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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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AM 237 GW. Aber keine Menschenseele war zu sehen, der Fahrer des Wagens hatte sich bestimmt irgendwo in der Nähe versteckt. Montalbano entschied, daß es am besten wäre, ganz gleichgültig zu tun. Er stieg pfeifend aus dem Auto und warf die Tür hinter sich zu, dann sah er jemanden, der auf ihn wartete. Er hatte den Mann vorher nicht gesehen, weil er auf der anderen Seite seines Wagens stand und so klein war, daß er nicht über das Autodach reichte. Praktisch ein Zwerg, vielleicht eine Idee größer. Korrekt gekleidet, Goldrandbrille. »Ich warte schon lange auf Sie«, sagte er und trat auf Montalbano zu.
    Montalbano ging, den Hausschlüssel in der Hand, Richtung Tür. Der Dreikäsehoch schob sich dazwischen und wedelte mit einer Art Ausweis. »Ich kann mich ausweisen«, sagte er. Der Commissario schob die kleine Hand mit dem Ausweis beiseite, schloß die Tür auf und ging ins Haus. Der andere folgte ihm.
    »Ich bin Colonnello Lohengrin Pera«, sagte die Nippesfigur.
    Der Commissario blieb wie angewurzelt stehen, als hätte ihm jemand eine Knarre in den Rücken gestoßen. Langsam drehte er sich um und musterte den Colonnello scharf. Seine Eltern hatten ihn wohl so genannt, um ihn irgendwie für seine Statur und seinen Nachnamen zu entschädigen. Montalbano war von den kleinen Schuhen des Colonnello fasziniert; sie waren sicher maßgefertigt, das war nicht mal eine Untergröße, wie die Schuhmacher es nennen. Aber er war einberufen worden, also mußte er, wenn auch knapp, die Mindestgröße haben. Doch seine Augen hinter den Brillengläsern waren lebhaft, wach, gefährlich. Montalbano war sicher, den Kopf der Operation Moussa vor sich zu haben. Er ging in die Küche - immer gefolgt vom Colonnello -, stellte die triglie al sugo, die Adelina zubereitet hatte, zum Aufwärmen in den Ofen, deckte den Tisch und sagte bei alldem kein Wort. Auf dem Tisch lag ein siebenhundert Seiten dickes Buch, das er an einem Bücherstand gekauft und noch nie aufgeschlagen hatte; der Titel hatte ihn neugierig gemacht: Metafisica dell'essere parziale des sizilianischen Philosophen Carmelo Ottaviano. Er nahm es, stellte sich auf die Zehenspitzen, legte das Buch ins Regal und drückte auf den Knopf der Kamera. Als gehorche er der Aufforderung »Klappe«, setzte sich Colonnello Lohengrin Pera auf den richtigen Stuhl.

Achtzehn
    Montalbano brauchte eine gute halbe Stunde, um die triglie zu essen; erstens wollte er sie genießen, wie sie es verdienten, zweitens sollte Lohengrin Pera den Eindruck haben, daß Montalbano das, was der Colonnello ihm zu sagen hatte, einen Dreck interessierte. Er bot ihm nicht mal ein Glas Wein an und benahm sich, als wäre er allein; einmal rülpste er sogar laut. Lohengrin Pera seinerseits rührte sich nicht mehr, nachdem er sich einmal hingesetzt hatte, und beschränkte sich darauf, den Commissario mit seinen kleinenVipernaugen anzustarren. Erst als Montalbano seinen Kaffee getrunken hatte, begann der Colonnello zu reden.
    »Ihnen ist natürlich klar, warum ich gekommen bin.« Der Commissario stand auf, ging in die Küche, stellte die Tasse in den Spülstein und kam wieder zurück. »Ich spiele mit offenen Karten«, fuhr der Colonnello erst dann fort. »Das ist bei Ihnen wahrscheinlich das beste. Deshalb bin ich mit dem Auto gekommen, von dem Sie - zweimal sogar - wissen wollten, wem es gehört.« Er zog zwei Blatt Papier aus der Jackettasche; Montalbano erkannte sie als die beiden Faxe wieder, die er ans Verkehrsministerium geschickt hatte.
    »Allerdings wußten Sie schon, wem der Wagen gehört, Ihr Questore hat Ihnen sicher gesagt, daß es sich um ein Kennzeichen handelt, das der Geheimhaltung unterliegt. Und wenn Sie nun trotzdem diese Faxe geschickt haben, dann heißt das, daß mehr dahintersteckt als die - wenn auch unvorsichtige - simple Bitte um eine Auskunft. Daher kam ich - korrigieren Sie mich, falls ich mich irre - zu der Überzeugung, daß Sie aus einem bestimmten Grund wollten, daß wir uns zu erkennen geben. Hier bin ich, wir sind Ihrem Wunsch nachgekommen.«
    »Sie entschuldigen mich doch einen Augenblick?« fragte Montalbano.
    Ohne die Antwort abzuwarten, stand er auf, ging in die Küche und kam mit einem Teller zurück, auf dem ein riesiges Stück hartgefrorene cassata siciliana lag. Der Colonnello fügte sich mit Engelsgeduld, denn er mußte wohl oder übel warten, bis Montalbano das Stück Eistorte aufgegessen hatte.
    »Reden Sie nur weiter«, sagte der Commissario höflich. »So kann ich das

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