Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
Mamma überweisen ließ - Aber am Monatsende blieb immer sehr wenig übrig, um etwas auf die hohe Kante zu legen.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, das Sparbuch gesehen zu haben.«
    »War es nicht da? Haben Sie genau nachgesehen, wo Papà seine Unterlagen aufbewahrte?«
    »Es war nicht da. Ich habe sie selbst sorgfältig überprüft. Vielleicht hat man es zusammen mit der Brieftasche und der Handtasche mitgenommen.«
    »Aber wozu? Was fangen die mit einem Postsparbuch an, das sie nicht verwerten können? Es ist ein nutzloses Stück Papier!«
    Der Commissario erhob sich. Davide Griffo tat es ihm nach. »Ich habe nichts dagegen, dass Sie in die Wohnung Ihrer Eltern gehen. Ganz im Gegenteil. Wenn Sie bei den Unterlagen etwas finden, was -«
    Er unterbrach sich plötzlich. Davide Griffo sah ihn fragend an.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte der Commissario und ging hinaus.
    Er fluchte im Stillen, ihm war eingefallen, dass die Unterlagen der Griffos noch im Kommissariat waren, er hatte sie von zu Hause mitgebracht. Der Plastikmüllsack stand in der Tat im Abstellraum. Er fand es unpassend, dem Sohn die familiären Andenken so verpackt auszuhändigen. Er durchstöberte die Abstellkammer und fand nichts Brauchbares, weder einen Karton noch eine anständigere Tüte. Er gab es auf.
    Davide Griffo sah ihn erstaunt an, als Montalbano ihm den Müllsack vor die Füße stellte.
    »Den habe ich mir in Ihrer Wohnung geholt, um die Unterlagen hineinzutun. Wenn Sie wollen, lasse ich ihn Ihnen von einem Beamten -«
    »Nein danke. Ich bin mit dem Wagen da«, sagte der andere reserviert.
     
    Er hatte es dem Waisenkind, wie Catarella (apropos, wie lange war er schon fort?) ihn nannte, nicht sagen wollen, aber es gab einen Grund, das Sparbuch verschwinden zu lassen. Und zwar einen handfesten Grund: Es sollte nicht bekannt werden, auf welchen Betrag sich die Sparbucheinlage belief. Und die Summe auf dem Sparbuch konnte das Symptom jener geheimen Krankheit sein, derentwegen später der gewissenhafte Arzt hatte einschreiten müssen. Eine Mutmaßung, natürlich, doch man musste sie überprüfen. Er rief Staatsanwalt Tommaseo an und verbrachte eine halbe Stunde damit, den formalen Widerstand zu brechen, den ihm dieser entgegensetzte. Dann versprach Tommaseo, er werde sich unverzüglich um die Sache kümmern.
     
    Das Postamt war nur ein paar Schritte vom Kommissariat entfernt. Ein schauerlicher Bau, in den vierziger Jahren begonnen, als die faschistische Architektur ihr Unwesen trieb, und dann in der Nachkriegszeit vollendet, als sich der Stil gewandelt hatte. Das Büro des Signor Direttore lag im zweiten Stock, am Ende eines Flures ohne jeden Menschen, ohne jeden Gegenstand, von erschreckender Einsamkeit und Verlassenheit.
    Montalbano klopfte an eine Tür mit einem Plastikschild, auf dem »Direttore« stand. Unter dem Plastikschild hing ein Blatt Papier, das eine von zwei roten Querbalken durchgestrichene Zigarette zeigte. Darunter stand: »Rauchen streng verboten«. »Herein!«
    Montalbano trat ein, und das Erste, was er sah, war ein richtiges Transparent an der Wand, auf dem ebenfalls »Rauchen streng verboten« stand.
    Sonst kriegt ihr es mit mir zu tun, schien der Staatspräsident zu sagen, der finster von seinem Konterfei unter dem Spruchband herabblickte.
    Unter diesem befand sich ein Lehnstuhl, auf dem Morasco cav. Attilio, der Direktor, saß. Und vor Cavaliere Morasco ein gigantischer Schreibtisch, mit Papieren zugepflastert. Der Direttore war ein Zwerg, der König Vittorio Emanuele III. selig ähnelte, mit dem Bürstenhaarschnitt sah sein Kopf aus wie der von Umberto L, und sein Fahrradlenkerschnauzbart erinnerte an den so genannten Re galantuomo, den König und Ehrenmann Vittorio Emanuele II. Der Commissario war fest überzeugt, einen Abkömmling des Hauses Savoyen, einen Bastard vor sich zu haben, wie il Regalantuomo sie in Scharen in die Welt gesetzt hatte. »Sind Sie Piemontese?«, entschlüpfte es ihm, während er ihn musterte.
    Der andere war verdutzt. »Nein, warum? Ich bin aus Comitini.«
    Er konnte aus Comitini, Paternò oder Raffadali sein, Montalbano rückte nicht ab von dem Bild, das er sich gemacht hatte.
    »Sie sind Commissario Montalbano, nicht wahr?«
    »Ja. Hat Staatsanwalt Tommaseo Sie angerufen?«
    »Ja«, gab der Direttore widerwillig zu. »Aber ein Anruf ist ein Anruf. Verstehen Sie mich?«
    »Natürlich verstehe ich Sie. Für mich, zum Beispiel, ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist

Weitere Kostenlose Bücher