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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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rührte sich. Montalbano hob die Hände und betrat das Haus. Es war stockdunkel, der Commissario tat einen Schritt zur Seite, damit er sich nicht in der Türöffnung abzeichnete. Und da bemerkte er ihn, den Geruch, den er schon so oft gerochen hatte, wobei ihm jedes Mal leicht übel wurde. Noch bevor er das Licht anknipste, wusste er, was er sehen würde. Japichinu lag mitten im Zimmer, auf etwas, das aussah wie eine rote Decke, aber sein Blut war, die Kehle durchgeschnitten. Sie mussten ihn hinterrücks gepackt haben, während er seinem Mörder den Rücken zugewandt hatte.
    »Salvo! Salvo! Was ist denn los?«
    Es war die Stimme von Mimi Augello. Er erschien in der Tür. »Fazio! Gallo! Mimi, kommt her!«
    Sie rannten zu ihm, der Pfarrer keuchend hinter den anderen her. Dann blieben sie, als sie Japichinus ansichtig wurden, wie gelähmt stehen. Der Erste, der sich wieder bewegte, war Padre Crucillà, der sich, unbekümmert um das Blut, das seine Soutane beschmutzte, neben den Ermordeten kniete, ihn segnete und Gebete zu murmeln begann. Mimi hingegen fasste an die Stirn des Toten. »Es ist noch keine zwei Stunden her, dass sie ihn ermordet haben.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Fazio. »Ihr drei setzt euch in ein Auto und verschwindet. Lasst mir das andere da, ich unterhalte mich noch ein bisschen mit dem Pfarrer. Wir sind nie in diesem Haus gewesen, den toten Japichinu haben wir nie gesehen. Schließlich sind wir unerlaubterweise hier, das ist außerhalb unseres Gebietes. Und das könnte Scherereien geben.«
    »Aber -«, sagte Augello mutig.
    »Kein Aber, verdammt noch mal. Wir sehen uns später im Büro.«
    Sie schlichen wie geprügelte Hunde davon und gehorchten nur widerwillig. Der Commissario hörte sie lebhaft miteinander reden, während sie sich entfernten. Der Pfarrer war in seine Gebete vertieft. Er musste aber auch Ave-Marias, Vaterunser und Requiem Aeternams beten angesichts der Last an Morden, die Japichinu mit sich schleppte, wo immer er gerade umherflog. Montalbano stieg die Steintreppe hinauf, die in den ersten Stock führte, und schaltete das Licht ein. Da standen zwei schmale Feldbetten nur mit Matratzen darauf, ein Nachtkästchen dazwischen, ein klappriger Schrank, zwei Holzstühle. In einem Winkel ein kleiner Altar, ein Tischchen, auf dem ein besticktes weißes Tuch lag. Auf dem Altar standen drei kleine Figuren: die Jungfrau Maria, ein Herz Jesu und San Calogero. Jede Figur hatte ein brennendes Öllämpchen vor sich. Japichinu war ein frommer Junge, wie sein Großvater Don Balduccio versicherte, er hatte ja sogar einen geistlichen Beistand. Doch der Junge wie der Pfarrer verwechselten Aberglauben mit Religion. Wie übrigens die meisten Sizilianer. Der Commissario erinnerte sich an ein naives Exvoto vom Anfang des Jahrhunderts, das er mal gesehen hatte. Es stellte einen Bauern dar, der vor zwei ihn verfolgenden Carabinieri mit Federbusch floh. Oben rechts beugte sich die Muttergottes aus den Wolken herab und wies dem Flüchtenden den Weg. Auf dem Schildchen stand geschrieben: »Der Härte des Gesezes entkomen«. Quer über einem der beiden Feldbetten lag eine Kalaschnikow. Er löschte das Licht, ging hinunter, nahm sich einen der beiden strohgeflochtenen Stühle und setzte sich. »Patre Crucillà.«
    Der Pfarrer, der noch immer betete, fuhr zusammen und hob den Blick. »Hm?«
    »Holen Sie sich einen Stuhl und setzen Sie sich, wir müssen miteinander reden.«
    Der Pfarrer gehorchte. Er war hochrot im Gesicht und schwitzte.
    »Wie soll ich Don Balduccio das nur beibringen?«
    »Es wird nicht nötig sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil man es ihm längst mitgeteilt hat.«
    »Wer denn?«
    »Der Mörder natürlich.«
    Padre Crucillà hatte Mühe zu verstehen. Er starrte den Commissario an und bewegte die Lippen, jedoch ohne ein Wort zu  sprechen.  Dann begriff er,  sprang,  die  Augen  weit aufgerissen, vom Stuhl auf, wich zurück, rutschte auf dem Blut aus, fing sich gerade noch. Jetzt kippt er mir gleich um und stirbt, dachte Montalbano beunruhigt.
    »Um Himmels willen, was sagen Sie da!«, keuchte der Pfarrer.
    »Ich sage nur, wie es ist.«
    »Aber Japichinu wurde von der Polizei, der Arma, der Digos gesucht!«
    »Die denen, die sie verhaften müssen, normalerweise nicht die Kehle durchschneiden.«
    »Und die neue Mafia? Die Cuffaros?«
    »Patre, Sie wollen nicht wahrhaben, dass dieser schlaue Fuchs Balduccio Sinagra uns beide verarscht hat.«
    »Aber welche Beweise haben Sie, um

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