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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Journalisten im Dienste der Öffentlichkeit nennen. Den verzweifelten Appell des Vaters haben wir vor dem Anruf noch mal gebracht. Die Kidnapper wissen nicht oder wollen nicht wissen, dass ihre Lösegeldforderung angesichts der bekanntermaßen unglücklichen wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Mistretta zwecklos ist. In dieser tragischen Zwickmühle setzen wir unsere ganze Hoffnung auf die Polizei. Vor allem auf Dottor Minutolo, der sehr erfahren ist und dem wir von ganzem Herzen einen schnellen Erfolg wünschen.«
    Der erste Journalist erschien wieder und sagte:
    »Diese Sondersendung zeigen wir ab jetzt stündlich.«
    Dann ertönte Rockmusik.
    Montalbano wunderte sich immer wieder über die Leute, die beim Fernsehen arbeiteten. Sie zeigten einem Bilder eines Erdbebens mit Tausenden von Toten, gänzlich zerstörten Dörfern, weinenden verletzten Kindern, zerrissenen Leichen und gleich danach: »Und nun sehen Sie unsere wunderschönen Bilder vom Karneval in Rio.« Bunt geschmückte Wagen, Fröhlichkeit, Samba, Arschbacken.
    »Dieser verdammte Scheißkerl!«, zischte Zito, der rot angelaufen war und nach einem Stuhl trat.
    »Dem werd ich’s zeigen«, sagte Montalbano.
    Er wählte rasch eine Nummer und wartete dann eine Weile mit dem Hörer am Ohr.
    »Hallo? Montalbano hier. Den Signor Questore bitte. Ja, danke. Ja, ich bleibe dran. Ja. Signor Questore? Guten Tag. Bitte entschuldigen Sie, wenn ich störe, ich bin gerade bei ›Retelibera‹. Ja, ich weiß, dass Zito Sie soeben angerufen hat. Oh ja, gewiss, er hat seine Bürgerpflicht getan. Er hat seine journalistischen Interessen hintangestellt, um … Selbstverständlich, das werde ich ihm ausrichten … Nun, Signor Questore, ich wollte Ihnen sagen, dass soeben ein weiterer anonymer Anruf eingegangen ist.«
    Nicolò starrte ihn völlig entgeistert an und formte seine Hand zu einer Artischocke, um zu bedeuten: »Was redest du da?«
    »Dieselbe Stimme wie zuvor«, fuhr Montalbano fort, »verlangte, alles für eine Aufzeichnung vorzubereiten. Doch als der Mann fünf Minuten später wieder anrief, war der Empfang stark gestört, so dass man nichts verstanden hat, und auch das Aufnahmegerät hat nicht funktioniert.«
    »Was redest du da für einen Mist?«, flüsterte Nicolò.
    »Ja, Signor Questore, ich bleibe vor Ort, falls er sich noch mal meldet. Was sagen Sie? ›Televigàta‹ hat den Anruf eben gesendet?! Aber das ist unmöglich! Den Appell des Vaters haben sie auch wiederholt? Das wusste ich nicht. Aber das ist doch unerhört, wenn Sie erlauben! Das kommt ja einem Delikt gleich! Sie hätten die Aufzeichnung nicht senden dürfen, sondern den Behörden übergeben müssen! Wie Nicolò Zito es korrekterweise getan hat! Der Richter prüft mögliche Maßnahmen? Gut! Sehr gut! Ah, Signor Questore, mich beschleicht ein Verdacht. Nur ein Verdacht, wohlgemerkt. Wenn die Täter noch mal bei ›Retelibera‹ angerufen haben, dann haben sie das bei ›Televigàta‹ sicher auch getan. Und die Leute von ›Televigàta‹ hatten vielleicht mehr Glück und konnten den zweiten Anruf aufzeichnen … Sie werden einen solchen zweiten Anruf gewiss abstreiten, denn sie werden ihn als Trumpf ausspielen wollen, wann immer sie es für günstig halten … Ein schmutziges Spiel, da haben Sie ganz Recht … Natürlich liegt es mir ganz und gar fern, Ihnen bei Ihrer großen Erfahrung irgendwelche Vorschläge zu unterbreiten, aber ich denke doch, dass bei einer gründlichen Durchsuchung der Räume von ›Televigàta‹ so einiges ans Tageslicht … Ja … ja … Meine besten Empfehlungen, Signor Questore.«
    Nicolò sah ihn bewundernd an.
    »Du bist einmalig!«
    »Warte nur, die kommen vor lauter richterlichen Maßnahmen und Durchsuchungsaktionen nicht mal mehr zum Pinkeln, von wegen Sondersendung!«
    Sie lachten, aber Nicolò wurde gleich wieder ernst.
    »Wenn man erst den Vater und gleich darauf den Täter hört, könnte man meinen, dass zwei Taube miteinander reden. Der Vater sagt, er hat keine Lira, und die Antwort ist, er soll das Geld bereithalten. Wie viel würde er denn für die Villa kriegen?«
    »Teilst du die Meinung deines hochverehrten Kollegen Pippo Ragonese?«
    »Und die wäre?«
    »Dass die Entführung das Werk naiver Immigranten ist, die nicht kapieren, dass sie alles zu verlieren und nichts zu gewinnen haben.«
    »Quatsch.«
    »Vielleicht haben die Täter keinen Fernseher und wissen nichts vom Appell des Vaters.«
    »Es könnte auch sein, dass …«, fing Nicolò an,

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