Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Direttore beleidigt.
»Danke«, sagte Montalbano und erhob sich. Er streckte die Hand aus.
Der Direttore erhob sich, ging um den Schreibtisch herum, sah den Commissario von unten nach oben an und schüttelte ihm die Hand.
»Kann ich die Aufstellung mitnehmen?«, fragte Montalbano.
»Nein«, antwortete der Savoyen-Bastard kurz angebunden.
Der Commissario verließ das Büro und steckte sich, sobald er auf dem Bürgersteig stand, eine Zigarette an. Er hatte Recht gehabt, sie hatten das Sparbuch verschwinden lassen, weil diese achtundvierzig Millionen das Symptom der tödlichen Krankheit der Griffos waren. Er war seit zehn Minuten wieder im Büro, als Catarella mit ganz verstörter Miene hereinkam. Er hatte das Foto in der Hand und legte es auf den Schreibtisch.
»Ich hab's auch mit dem Scanner von meinem zuverlässigen Freund nicht geschafft. Wenn Sie wollen, bring ich's Cicco De Cicco, weil die diese Sache mit dem Krimininologen erst morgen machen.«
»Danke, Catare, ich bring's ihm selber.«
»Salvo, warum lernst du nicht mit dem Computer umzugehen?«, hatte Livia ihn eines Tages gefragt. Und sie hatte hinzugefügt: »Wenn du wüsstest, wie viele Probleme du damit lösen könntest!«
So, und nun hatte der Computer dieses kleine Problem nicht lösen können, er hatte ihn nur viel Zeit gekostet. Er nahm sich vor, Livia das zu sagen, nur so, um das Gezänk lebendig zu erhalten.
Er steckte das Foto ein, verließ das Kommissariat und setzte sich in seinen Wagen. Doch er beschloss, in der Via Cavour vorbeizuschauen, bevor er nach Montelusa fuhr.
»Signor Griffo ist oben«, teilte ihm die Pförtnerin mit. Davide Griffo öffnete ihm in Hemdsärmeln, den Besen in der Hand, er putzte gerade die Wohnung. »Es war zu staubig.«
Er bat Montalbano ins Esszimmer. Auf dem Tisch lagen auf einem Haufen die Papiere, die ihm der Commissario kurz zuvor gegeben hatte. Griffo fing seinen Blick auf. »Sie haben Recht, Commissario. Das Sparbuch ist nicht da. Wollten Sie mir etwas sagen?«
»Ja. Dass ich zur Post gegangen bin und mich erkundigt habe, wie hoch die Summe war, die Ihre Eltern auf dem Sparbuch hatten.«
Griffo machte eine Geste, als wollte er sagen, dass das nicht der Rede wert sei. »Ein paar Lire, nicht wahr?«
»Um genau zu sein, achtundneunzig Millionen dreihunderttausend.«
Davide Griffo wurde blass. »Aber das ist ein Irrtum!«, stammelte er.
»Kein Irrtum, glauben Sie mir.«
Davide Griffo wurden die Knie weich wie Ricotta, und er sank auf einen Stuhl. »Aber wie ist das möglich?«
»Seit zwei Jahren hat Ihr Vater jeden Monat zwei Millionen eingezahlt. Haben Sie eine Ahnung, wer ihm dieses Geld gegeben haben könnte?«
»Nicht im Entferntesten! Sie haben nie etwas von Extraeinkünften erzählt. Und ich begreife das nicht. Zwei Millionen netto im Monat sind ein beachtliches Gehalt. Was konnte mein Vater, alt wie er war, denn tun, um das zu verdienen?«
»Es ist nicht gesagt, dass es ein Gehalt war.«
Davide Griffo wurde noch blasser, erst war er durcheinander gewesen, doch jetzt schien er richtig erschrocken. »Glauben Sie, es könnte da einen Zusammenhang geben?«
»Zwischen den zwei Millionen monatlich und dem Mord an Ihren Eltern? Es ist eine Möglichkeit, die man ernsthaft in Betracht ziehen muss. Man hat das Sparbuch eben deshalb verschwinden lassen, um zu verhindern, dass wir an einen Zusammenhang von Ursache und Wirkung denken.«
»Aber wenn es kein Gehalt war, was war es dann?«
»Keine Ahnung«, sagte der Commissario. »Ich habe nur eine Vermutung. Doch vorher muss ich Sie etwas fragen, und ich bitte Sie, aufrichtig zu sein. Hätte Ihr Vater für Geld etwas Unrechtes getan?«
Davide Griffo antwortete nicht sofort. »Es ist schwierig, das so zu beurteilen … Ich glaube nicht, dass er es getan hätte. Aber er war, wie soll ich sagen, verwundbar.«
»Inwiefern?«
»Er und Mamma hingen sehr am Geld. Nun, was ist Ihre Vermutung?«
»Zum Beispiel, dass Ihr Vater Strohmann für jemanden war, der illegale Geschäfte machte.«
»Papà hätte sich dafür nicht hergegeben.«
»Auch nicht, wenn ihm die Sache als legal dargelegt worden wäre?«
Griffo antwortete diesmal nicht. Der Commissario erhob sich.
»Wenn Ihnen eine mögliche Erklärung einfällt -«
»Natürlich, natürlich«, sagte Griffo wie zerstreut. Er begleitete Montalbano an die Tür.
»Jetzt erinnere ich mich an etwas, was Mamma letztes Jahr zu mir sagte. Ich war zu Besuch bei ihnen, und Mamma sagte, als Papà gerade nicht da
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