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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Sie mir opfern. Ich hätte gern ein paar Informationen über diese Handgranate, die Di Blasi auf die Beamten schleudern wollte.«
    Arquà zeigte keine Regung.
    »Dazu bin ich nicht verpflichtet.«
    War es möglich, dass er sich dermaßen unter Kontrolle hatte?
    »Kommen Sie, Kollege, seien Sie nett. Mir reichen drei Angaben: Farbe, Größe und Marke.«
    Arquà schien ehrlich bestürzt. In seinen Augen blitzte deutlich die Frage auf, ob Montalbano nicht verrückt geworden war.
    »Was, zum Teufel, reden Sie da?«
    »Ich helfe Ihnen. Schwarz? Braun? Dreiundvierzig? Vierundvierzig? Mokassin? Superga? Varese?«
    »Beruhigen Sie sich«, sagte Arquà, obwohl das gar nicht nötig war, aber er befolgte die Regel, dass man Verrückte ruhigstellen musste. »Kommen Sie mit.«
    Montalbano folgte ihm, und sie betraten ein Zimmer mit einem großen halbmondförmigen weißen Tisch, an dem drei Männer in weißen Kitteln hantierten.
    »Caruana«, sagte Arquà zu einem der drei Männer, »zeig dem Kollegen Montalbano die Handgranate.«
    Während Caruana einen Eisenschrank öffnete, fuhr Arquà fort.
    »Jetzt ist sie auseinander genommen, aber als sie sie herbrachten, war sie gefährlich funktionstüchtig.«
    Er nahm die Zellophantüte, die Caruana ihm reichte, und zeigte sie dem Commissario.
    »Eine alte OTO, die 1940 zur Ausrüstung unseres Heeres gehörte.«
    Montalbano brachte kein Wort heraus, er starrte die zerlegte Handgranate an wie der Besitzer einer gerade zu Boden gefallenen Ming-Vase.
    »Haben Sie Fingerabdrücke festgestellt?«
    »Viele waren verwischt, aber zwei von dem jungen Di Blasi waren deutlich zu sehen, Daumen und Zeigefinger der rechten Hand.«
    Arquà stellte die Tüte auf den Tisch, legte dem Commissario eine Hand auf die Schulter und schob ihn auf den Flur hinaus.
    »Sie müssen entschuldigen, es ist alles meine Schuld. Ich hätte nie gedacht, dass der Questore Ihnen den Fall entzieht.«
    Er schrieb das, was er für eine vorübergehende Trübung von Montalbanos geistigen Kräften hielt, dem durch die Suspension erlittenen Schock zu. Eigentlich ein guter Junge, der Dottor Arquà.
    Der Chef der Spurensicherung war zweifellos aufrichtig, überlegte Montalbano auf dem Weg nach Vigàta, so toll konnte er bestimmt nicht schauspielern. Aber wie schafft man es, eine Handgranate zu schleudern, wenn man sie nur zwischen Daumen und Zeigefinger hält? In dem Fall kann man noch froh sein, wenn es einem nur die Eier zerreißt. Arquà hätte den Abdruck eines Großteils der rechten Handfläche feststellen müssen. Wenn die Dinge so standen, wo hatten dann die Leute von der Mordkommission den Akt vollbracht, zwei Finger des bereits toten Maurizio zu nehmen und sie fest auf die Handgranate zu drücken? Kaum hatte er die Frage zu Ende gedacht, machte er kehrt und fuhr nach Montelusa zurück.

Zwölf
    »Was wollen Sie?«, fragte Pasquano sofort, als er Montalbano in sein Büro kommen sah.
    »Ich muss an unsere Freundschaft appellieren«, schickte der Commissario voraus.
    »Freundschaft? Sind wir beide Freunde? Essen wir zusammen zu Abend? Tauschen wir Vertraulichkeiten aus?«
    So war Dottor Pasquano eben, und den Commissario brachten die Worte, mit denen ihn der andere bedacht hatte, nicht im Geringsten aus der Fassung. Man musste nur die richtige Formel finden.
    »Beh, wenn es keine Freundschaft ist, dann ist es Wertschätzung.«
    »Das ja«, gab Pasquano zu.
    Er hatte es richtig getroffen. Jetzt war der Weg geebnet.
    »Dottore, was müssen Sie bei Michela Licalzi noch untersuchen? Gibt es Neuigkeiten?«
    »Was für Neuigkeiten? Ich habe dem Giudice und dem Questore längst Bescheid gesagt, dass der Leichnam von mir aus dem Ehemann übergeben werden kann.«
    »Ach ja? Wissen Sie, der Ehemann hat mir nämlich gesagt, dass ihn die Questura angerufen und ihm mitgeteilt hat, die Trauerfeier könne erst Freitagvormittag stattfinden.«
    »Das ist nicht mein Bier.«
    »Verzeihen Sie, Dottore, wenn ich Ihre Geduld noch weiter in Anspruch nehme. Ist am Leichnam von Maurizio Di Blasi alles normal?«
    »Inwiefern?«
    »Beh, wie ist er denn gestorben?«
    »Was für eine blöde Frage! Durch eine Garbe aus einer Maschinenpistole. Die hätten ihn fast entzweigerissen und eine Büste aus ihm gemacht, die man auf eine Säule hätte stellen können.«
    »Und sein rechter Fuß?«
    Dottor Pasquano machte seine Augen, die sowieso schon klein waren, halb zu.
    »Warum fragen Sie ausgerechnet nach seinem rechten Fuß?«
    »Weil ich den linken nicht für

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