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Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge

Titel: Commissario Montalbano 03 - Der Dieb der süssen Dinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Sisal.« Der Commissario begriff nicht. »Entschuldigen Sie, aber ich verstehe nicht.«
    »Wie nennen Sie es denn?«
    » Totocalcio.«
    »Sehen Sie? Darin liegt der Unterschied. Vor einiger Zeit warf ein Journalist Montanelli vor, er sei zu alt. Als Beweis führte er unter anderem an, Montanelli nenne dieses Spiel noch immer Sisal, wie vor dreißig Jahren.«
    »Aber das heißt gar nichts! Das ist doch nur so dahingesagt!«
    »Das heißt schon was, Montalbano. Es heißt, daß man unbewußt an der Vergangenheit festhält und gewisse Veränderungen nicht sehen will oder sogar ablehnt. Außerdem hat mir nur noch ein knappes Jahr bis zu meiner Pensionierung gefehlt. In La Spezia besitze ich noch das Haus meiner Eltern, das ich zur Zeit renovieren lasse. Wenn Sie bei Signorina Livia in Genua sind, besuchen Sie uns doch mal, wenn Sie Lust haben.«
    »Und wann…«
    »Wann ich gehe? Welches Datum haben wir heute?«
    »Den zwölften Mai.«
    »Offiziell höre ich am zehnten August auf.« Der Questore räusperte sich; da wußte der Commissario, daß jetzt die zweite Sache kam, die vielleicht noch schwieriger zu sagen war.
    »Und was die andere Angelegenheit betrifft…«
    Es fiel ihm offenbar schwer zu sprechen. Montalbano kam ihm zu Hilfe.
    »Schlimmer als das, was Sie gerade gesagt haben, kann es gar nicht sein.«
    »Es geht um Ihre Beförderung.«
    »Nein!«
    »Hören Sie zu, Montalbano. Ihre Position ist nicht länger vertretbar, und Sie dürfen nicht vergessen, daß ich durch die Bewilligung meines Antrags sozusagen ein schwacher Verhandlungspartner bin. Ich muß Sie vorschlagen, und es wird keine Hindernisse geben.«
    »Werde ich dann versetzt?«
    »Zu neunundneunzig Prozent. Bedenken Sie, wenn ich Sie - bei den vielen Erfolgen, die Sie erzielt haben - nicht zur Ernennung zum Vicequestore vorschlage, könnte das Ministerium dies negativ auslegen und Sie am Ende ohne Beförderung irgendwohin versetzen. Sie hätten doch bestimmt nichts gegen eine Gehaltserhöhung!« Montalbanos Hirn lief auf Hochtouren, es rauchte förmlich auf der Suche nach einem rettenden Strohhalm; er sah einen und griff danach.
    »Und wenn ich ab sofort niemanden mehr verhafte?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich meine, wenn ich ab jetzt so tue, als würde ich keinen Fall mehr lösen, wenn ich nicht so ermittle, wie ich eigentlich müßte, wenn ich alle Verbrecher laufen lasse…«
    »Was Sie davon sich geben, ist zum Davonlaufen! Das ist doch Schwachsinn! Es ist mir unbegreiflich, aber jedes Mal, wenn ich auf Ihre Beförderung zu sprechen komme, regredieren Sie plötzlich. Sie argumentieren wie ein kleines Kind!«
    Montalbano wanderte eine Stunde lang durchs Haus, rückte Bücher zurecht, fuhr mit dem Staubtuch über das Glas der fünf gerahmten Stiche, die er besaß, was Adelina nie machte. Den Fernseher schaltete er nicht ein. Er sah auf die Uhr, es war inzwischen fast zehn Uhr abends. Er setzte sich ins Auto und fuhr nach Montelusa. In den drei Kinos gab es Die Wahlverwandtschaften der Brüder Taviani, Gefühl undVerführung von Bertolucci und Goofy - Der Film. Er zögerte keine Sekunde und entschied sich für den Zeichentrickfilm. Der Saal war leer. Er ging zurück zu dem Mann, der seine Karte abgerissen hatte. »Da ist ja kein Mensch!«
    »Sie sind doch da. Wollen Sie etwa Gesellschaft? Es ist spät, die Kinder schlafen längst. Nur Sie sind noch auf.« Er amüsierte sich so, daß er in dem leeren Saal laut lachte.
    Es kommt der Augenblick, dachte er, in dem man merkt, daß sich das Leben geändert hat. Aber wann ist das geschehen? fragt man sich. Und man findet keine Antwort, Geschehnisse, die man nicht wahrnehmen konnte, haben sich gehäuft und irgendwann die Wende eingeleitet. Vielleicht auch wahrnehmbare Geschehnisse, deren Tragweite und Folgen man nicht bedacht hat. Man fragt und hakt nach, aber die Antwort auf dieses »wann« findet man nicht. Als ob das wichtig wäre! Bei ihm, Montalbano, war das anders, er hätte diese Frage sofort beantworten können. Mein Leben hat sich am zwölften Mai geändert, würde er sagen.
    Montalbano hatte neben seiner Haustür eine kleine Lampe anbringen lassen, die sich bei Einbruch der Dunkelheit automatisch einschaltete. Im Schein dieser Lampe sah er schon von der Provinciale her ein Auto, das auf dem kleinen Platz vor dem Haus parkte. Er bog in den Feldweg ein, der zum Haus führte, und hielt ein paar Zentimeter hinter dem Auto. Es war, wie er erwartet hatte, ein metallic-grauer BMW. Das Kennzeichen lautete

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