
    Manchmal wunderte sich der Questore über belanglose Details.
    »Wahrscheinlich haben sie sie in ein Auto gesteckt und irgendwo in der Pampa verbrannt. Am Crasticeddru waren nämlich mindestens zwei Autos von Komplizen, vielleicht, um den Fahrer des Lastwagens mitzunehmen, wenn der erst mal an der Tankstelle abgestellt war.«
    »Ohne dieses Stück Karton hätten wir also nichts herausgefunden«, schloß der Questore.
    »Na ja, ganz so ist es auch wieder nicht«, sagte Montalbano. »Ich hatte schon eine andere Spur verfolgt, die mich unweigerlich zu der gleichen Schlußfolgerung gebracht hätte. Schauen Sie, sie mußten einen armen alten Mann umbringen.«
    Der Questore fuhr auf. »Ein Mord?« fragte er finster. »Warum weiß ich davon nichts?«
    »Weil es wie ein Unfall aussehen sollte. Ich weiß erst seit gestern mit Gewißheit, daß die Bremsen an seinem Auto manipuliert waren.«
    »Haben Sie das Jacomuzzi gesagt?«
    » Per l'amor di Dio! Jacomuzzi ist lieb und nett und sehr fähig, aber wenn man ihn mit einbezieht, kann man gleich eine Pressemeldung rausgeben.«
    »Dem muß ich mal ordentlich den Kopf waschen, dem Jacomuzzi«, seufzte der Questore. »Erzählen Sie mir alles, aber der Reihe nach und langsam.«
    Montalbano berichtete ihm die Geschichte von Misuraca und dem Brief, den dieser ihm geschickt hatte.
    »Er wurde umsonst getötet«, sagte er abschließend. »Seine Mörder wußten nicht, daß er mir schon alles geschrieben hatte.«
    »Warum hat Ingrassia sich denn in der Nähe des Supermarktes aufgehalten, während sie den Diebstahl simulierten, wenn man Misuraca Glauben schenken darf?«
    »Wenn es weitere Probleme gegeben hätte, ein ungelegener Besuch zum Beispiel, wäre er zur Stelle gewesen und hätte erklärt, daß alles in Ordnung sei, daß sie die Ware zurückschickten, weil die Leute von Brancato die Bestellungen durcheinandergebracht hätten.«
    »Und der Nachtwächter in der Gefriertruhe?«
    »Der war kein Problem mehr. Den hätten sie schon noch verschwinden lassen.«
    »Wie geht's jetzt weiter?« fragte der Questore nach einer Pause.
    »Tano u Grecu hat uns, auch ohne Namen zu nennen, ein großes Geschenk gemacht«, fing Montalbano an, »und das dürfen wir nicht ungenutzt

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