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Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine

Titel: Commissario Montalbano 04 - Die Stimme der Violine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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verstehen, Salvo. Ich muss allein sein, meine Gedanken sammeln, zu einer Entscheidung kommen. Es war schrecklich für mich.«
    Jetzt wurde der Commissario neugierig, »Beh, erzähl doch mal, was dann passiert ist.«
    »Als ich ihn ins Zimmer kommen sah, bin ich ihm spontan entgegengegangen. Er ist mir ausgewichen.«
    Montalbano sah die Szene wieder vor sich, die er selbst ein paar Tage vorher hatte ertragen müssen.
    »Er sah mir in die Augen und sagte: >Ich hab dich lieb, aber ich bleibe für immer hier, bei meinen Brüdern.< Ich blieb reglos stehen, wie erstarrt. Und er fuhr fort: >Wenn du mich mitnimmst, haue ich ab, und du siehst mich nie mehr wieder.< Dann rannte er hinaus und schrie: >Ich bin hier, ich bin hier!< Mir wurde merkwürdig schwindlig, und dann fand ich mich auf einem Bett wieder, Franca saß neben mir. Dio mio, wie grausam Kinder manchmal sein können!«
    War das, was wir ihm antun wollten, etwa nicht grausam? fragte Montalbano sich selbst.
    »Ich war völlig geschwächt, ich versuchte aufzustehen, verlor aber wieder das Bewusstsein. Franca wollte mich nicht fahren lassen, sie rief einen Arzt und blieb die ganze Zeit bei mir. Ich habe bei ihnen geschlafen. Was heißt geschlafen! Die ganze Nacht saß ich auf einem Stuhl am Fenster.
    Am nächsten Morgen kam Mimi. Seine Schwester hatte ihn angerufen. Mimi war sehr lieb zu mir. Er hat dafür gesorgt, dass ich Francois nicht mehr begegnete, er hat mich mitgenommen und ist mit mir durch halb Sizilien gefahren. Er hat mich überredet hierher zu kommen, auch nur für eine Stunde. >Ihr beide müsst miteinander reden, euch aussprechen<, sagte er. Gestern Abend kamen wir in Montelusa an, und er hat mich ins Albergo della Valle gebracht.
    Heute Morgen hat er mich abgeholt und zu dir gefahren.
    Mein Koffer ist in seinem Auto.«
    »Ich glaube nicht, dass es viel zu besprechen gibt«, sagte Montalbano.
    Eine Aussprache wäre nur möglich gewesen, wenn Livia begreifen würde, dass sie einen Fehler gemacht hatte, und ein verständnisvolles Wort, ein einziges nur, für seine Gefühle gehabt hätte. Oder glaubte sie, dass er, Salvo, nichts empfunden hatte, als er schließlich zu der Überzeugung kam, dass Francois für immer verloren war? Livia ließ nichts an sich heran, sie hatte sich in ihren Schmerz verkrochen, sie sah nichts anderes als ihre egoistische Verzweiflung. Und er? Waren sie, bis zum Beweis des Gegenteils, denn nicht ein Paar, dessen Fundament die Liebe, natürlich auch Sex war, vor allem aber gegenseitiges Verständnis, das manchmal fast verschwörerisch gewesen war? Ein Wort zu viel in diesem Augenblick hätte zu einem unheilbaren Bruch führen können. Montalbano schluckte seinen Groll hinunter.
    »Was hast du vor?«, fragte er.
    »Wegen … des Kindes?« Sie brachte Francois' Namen nicht mehr über die Lippen.
    »Ja.«
    »Ich werde mich nicht widersetzen.«
    Sie stand plötzlich auf und rannte Richtung Meer, wimmernd wie ein tödlich verletztes Tier. Dann konnte sie nicht mehr und fiel mit dem Gesicht nach vorn in den Sand. Montalbano nahm sie auf den Arm, trug sie ins Haus, legte sie aufs Bett und säuberte ihr Gesicht behutsam mit einem feuchten Handtuch.
    Als er Mimi Augello hupen hörte, half er Livia beim Aufstehen und brachte ihr Kleid in Ordnung. Sie ließ ihn gewähren, völlig apathisch. Er fasste sie um die Taille und begleitete sie hinaus. Mimi stieg nicht aus, er wusste, dass es unklug war, seinem Chef zu nahe zu kommen, sonst wurde er vielleicht gebissen. Er glotzte vor sich hin, damit sein Blick sich ja nicht mit dem des Commissario kreuzte.
    Einen Augenblick bevor sie in den Wagen stieg, wandte Livia kurz den Kopf und küsste Montalbano auf die Wange.
    Der Commissario kehrte ins Haus zurück, ging ins Bad, stellte sich, angezogen wie er war, unter die Dusche und drehte den Hahn voll auf. Dann schluckte er zwei Schlaftabletten, was er sonst nie tat, kippte ein Glas Whisky hinterher, warf sich aufs Bett und wartete auf den unausweichlichen Schlag, der ihm den Rest geben würde.
    Als er aufwachte, war es fünf Uhr nachmittags; der Kopf tat ihm ein bisschen weh, und schlecht war ihm auch.
    »Ist Augello da?«, fragte er, als er ins Kommissariat kam.
    Mimi trat in Montalbanos Büro und schloss vorsichtshalber die Tür hinter sich. Er wirkte resigniert.
    »Aber wenn du wie immer rumschreien musst«, sagte er, »gehen wir vielleicht besser auf die Straße raus.«
    Der Commissario erhob sich von seinem Sessel, trat ganz nah vor Augello hin

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