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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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zu ergeben. Er sei mit einer Maschinenpistole bewaffnet und habe bei zahlreichen Gelegenheiten bewiesen, dass er sie zu gebrauchen wisse. Der Commissario hatte deshalb entschieden, vorschriftsmäßig zu agieren, und Fazio und Gallo hinter das Haus geschickt.
    »Jetzt sind sie bestimmt in Position«, sagte Mimi. Montalbano gab keine Antwort, er wollte seinen beiden Männern genug Zeit lassen, einen passenden Platz zu finden, um sich zu postieren.
    »Ich gehe«, sagte Augello ungeduldig. »Gib mir Deckung.«
    »Einverstanden«, stimmte der Commissario zu. Mimi begann langsam zu robben. Der Mond schien, sonst wäre seine Vorwärtsbewegung unsichtbar gewesen. Die Tür des Bauernhauses stand merkwürdigerweise weit offen. Doch nicht so merkwürdig, wenn man recht überlegte: Bestimmt wollte Japichinu den Eindruck erwecken, das Haus sei verlassen, und in Wirklichkeit versteckte er sich innen, die MP im Anschlag.
    Vor der Tür richtete Mimi sich halb auf, verharrte auf der Schwelle und reckte den Kopf vor, um hineinzusehen. Dann trat er rasch ein. Ein paar Minuten später erschien er wieder und winkte mit dem Arm zum Commissario hin. »Hier ist niemand«, rief er.
    Spinnt der?, fragte sich Montalbano nervös. Kapiert er nicht, dass der ihn vielleicht im Visier hat? Und in diesem Augenblick sah er, vor Schreck erstarrend, wie sich der Lauf einer Maschinenpistole aus dem kleinen Fenster schob, das sich senkrecht über der Tür befand. Montalbano sprang auf. »Mimi! Mimi!«, schrie er.
    Er verstummte, denn es hörte sich an, als singe er die Boheme.
    Die Maschinenpistole schoss, und Mimi stürzte.
    Der Schuss, der Augello getötet hatte, weckte den Commissario auf.
    Er lag immer noch auf der Zeitung, unter dem ulivo saraceno, schweißgebadet. Mindestens eine Million Ameisen hatten seinen Körper in Besitz genommen.
     

Dreizehn
    Wie sich herausstellte, unterschied nur wenig und auf den ersten Blick nichts Grundlegendes den Traum von der Wirklichkeit. Das abgeschiedene Bauernhäuschen, in dem laut Padre Crucillà Japichinus Geheimversteck lag, war dasselbe, von dem der Commissario geträumt hatte, nur hatte dieses hier anstatt des Fensterchens einen kleinen Balkon mit weit geöffneter Tür über der Haustür, die ebenfalls offen stand.
    Im Unterschied zum Traum hatte sich der Pfarrer nicht eilig entfernt.
    »Mich«, hatte er gesagt, »kann man immer brauchen.« Und Montalbano hatte im Stillen ein Stoßgebet zum Himmel geschickt. Padre Crucillà, der mit dem Commissario und Augello hinter einem dicken Büschel Mohrenhirse hockte, blickte zu dem Haus und schüttelte besorgt den Kopf.
    »Was ist?«, fragte Montalbano.
    »Das mit der Tür und dem Balkon kommt mir komisch vor. Wenn ich ihn sonst hier besucht habe, war immer alles geschlossen und man musste klopfen. Seien Sie um Himmels willen vorsichtig. Ich kann nicht beschwören, dass Japichinu sich bereitwillig verhaften lässt. Er hat seine Maschinenpistole griffbereit und weiß sie zu gebrauchen.«
    Als Montalbano sicher war, dass Fazio und Gallo hinter dem Haus Stellung bezogen hatten, sah er Augello an. »Ich gehe jetzt los, und du gibst mir Deckung.«
    »Was ist denn das Neues?«, gab Mimi zurück. »Wir haben es immer umgekehrt gemacht.«
    Er konnte ihm doch nicht sagen, dass er ihn im Traum hatte sterben sehen. »Diesmal wird getauscht.«
    Mimi entgegnete nichts, das war ihm zu riskant, er hörte an der Stimme des Commissario, wann man diskutieren konnte und wann nicht.
    Noch war es nicht dunkel. Es herrschte das graue Licht, das der Dunkelheit vorausgeht, und die Silhouetten waren deutlich zu sehen.
    »Wieso hat er kein Licht an?«, fragte Augello und wies mit dem Kinn auf das Haus im Dunkeln.
    »Vielleicht erwartet er uns«, sagte Montalbano. Und er stand auf und war ohne Deckung.
    »He, was soll das?«, fragte Mimi leise und versuchte ihn am Jackett zu packen und hinunterzuziehen. Dann kam ihm jäh ein Gedanke, der ihn entsetzte. »Hast du deine Pistole?«
    »Nein.«
    »Nimm meine.«
    »Nein«, wiederholte der Commissario und trat zwei Schritte vor. Er blieb stehen, legte seine Hände zum Trichter an den Mund.
    »Japichinu! Ich bin Montalbano. Und ich bin unbewaffnet.«
    Keine Antwort. Der Commissario ging ein Stück weiter vor, ruhig, als ginge er spazieren. Etwa drei Meter vor der Haustür blieb er wieder stehen und sagte mit nur etwas lauterer Stimme als normal:
    »Japichinu! Ich komme jetzt rein. Dann können wir in Ruhe reden.«
    Niemand antwortete, niemand

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