Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta
gedacht.«
»Du hast es nie gedacht, aber immer danach gehandelt. Wie bei der Waffengeschichte, von der ich zufällig erfahren habe.«
»Weißt du, Mimì, ich war einfach zu angespannt und in Eile, da habe ich vergessen, dich zu informieren.«
»Erzähl doch keinen Mist, Salvo. Es geht um was ganz anderes.«
»Um was denn?«
»Das kann ich dir sagen. Du hast dir ein Kommissariat zurechtgebastelt, wie es dir in den Kram paßt. Fazio, Germanà und Galluzzo, nimm, wen du willst, sind nichts anderes als verlängerte Arme eines einzigen Kopfes, nämlich deines. Weil sie nicht widersprechen, sie stellen nichts in Frage, sie führen aus und basta. Es gibt nur zwei Fremdkörper hier drin. Catarella und ich. Catarella, weil er zu blöd ist, und ich...«
»...weil du zu intelligent bist.«
»Siehst du? Ich habe das nicht gesagt. Du unterstellst mir einen Hochmut, den ich nicht habe, und boshaft bist du auch noch dabei.«
Montalbano sah ihn an, stand auf, steckte die Hände in die Hosentaschen, ging um den Stuhl herum, auf dem Augello saß, und blieb dann stehen. »Das war nicht boshaft, Mimì. Du bist wirklich intelligent.«
»Wenn du das wirklich findest, warum schließt du mich dann aus? Ich kann dir mindestens genauso nützlich sein wie die anderen.«
»Das ist es ja, Mimì. Nicht genauso wie die anderen, sondern mehr als die anderen. Ich will offen zu dir sein, weil du mich dazu bringst, über mein Verhalten dir gegenüber nachzudenken. Vielleicht ist es das, was mich am meisten stört.«
»Dann sollte ich dir also den Gefallen tun und langsam verblöden?«
»Wenn du Streit suchst, den kannst du haben. Das wollte ich nicht sagen. Weißt du, ich habe mit der Zeit gemerkt, daß ich eine Art einsamer Wolf bin, entschuldige bitte diesen bescheuerten Ausdruck, der vielleicht auch gar nicht stimmt, ich jage schon gern zusammen mit den anderen, aber organisieren will ich die Jagd allein. Das ist für mich die unbedingte Voraussetzung, damit meine Gehirnzellen richtig funktionieren. Eine intelligente Bemerkung von jemand anderem zieht mich runter, entmutigt mich vielleicht für einen ganzen Tag, und es kann passieren, daß ich meine Gedanken nicht mehr auf die Reihe kriege.«
»Ich verstehe«, sagte Augello. »Das heißt, ich hatte es schon verstanden, aber ich wollte, daß du es selber sagst, daß du es bestätigst. Also, hiermit sage ich dir ohne Groll und Ressentiments, daß ich heute noch an den Questore schreibe und ihn um meine Versetzung bitte.«
Montalbano sah ihn an, trat zu ihm, beugte sich vor und legte ihm die Hände auf die Schultern.
»Glaubst du mir, wenn ich dir sage, daß du mir damit sehr weh tun würdest?«
»Scheiße!« explodierte Augello. »Du verlangst wirklich alles von den anderen! Was bist du nur für ein Mensch? Erst behandelst du mich wie ein Stück Scheiße, und jetzt soll ich auch noch Mitleid mit dir haben? Weißt du eigentlich, was für ein unglaublicher Egoist du bist?«
»Ich weiß es«, sagte Montalbano.
»Darf ich Ihnen Ragioniere Burruano vorstellen, der netterweise bereit war mitzukommen?« sagte Preside Burgio, der sich richtig in Schale geworfen hatte.
»Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Montalbano und zeigte auf die beiden kleinen alten Sessel, die in einer Ecke des Zimmers für angesehene Besucher bereitstanden. Er selbst nahm sich einen der beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch standen und normalerweise für weniger angesehene Besucher bestimmt waren.
»Anscheinend fällt mir in diesen Tagen die Aufgabe zu, das, was man im Fernsehen hört, zu korrigieren oder wenigstens zu präzisieren«, begann der Preside.
»Bitte, korrigieren und präzisieren Sie«, sagte Montalbano lächelnd.
»Ich und der Ragioniere sind fast gleichaltrig, er ist nur vier Jahre älter, und wir erinnern uns an dieselben Dinge.«
Montalbano hörte einen gewissen Stolz aus der Stimme des Preside heraus. Er hatte auch allen Grund dazu: Der zittrige Burruano mit seinem trüben Blick wirkte mindestens zehn Jahre älter als sein Freund.
»Sehen Sie, gleich nach der Sendung in ‚Televigàta’, in der das Innere der Grotte gezeigt wurde, in der man die...«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche. Neulich sprachen Sie von der Grotte mit den Waffen, aber die andere erwähnten Sie nicht. Warum?«
»Aus dem einfachen Grund, weil ich nichts von ihrer Existenz wußte, Lillo hat nie von ihr gesprochen. Jedenfalls habe ich sofort nach der Sendung Ragioniere Burruano angerufen, um mich bestätigt
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