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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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seit einer halben Stunde keine saubere Unterhose finden konnte, wo doch irgendwo eine sein mußte, sagte bei dieser letzten Frage Prestìas, er solle ihn am Arsch lecken. Während die eindrucksvollen Bilder von den Leichen in der Grotte über den Bildschirm liefen, legte Prestìa voller Überzeugung seine These dar. Er wußte nichts von dem Loch in der Schläfe des Mannes und sprach daher von einem Tod aus Liebe. Seiner Meinung nach hatten sich die beiden Liebenden, deren Leidenschaft von ihren Familien nicht geduldet wurde, in der Grotte eingeschlossen, den Durchgang zugemauert und sich dem Hungertod anheimgegeben. Sie hatten ihre letzte Zuflucht mit einem alten Teppich und einem Krug mit Wasser eingerichtet und eng umschlungen auf den Tod gewartet. Von der Schale mit den Münzen sagte er nichts, sie paßte nicht in das Bild, das er sich ausmalte. Die beiden, fuhr Prestìa fort, hätten nicht identifiziert werden können, die Geschichte liege mindestens fünfzig Jahre zurück. Dann berichtete ein anderer Journalist von den Ereignissen des Tages: Ein sechsjähriges Mädchen wurde von einem Onkel väterlicherseits vergewaltigt und mit einem Stein erschlagen, in einem Brunnen wurde eine Leiche gefunden, eine Schießerei in Merfi mit drei Toten und vier Verletzten, der Tod eines Arbeiters, ein Zahnarzt war verschwunden, der Selbstmord eines Händlers, den Wucherer ruiniert hatten, die Verhaftung eines Gemeinderats aus Montevergine wegen Erpressung und Korruption, der Selbstmord des Präsidenten der Provinz, dem Hehlerei vorgeworfen wurde, ein Leichenfund im Meer...
    Montalbano fiel vor dem Fernseher in einen tiefen Schlaf.
    »Pronto, Salvo? Hier ist Gegè. Hör zu, und quatsch mir nicht wieder dauernd dazwischen. Ich muß dich sehen, ich hab' dir was zu sagen.«
    »Va bene, Gegè, gleich heute abend, wenn du willst.«
    »Ich bin nicht in Vigàta, ich bin in Trapani.«
    »Wann dann?«
    »Was ist heute für ein Tag?«
    »Donnerstag.«
    »Paßt dir Samstag um Mitternacht am üblichen Treffpunkt?«
    »Samstag abend bin ich zwar zum Essen eingeladen, aber ich komme trotzdem, Gegè. Warte auf mich, falls es ein bißchen später wird.«
    Der Anruf von Gegè, dessen Stimme so besorgt geklungen hatte, daß Montalbano die Lust auf ein Späßchen vergangen war, hatte ihn rechtzeitig geweckt. Es war zehn Uhr, er schaltete »Retelibera« ein. Nicolò Zito – intelligentes Gesicht, rote Haare und Ideen – eröffnete die Nachrichten mit dem Tod eines Arbeiters in Fela, der bei einer Gasexplosion bei lebendigem Leib verbrannt war. Anhand mehrerer Beispiele zeigte Zito auf, daß mindestens neunzig Prozent der Unternehmer sich einen feuchten Dreck um die Sicherheitsvorschriften scherten. Dann ging er zu der Verhaftung der Staatsdiener über, denen Veruntreuung in mehreren Fällen vorgeworfen wurde, und erinnerte die Zuschauer bei dieser Gelegenheit daran, daß die verschiedenen Regierungen, die jeweils an der Macht waren, mit Gesetzentwürfen gegen die laufenden Säuberungen nicht durchgekommen seien. Sein drittes Thema war der Selbstmord des Händlers, den seine Schulden bei einem Wucherer erdrückt hatten, und er verurteilte die Maßnahmen der Regierung gegen den Wucher als völlig unzureichend. Warum, so fragte er, unterschieden diejenigen, die gegen diese Plage ermittelten, so fein säuberlich zwischen Wucher und Mafia? Wieviele Methoden der Geldwäsche gab es? Schließlich kam er auf die beiden Leichen in der Grotte zu sprechen, aber er tat es aus einem besonderen Blickwinkel, indem er wegen der Art und Weise, wie sie die Nachricht präsentiert hatten, indirekt gegen Prestìa und »Televigàta« polemisierte. Jemand, sagte er, habe einmal gemeint, Religion sei Opium fürs Volk, heutzutage müsse man feststellen, daß das wahre Opium das Fernsehen sei. Zum Beispiel: Aus welchem Grund stellte jemand diesen Fund als den verzweifelten Selbstmord eines Liebespaares dar, das an seiner Liebe gehindert wurde? Welche Anhaltspunkte erlaubten wem auch immer, eine solche These aufzustellen? Die beiden waren nackt gefunden worden: Wo waren ihre Kleider? In der Grotte gab es nicht die geringste Spur einer Waffe. Wie sollten sie sich getötet haben? Waren sie freiwillig verhungert? Eh, via! Warum hatte der Mann eine Schale mit Münzen neben sich, die heute nicht mehr im Umlauf, aber damals gültig waren: etwa als Fährgeld für Charon? In Wahrheit, versicherte er, wollte man aus einem mutmaßlichen Verbrechen einen sicheren Selbstmord, einen

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