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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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der Aschenbecher auf dem Tischchen voller Zigarrenstummel war und das ganze Zimmer entsprechend roch, steckte sich der Commissario eine Zigarette an. Er hatte sie gerade ausgedrückt, als ihm der Angestellte mit schwacher Stimme mitteilte:
    »Ich habe sie gefunden. Sie wohnte in der Via Libertà 12.«
    Fühlte er sich nicht wohl? Montalbano wollte ihn fragen, doch er kam nicht dazu. Signor Crisafulli lief schnell wieder an seinen Tisch, packte den Flachmann, trank einen Schluck.
    »Das ist Cognac«, erklärte er. »Ich gehe in zwei Monaten in Pension.«
    Der Commissario sah ihn fragend an, er begriff den Zusammenhang nicht.
    »Ich bin ein Angestellter vom alten Schlag«, sagte der andere,   »und jedes Mal, wenn ich etwas in diesem Tempo erledige, was früher Monate und Monate gedauert hat, wird mir schwindlig.«
     
    Montalbano brauchte zwei Stunden, bis er in Trapani in der Via Libertà ankam. Die Nummer zwölf war ein dreistöckiges Haus inmitten eines gepflegten kleinen Gartens. Davide Griffo hatte ihm erklärt, Zia Giuliana habe die Wohnung, in der sie gelebt hatte, gekauft. Aber vielleicht war sie nach ihrem Tod an Leute verkauft worden, die sie gar nicht gekannt hatten, und der Erlös war höchstwahrscheinlich an irgendeinen Wohltätigkeitsverein gegangen. Neben dem geschlossenen Gartentörchen befand sich eine Sprechanlage mit nur drei Namen. Es waren wohl ziemlich große Wohnungen. Er drückte die oberste Klingel, an der »Cavallaro« stand.
    Eine Frauenstimme meldete sich. »Ja?«
    »Signora, entschuldigen Sie. Ich brauchte eine Auskunft über die verstorbene Signorina Giuliana Di Stefano.«
    »Klingeln Sie an der Wohnung Nummer zwei, der mittleren.«
    Auf dem Schildchen neben dem mittleren Klingelknopf stand »Baeri«.
    »Iih, wir haben es aber eilig! Wer ist da?«, fragte wieder eine Frauenstimme, eine alte diesmal, als der Commissario schon die Hoffnung aufgegeben hatte, denn er hatte schon dreimal geklingelt, ohne Ergebnis.
    »Ich heiße Montalbano.«
    »Und was wollen Sie?«
    »Ich möchte Sie etwas über Signorina Giuliana Di Stefano fragen.«
    »Fragen Sie.«
    »Hier, an der Sprechanlage?«
    »Warum, dauert es lange?«
    »Na ja, es wäre besser, wenn -«
    »Ich mache jetzt auf«, sagte die alte Stimme. »Und Sie tun, was ich Ihnen sage. Wenn das Tor offen ist, gehen Sie durch und bleiben in der Mitte des Weges stehen. Wenn Sie das nicht tun, öffne ich die Haustür nicht.«
    »In Ordnung«, sagte der Commissario resigniert. Als er in der Mitte des Weges stand, wusste er nicht, was er tun sollte. Dann sah er, wie die Fensterläden eines Balkons aufgingen, und eine alte Frau erschien, mit Haarknoten, ganz in Schwarz, Fernglas in der Hand. Sie legte es an die Augen und beobachtete ihn aufmerksam, während Montalbano unerklärlicherweise rot wurde, er hatte das Gefühl, nackt zu sein. Die Alte ging wieder hinein, schloss die Fensterläden, und nach einer Weile war das metallische Schnappen der Haustür zu hören. Natürlich gab es keinen Aufzug. Im zweiten Stock war die Tür, an der »Baeri« stand, geschlossen. Welche Prüfung hatte er denn noch zu bestehen?
    »Wie, sagten Sie, heißen Sie?«, fragte die Stimme auf der anderen Seite der Tür. »Montalbano.«
    »Und was machen Sie beruflich?«
    Wenn er sagte, er sei Kommissar, fiel die bestimmt in Ohnmacht.
    »Ich bin Angestellter im Ministerium.«
    »Haben Sie einen Ausweis?«
    »Ja.«
    »Schieben Sie ihn unter der Tür durch.« Mit Engelsgeduld gewappnet, tat der Commissario, wie ihm geheißen.
    Fünf Minuten tiefen Schweigens vergingen. »Ich mache jetzt auf«, sagte die Alte. Erst da bemerkte der Commissario mit Entsetzen, dass die Tür vier Schlösser hatte. Und bestimmt waren an der Innenseite ein Riegel und eine Kette. Nach zehn Minuten diverser Geräusche ging die Tür auf, und Montalbano konnte seinen Einzug im Hause Baeri halten. Er wurde in einen Salon mit dunklen, schweren Möbeln geführt.
    »Ich heiße Assunta Baeri«, fing die Alte an, »und aus dem Ausweis geht hervor, dass Sie von der Polizei sind.«
    »Exakt.«
    »Das freut mich aber«, sagte Signora (oder Signorina?) Baeri spöttisch. Montalbano hielt den Mund.
    »Die Diebe und die Mörder machen, was ihnen passt, und die Polizei geht unter dem Vorwand, für Ordnung sorgen zu müssen, auf den Fußballplatz und schaut sich die Spiele an! Oder sie eskortiert den Senator Ardoli, der gar keine Eskorte braucht, dem muss man nur ins Gesicht sehen und schon fällt man tot um vor

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