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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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…«
    »Lass mich ausreden. Die Entführer beobachten Susanna schon einige Zeit, um herauszufinden, wie viel Verkehr bei ihrer Rückkehr herrscht und welche Stelle sich für das Vorhaben am besten eignet. An besagtem Abend haben sie Glück, sie kommen gleich an der Kreuzung mit dem Feldweg zum Zuge. Irgendwie halten sie Susanna auf. Sie sind mindestens zu dritt. Zwei steigen aus und zwingen sie, in das Auto einzusteigen, das möglicherweise auf dem Feldweg Richtung Vigàta fährt. Einer der beiden steigt jedoch noch nicht ein, sondern nimmt den Roller und stellt ihn irgendwo am Wegrand ab. Das erklärt auch, warum der Roller so stand, als wäre er auf dem Weg nach Vigàta gewesen. Dann steigt auch dieser Mann ins Auto, und fort sind sie.«
    Francesco war skeptisch.
    »Aber was kümmert sie der Roller? Der kann ihnen doch egal sein, oder? Sie wollen doch nur so schnell wie möglich weg.«
    »Ich habe doch gerade gesagt, dass auf der Straße viele Pendler unterwegs sind! Sie konnten den Roller nicht da liegen lassen. Irgendjemand hätte einen Unfall vermutet, ein anderer hätte erkannt, dass es Susannas Roller ist … Jedenfalls wäre sofort Alarm geschlagen worden, und die Entführer hätten keine Zeit gehabt, sich gut zu verstecken. Und wo sie schon mal da waren, konnten sie den Roller gleich an dem Weg abstellen, den niemand benutzt. Aber es lassen sich sicher weitere Vermutungen anstellen.«
    »Noch mehr?!«
    »So viele du willst. Wir reden sowieso nur ins Blaue hinein. Aber ich muss dich noch etwas fragen. Du hast Susanna doch manchmal nach Hause begleitet.«
    »Ja.«
    »War das Tor dann offen oder geschlossen?«
    »Geschlossen. Susanna hat es mit ihrem Schlüssel geöffnet.«
    »Dann kann man sich auch vorstellen, dass Susanna den Roller abgestellt hat und gerade den Schlüssel aus der Tasche nimmt, um das Tor aufzuschließen, als einer angelaufen kommt, den sie schon manchmal auf der Straße gesehen hat, ein Pendler. Der Mann fleht sie an, ihn auf dem Roller zu dem Feldweg zu bringen, er erzählt ihr irgendeinen Mist, dass seine Frau auf der Fahrt nach Vigàta einen Schwächeanfall hatte und mit dem Handy um Hilfe gebeten hat, dass sein Kind überfahren wurde … irgend so eine Geschichte. Susanna kann schlecht nein sagen, lässt ihn aufsteigen, fährt zu dem Feldweg und fertig. Auch diesmal hätten wir eine Erklärung für die Position des Rollers. Oder …«
    Montalbano verstummte.
    »Warum reden Sie nicht weiter?«
    »Ich habe keine Lust mehr. So genau brauchen wir gar nicht zu wissen, wie das alles abgelaufen ist.«
    »Nein?!«
    »Nein, denn wenn man darüber nachdenkt … Je genauer wir die wichtig erscheinenden Details unter die Lupe nehmen, umso mehr verlieren sie ihre Konturen, sie verschwimmen. Du bist zum Beispiel hergekommen, weil du mich nach Susannas Helm fragen wolltest, oder?«
    »Nach dem Helm? Ja.«
    »Nun, wie du siehst, hat der Helm nach und nach an Bedeutung verloren, je weiter wir in unserem Gespräch vorangekommen sind. Er kam gar nicht mehr zur Sprache. Das eigentliche Problem ist nicht das Wie, sondern das Warum.«
    Francesco wollte etwas fragen, als mit einem Mal die Tür aufflog und gegen die Wand schlug. Er sprang vor Schreck vom Stuhl auf.
    »Was war das?«
    Catarella stand in der Tür. »Mir ist die Hand ausgerutscht«, erklärte er geknickt.
    »Was ist los?«, fragte Montalbano.
    »Sie haben doch gesagt, dass Sie nicht gestört werden wollen, egal wer Sie stört, und da muss ich Sie jetzt was fragen.«
    »Frag.«
    »Der Tschornalist Zito, gehört der zu denen, die stören, oder ist der nicht so einer?«
    »Nein, er stört nicht. Stell ihn durch.«
    »Ciao, Salvo, ich bin’s, Nicolò. Entschuldige bitte, aber ich wollte dir sagen, dass ich gerade ins Büro gekommen bin …«
    »Es ist mir völlig schnuppe, wann du ins Büro kommst, das kannst du deinem Chef erzählen.«
    »Nein, Salvo, ohne Witz. Ich bin gerade gekommen, und da hat mir meine Sekretärin gesagt, dass … Es hat etwas mit der Entführung dieses Mädchens zu tun.«
    »Sag schon, um was geht’s denn?«
    »Nein, komm besser her.«
    »Ich komme, sobald ich kann.«
    »Nein, sofort.«
    Montalbano legte auf, erhob sich und gab Francesco die Hand.
    Der private TV-Sender »Retelibera«, bei dem Nicolò Zito arbeitete, war in Montelusa ansässig, lag aber außerhalb der Stadt. Auf dem Weg dorthin ahnte der Commissario schon, was geschehen war und was ihm der befreundete Journalist erzählen wollte. Er traf ins Schwarze.

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