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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ihm her. »Warum fragen Sie das alles nicht Alfonso?«
    »Welchen Alfonso?«, fragte Montalbano, der schon die Tür geöffnet hatte. »Wie, welchen Alfonso? Den Mann von Margherita.«
    Großer Gott! Die wusste nichts von dem Mord! Sie hatte wohl keinen Fernseher und las nicht Zeitung. »Ich werde ihn fragen«, versicherte der Commissario, schon auf der Treppe.
     
    Er hielt an der nächsten Telefonzelle, stieg aus, ging hinein und stellte fest, dass ein rotes Lämpchen blinkte. Das Telefon funktionierte nicht. Er sichtete ein zweites Telefonhäuschen: Auch hier war das Telefon kaputt. Er fluchte, ihm wurde klar, dass der schöne Lauf, den er bisher zurückgelegt hatte, jetzt allmählich von kleinen Hindernissen unterbrochen wurde, Vorboten größerer Störungen.
    Von der dritten Telefonzelle aus konnte er endlich im Kommissariat anrufen.
    »Ah Dottori Dottori! Wo stecken Sie denn? Den ganzen lieben Vormittag hab ich schon -«
    »Catare, erzähl's mir später. Weißt du, wo >il moro< ist?«
    Erst war es ganz still, dann kam ein Gekicher, das spöttisch klingen sollte.
    »Dottori, wie soll das denn gehen? Sie wissen doch, wie es in Vigàta aussieht. Voller Konogoläser sind wir hier!«
    »Gib mir sofort Fazio.«
    Konogoläser? Litten die an einer traumatischen Läsion am Konogo? Aber was war der Konogo?
    »Ja bitte, Dottore?«
    »Fazio, weißt du, wo eine Gegend namens >il moro< ist?«
    »Einen Augenblick, Dottore.«
    Fazio hatte seinen Hirn-Computer aktiviert. Im Kopf hatte er, unter anderem, eine detaillierte Landkarte des Bezirks Vigàta.
    »Dottore, das ist bei Monteserrato.«
    »Erklär mir, wie man da hinkommt.«
    Fazio erklärte es ihm. Und dann sagte er: »Tut mir leid, aber Catarella will Sie unbedingt sprechen. Von wo aus rufen Sie an?«
    »Aus Trapani.«
    »Was machen Sie denn in Trapani?«
    »Ich erzähl's dir später. Gib mir Catarella.«
    »Pronti, Dottori? Ich wollte Ihnen sagen, dass heute Vormittag -«
    »Catare, was sind Konogoläser?«
    »Die Afrikaner aus dem Konogo, Dottori. Wie heißen die? Konogotaner?«
    Er hängte ein, fuhr weiter und hielt vor einer großen Eisenwarenhandlung. Ein Selbstbedienungsladen. Er nahm einen Geißfuß, ein Stemmeisen, eine große Zange, einen Hammer und eine Metallsäge. Als er zahlen wollte, grinste die Kassiererin, ein hübsches dunkelhaariges Mädchen, ihn an.
    »Hals- und Einbruch«, sagte sie.
    Er hatte keine Lust zu antworten. Er ging hinaus und setzte sich ins Auto. Nach einer Weile blickte er auf die Uhr. Es war fast zwei, und er hatte plötzlich einen Bärenhunger. Vor einer Trattoria, auf deren Schild »dal Borbone« stand, waren mehrere große Lastwagen geparkt. Also aß man dort gut. In Montalbano fand ein kurzer, aber wütender Kampf zwischen Engel und Teufel statt. Der Engel gewann. Montalbano fuhr Richtung Vigàta weiter. »Nicht mal ein panino?«, hörte er den Teufel mit weinerlicher Stimme fragen.
    »Nein.«
     
    Monteserrato hieß eine ziemlich hohe Hügelkette, die Montelusa von Vigàta trennte. Sie begann fast am Meer und erstreckte sich fünf oder sechs Kilometer weit ins Landesinnere. Auf dem letzten Hügelkamm erhob sich ein großes altes Gehöft. Es war ein einsamer Ort. Und das war er geblieben, obwohl er in den Zeiten, als massenhaft Straßen gebaut wurden, auf der verzweifelten Suche nach einem Ort, der eine Straße, eine Brücke, eine Überführung, einen Tunnel rechtfertigen könnte, mit einem Asphaltstreifen an die Landstraße Vigàta-Montelusa angebunden worden war. Vom Monteserrato hatte dem Commissario ein paar Jahre zuvor Preside Burgio, der ehemalige Schuldirektor, erzählt. Er hatte berichtet, wie er 44 mit einem amerikanischen Freund, einem Journalisten, mit dem er sich sogleich gut verstanden hatte, einen Ausflug in den Monteserrato gemacht hatte. Sie waren stundenlang übers Land gewandert, dann waren sie bergauf gestiegen, wobei sie hin und wieder eine Rast einlegten. Als das von hohen Mauern umgebene Gehöft in Sicht kam, wurden sie von zwei Hunden aufgehalten; weder der Preside noch der Amerikaner hatten jemals solche Hunde gesehen. Der Körper eines Windhundes, aber mit kurzem Ringelschwänzchen wie bei einem Schwein, die langen Ohren des Jagdhundes, wilder Blick. Die Hunde hatten sie buchstäblich festgenagelt, sobald sie sich rührten, wurden sie angeknurrt. Dann kam, zu Pferde, endlich jemand von dem Gehöft, der sie begleitete. Der Hausherr führte sie zur Ruine eines alten Klosters. Und dort sahen der Preside und der

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