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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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angerufen?«
    »Beh, ein Freund von mir aus Venedig und unsere Tochter, die in Catania lebt, aber das interessiert Sie bestimmt nicht.
    Aber was ich Ihnen heute Nachmittag sagen wollte - Maurizio Di Blasi hat zweimal angerufen. Kurz vor einundzwanzig und kurz nach zweiundzwanzig Uhr. Er war auf der Suche nach Michela.«
    Die unerquickliche Begegnung mit dem Questore gehörte auf jeden Fall mit einem richtig guten Essen wettgemacht.
    Die Trattoria San Calogero war geschlossen, aber ihm fiel ein, dass ein Freund ihm erzählt hatte, direkt am Ortseingang von Joppolo Giancaxio, einem kleinen Dorf etwa zwanzig Kilometer von Vigàta landeinwärts, gebe es eine Osteria, deren Besuch sich lohne. Er setzte sich ins Auto und fand sie sofort, sie hieß La Cacciatora. Wildbret, wie der Name versprach, gab es natürlich nicht. Der Besitzer-Kassierer-Kellner, mit Fahrradlenkerschnauzbart und einer gewissen Ähnlichkeit mit il Re galantuomo, stellte ihm als Erstes eine üppige Portion caponatina hin, die vorzüglich schmeckte. »Principio sì giolivo ben conduce - Anfang gut, alles gut« hatte Boiardo geschrieben, und Montalbano beschloss, sich daran zu halten.
    »Was darf ich Ihnen bringen?«
    »Was Sie wollen.«
    Il Re galantuomo wusste das Vertrauen zu würdigen und lächelte.
    Als primo brachte er eine große Portion maccheroni mit einer Sauce namens foco vivo (einem lodernden Feuer aus Salz, Olivenöl, Knoblauch und reichlich getrocknetem rotem Peperoncino), woraufhin der Commissario eine halbe Flasche Wein trinken musste. Als secondo eine großzügige Portion agnello alla cacciatora, das angenehm nach Zwiebeln und Oregano duftete. Zum Abschluss ein Dessert aus Ricotta und ein Gläschen anicione zur Stärkung und Verdauungsförderung. Er zahlte die Rechnung, die ein Witz war, und Montalbano und il Re galantuomo schüttelten einander die Hand und lächelten sich an.
    »Verzeihen Sie, wer ist der Koch?«
    » La mia signora.«
    »Meinen Glückwunsch an Ihre Gattin.«
    »Ich werde es bestellen.«
    Auf dem Heimweg fuhr Montalbano nicht Richtung Montelusa, sondern bog in die Straße nach Fiacca ein, sodass er nicht auf dem üblichen Weg von Vigàta, sondern von der entgegengesetzten Seite her nach Marinella kam. Er brauchte eine halbe Stunde länger, aber dafür musste er nicht an Anna Tropeanos Haus vorbei. Er wusste mit Bestimmtheit, dass er dort halten würde, da war nichts zu wollen, und er würde bei der jungen Frau eine lächerliche Figur machen. Er rief Mimi Augello an.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Hundeelend.«
    »Hör zu, anders als ausgemacht, bleibst du morgen früh doch zu Hause. Wir sind in der Sache zwar nicht mehr zuständig, aber ich schicke Fazio, er soll Dottor Licalzi abholen.«
    »Was heißt das, wir sind nicht mehr zuständig?«
    »Der Questore hat mir den Fall entzogen. Er hat ihn dem Chef der Mordkommission übertragen.«
    »Und warum?«
    »Darum. Soll ich deiner Schwester irgendwas ausrichten?«
    »Sag ihr bloß nicht, dass ich ein Loch im Kopf hab! Sonst sieht sie mich schon auf dem Totenbett.«
    »Mach's gut, Mimi.«
    »Pronto, Fazio? Ich bin's, Montalbano.«
    »Was gibt's, Dottore?«
    Er trug ihm auf, alle Anrufe im Zusammenhang mit dem Fall an die Mordkommission von Montelusa weiterzuleiten, und erklärte ihm, was er mit Licalzi tun sollte.
    »Pronto, Livia? Ich bin's, Salvo. Wie geht's?«
    »Geht so.«
    »Sag mal, was soll dieser Ton? Vorgestern Nacht hast du einfach aufgelegt und mich gar nicht zu Wort kommen lassen.«
    »Und du, warum rufst du mich mitten in der Nacht an?«
    »Es war der einzige Moment, in dem ich Ruhe hatte!«
    »Du Ärmster! Ich weise dich darauf hin, dass du, indem du mit Gewittern, Schießereien und Hinterhalten aufwartest, es geschickt hingekriegt hast, meine klare Frage vom Mittwochabend nicht zu beantworten.«
    »Ich wollte dir sagen, dass ich Francois morgen besuche.«
    »Mit Mimi?«
    »Nein, Mimi kann nicht, er ist verletzt.«
    » Oddio! Ist es schlimm?« Livia und Mimi mochten sich.
    »Lass mich doch ausreden! Er wurde von einem Stein am Kopf getroffen. Una minchiata, nur drei Stiche. Ich fahre also allein. Mimis Schwester will mit mir reden.«
    »Über Francois?«
    »Worüber denn sonst?«
    »Oddio. Es geht ihm bestimmt nicht gut. Ich rufe sie gleich an.«
    »Bloß nicht, die gehen doch mit den Hühnern ins Bett! Sobald ich morgen Abend zurück bin, melde ich mich.«
    »Vergiss es ja nicht. Ich kann heute Nacht bestimmt kein Auge zutun.«

Neun
    Jeder Mensch, der seine Sinne

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