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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Schlaglöcher. Er musste wieder an die Via Crucis der Griffos denken, mit dem Henker, der fluchend mit den Füßen nach ihnen trat, damit sie schneller am Ort und Zeitpunkt ihres Todes ankamen.
    »Amen«, entfuhr es ihm, und es zog ihm das Herz zusammen.
    Auf der Rückfahrt nach Vigàta war er sicher, dass Balduccio den Rat, den er ihm durch den Pfarrer übermitteln ließ, beherzigen würde. Japichinus Leiche würde irgendwo in einer steinigen öden Schlucht landen - Nein, der Großvater wusste, wie fromm sein Enkelkind gewesen war. Er würde ihn anonym in geweihter Erde bestatten lassen. Im Sarg eines anderen.
     
    Als er durch die Tür des Kommissariats getreten war, empfing ihn ungewohnte Stille. War es möglich, dass sie schon gegangen waren, obwohl er gesagt hatte, sie sollten seine Rückkehr abwarten? Nein, sie waren da. Mimi, Fazio, Gallo, jeder saß an seinem Platz, mit finsteren Gesichtern wie nach einer Niederlage. Er rief sie in sein Büro. »Ich will euch etwas sagen. Fazio hat euch sicher berichtet, was zwischen mir und Balduccio Sinagra gelaufen ist. Und, glaubt ihr mir? Ihr müsst mir glauben, weil ich euch nie wirklich angelogen habe. Mir war vom ersten Moment an klar, dass an Balduccios Bitte, Japichinu zu verhaften, weil er im Knast sicherer sei, etwas faul war.«
    »Und warum bist du dann darauf eingegangen?«, fragte Augello polemisch.
    »Um zu sehen, worauf er hinauswollte. Und um seinen Plan zunichte zu machen, falls ich ihn durchschaute. Ich habe ihn durchschaut und den richtigen Gegenzug gemacht.«
    »Welchen?«, fragte diesmal Fazio.
    »Den Fund von Japichinus Leiche von unserer Seite aus nicht offiziell zu bestätigen. Das war es, was Balduccio wollte: Wir sollten ihn finden und ihm damit zugleich ein Alibi verschaffen. Denn ich hätte dem Staatsanwalt erklären müssen, dass es Balduccios Absicht gewesen war, ihn gesund und munter von uns verhaften zu lassen.«
    »Nachdem uns Fazio alles erklärt hatte«, hob Augello wieder an, »sind wir zu demselben Schluss gekommen wie du, nämlich dass Balduccio seinen Enkel hat umbringen lassen. Aber warum?«
    »Das ist im Augenblick nicht zu verstehen. Aber früher oder später wird etwas rauskommen. Für uns alle ist die Sache hiermit abgeschlossen.«
    Die Tür knallte mit solcher Wucht gegen die Wand, dass die Fensterscheiben klirrten. Alle zuckten zusammen. Das war natürlich Catarella.
    »Ah, Dottori Dottori! Grad jetzt hat Cicco De Cicco angerufen! Er hat die Entwicklung gemacht! Und er hat's geschafft! Il nùmmaro su questo pizzino ci lo scrissi. Die Nummer hab ich auf den Zettel da geschrieben. Viermal hab ich sie Cicco De Cicco wiederholen müssen!« Er legte eine halbe Seite aus einem karierten Heft auf den Schreibtisch des Commissario und sagte: »Ich bitte um Verzeihung, dass die Tür ein bisschen angestoßen ist.«
    Er ging hinaus. Und schlug die Tür derart hinter sich zu, dass der Riss im Verputz neben dem Türgriff wieder ein wenig breiter wurde.
    Montalbano las das Kennzeichen und sah Fazio an.
    »Hast du die Nummer von Nenè Sanfilippos Wagen bei der Hand?«
    »Von welchem? Dem Punto oder dem Spider?« Augello horchte auf. »Dem Punto.«
    »Die weiß ich auswendig: BA 927 GG.«
    Wortlos reichte der Commissario Mimi den Zettel.
    »Stimmt überein«, sagte Mimi. »Aber was bedeutet das? Erklärst du uns das vielleicht?«
     
    Montalbano erklärte es ihnen, er erzählte ihnen, wie er von dem Postsparbuch und dem Geld, das darauf lag, erfahren hatte, wie er sich, auf Mimis Vorschlag hin, die Fotografien des Ausflugs nach Tindari angesehen und entdeckt hatte, dass dicht hinter dem Bus ein Punto hergefahren war, wie er der Spurensicherung von Montelusa das Foto gebracht hatte, um es vergrößern zu lassen. Während des ganzen Vortrags sah Augello ihn misstrauisch an. »Du wusstest es schon«, sagte er. »Was?«
    »Dass der Wagen, der dem Bus folgte, Sanfilippo gehörte. Du wusstest es, bevor Catarella dir den Zettel gegeben hat.«
    »Ja«, gab der Commissario zu. »Und wer hat dir das gesagt?«
    Ein Baum, ein ulivo saraceno, wäre die richtige Antwort gewesen, aber Montalbano fehlte der Mut. »Ich hatte eine Eingebung«, sagte er stattdessen. Das überging Augello lieber.
    »Das heißt«, sagte er, »dass es zwischen dem Mord an den Griffos und dem Mord an Sanfilippo einen engen Zusammenhang gibt.«
    »Noch können wir das nicht sagen«, widersprach der Commissario. »Wir wissen nur eines: Dass Sanfilippos Wagen dem Bus gefolgt ist, in dem

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