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Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta

Titel: Commissario Montalbano 02 - Der Hund aus Terracotta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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nicht, als er sie schluchzen hörte, weinerlich wie ein Kind, dem ein Bonbon oder ein Spielzeug verwehrt wird. Durch die offenstehende Badezimmertür sah er im Gegenlicht, daß sie fertig angezogen war.
    »Ein wildes Tier hat mehr Herz als du«, zischte sie und verschwand.
    Jetzt war Montalbano wach, und auch um vier Uhr morgens war er noch auf und legte eine Patience, die einfach nicht aufgehen wollte.
    Mit finsterer Miene kam Montalabano ins Büro, die Geschichte mit Anna bedrückte ihn; er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sie so behandelt hatte. Außerdem war ihm im Lauf des Morgens ein Zweifel gekommen: Wenn Ingrid an Annas Stelle gewesen wäre, hätte er sich dann genauso verhalten?
    »Ich muß dich dringend sprechen.« Mimì Augello stand in der Tür und wirkte ziemlich aufgeregt.
    »Was willst du?«
    »Dich über den Stand der Ermittlung unterrichten.«
    »Welche Ermittlung?«
    » Vabbè, alles klar, ich komme später noch mal.«
    »Nein, du bleibst jetzt da und sagst mir, um welche Scheißermittlung es geht.«
    »Wie bitte? Um den Waffenhandel natürlich!«
    »Und habe ich dich deiner Meinung nach mit der Ermittlung beauftragt?«
    »Meiner Meinung nach? Du hast selber mit mir darüber gesprochen, erinnerst du dich? Ich dachte, das sei ausgemacht.«
    »Mimì, ausgemacht ist nur, daß du ein Hurensohn bist, wobei ich deine Mutter natürlich raushalte.«
    »Also, ich sage dir jetzt, was ich gemacht habe, und du entscheidest dann, ob ich weitermachen soll.«
    »Sag schon, was du gemacht hast.«
    »Erstens habe ich mir gedacht, daß man Ingrassia im Auge behalten muß, also habe ich zwei von unseren Leuten abgestellt, die ihn Tag und Nacht überwachen, er kann nicht mal pinkeln gehen, ohne daß ich es erfahre.«
    »Wie bitte? Du hast zwei von unseren Leuten auf ihn angesetzt? Du weißt doch, daß er unsere Leute haargenau kennt!«
    »Ich bin doch nicht blöd. Sie sind nicht von uns, ich meine, nicht aus Vigàta. Es sind Kollegen aus Ragòna, vom Questore, an den ich mich gewandt habe, abgestellt.«
    Montalbano sah ihn bewundernd an. »Du hast dich also an den Questore gewandt? Bravo, Mimì, du übertriffst dich ja direkt selber!«
    Augello verzichtete auf eine Retourkutsche und fuhr lieber in seinen Ausführungen fort.
    »Wir haben ein Telefongespräch abgehört, das vielleicht etwas zu bedeuten hat. Ich habe die Transkription bei mir drüben, ich hole sie schnell.«
    »Weißt du sie auswendig?«
    »Ja. Aber wenn du sie hörst, findest du bestimmt irgendein...«
    »Mimì, du hast jetzt erst mal herausgefunden, was es offensichtlich herauszufinden gab. Ich will keine Zeit verlieren. Sag schon.«
    »Also, Ingrassia ruft vom Supermarkt aus in Catania an, bei der Firma Brancato. Er fragt nach Brancato persönlich, der an den Apparat kommt. Dann beklagt sich Ingrassia über die Zwischenfälle, die bei der letzten Lieferung passiert seien, er sagt, daß der Lastwagen nicht soviel früher hätte kommen dürfen und daß er deshalb viele Probleme gehabt habe. Er bittet um ein Treffen, um ein anderes, besseres Liefersystem zu erarbeiten. Brancatos Antwort an dieser Stelle ist zumindest merkwürdig. Er fängt an zu schreien, regt sich auf, fragt Ingrassia, wie er es wagen könne, ihn anzurufen. Ingrassia bittet stammelnd um eine Erklärung. Und Brancato liefert sie ihm, er sagt, Ingrassia sei insolvent, und die Banken hätten ihm, Brancato, geraten, keine Geschäfte mehr mit ihm zu machen.«
    »Und wie hat Ingrassia reagiert?«
    »Gar nicht. Kein Wort. Er hat grußlos eingehängt.«
    »Hast du verstanden, was das Gespräch zu bedeuten hat?«
    »Klar. Ingrassia hat um Hilfe gebeten, und die haben ihn ausgebootet.«
    »Bleib an Ingrassia dran.«
    »Das bin ich schon, ich habe es dir doch gesagt.« Sie schwiegen.
    »Was soll ich tun? Mich weiter um die Ermittlung kümmern?«
    Montalbano gab keine Antwort.
    »Mein Gott, bist du kindisch!« sagte Augello zu ihm.
    »Salvo? Bist du allein im Büro? Kann ich offen sprechen?«
    »Ja. Wo bist du denn?«
    »Daheim, ich habe ein bißchen Fieber und liege im Bett.«
    »Das tut mir leid.«
    »Nein, nein, das muß dir nicht leid tun. Es ist ein Wachstumsfieber.«
    »Was ist denn das?«
    »Es ist ein Fieber, das kleine Kinder befällt. Es dauert zwei, drei Tage, neununddreißig, vierzig Grad, aber man braucht keine Angst zu haben, es ist etwas ganz Natürliches, eben Wachstumsfieber. Wenn es vorbei ist, sind die Kinder ein paar Zentimeter größer. Ich bin bestimmt auch gewachsen,

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